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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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besten Willen nichts rausgebracht. Schon das Atmen fiel mir schwer. Ich konnte an nichts anderes denken als an Mrs Gutierrez und was er ihr angetan hatte. Wie konnte jemand, der so gut roch (der intensive Duft seines Rasierwassers benebelte mir die Sinne) und so viel Wärme ausströmte (was mir bei der eisigen Nachtluft und meiner doch ziemlich dünnen Windjacke sehr gelegen kam), so …
    So böse sein?
    »Ich sag dir mal was.«
    Ich spürte, wie seine Stimme in seinem Brustkorb vibrierte, so eng presste er mich an sich.
    »Ich teile es mit dir. Ein Tausender für jeden von uns.«
    Ich musste schwer schlucken, bevor ich antworten konnte. »Du bist krank.«
    »Ach sei doch nicht so, Suze«, sagte er tadelnd. »Du musst zugeben, das ist ein faires Angebot. Mit deiner Hälfte kannst du machen, was du willst. Schick es an die Gutierrez oder sonst was, ist mir egal. Aber wenn du schlau bist, kaufst du dir jetzt, wo du endlich deinen Führerschein hast, ein Auto davon. Tausend Mäuse wären eine gute Anzahlung für einen anständigen fahrbaren Untersatz. Dann müsstest du dich nicht immer rausschleichen und das Auto deiner Mutter stibitzen, wenn sie schläft.«
    »Ich hasse dich«, knurrte ich. Ich wand mich aus seiner Umarmung und ignorierte die kalte Luft, die sofort den Platz ausfüllte, an dem eben noch sein Körper den meinen gewärmt hatte.
    »Nein, tust du nicht«, widersprach er. Der Mond blitzte gerade lang genug zwischen den dichten Wolken hervor, dass ich das breite Grinsen auf seinem Gesicht sehen konnte. »Du bist nur sauer, weil du weißt, dass ich recht habe.«
    Ich konnte es kaum fassen. Das sollte wohl ein Witz sein?! »Du meinst, einer toten Frau das Geld zu klauen, ist richtig?«
    »Klar doch.« Der Mond war wieder verschwunden, aber ich hörte ihm an, wie belustigt er war. »Sie braucht es doch nicht mehr. Du und Pater Dom, ihr seid schon zwei Weicheier, weißt du das? Aber eins würde ich doch zu gern wissen: Woher wusstest du, was sie da vor sich hingebrabbelt hat? Ich dachte, du hättest Französisch in der Schule gewählt, nicht Spanisch.«
    Ich zögerte mit der Antwort. Verzweifelt suchte ich nach einer Ausrede, die nicht das Wort beinhaltete, das ich in Pauls Anwesenheit am wenigsten verwenden wollte. Das Wort, bei dessen Klang (ach, allein schon beim Gedanken daran) mein Herz Purzelbäume schlug und mein Blut freudig zu summen anfing.
    Nur rief dieses Wort bei Paul eben nicht dieselbe Wirkung hervor.
    Aber bevor mir eine Lüge einfallen konnte, kam er von selber drauf.
    »Ah, ich verstehe.« Seine Stimme klang auf einmal tonlos. »Wegen ihm. Wie blöd von mir.«
    Bevor ich etwas sagen konnte, was die Situation etwas entspannte oder zumindest Paul von Jesse ablenken konnte, also von dem Menschen, den ich am liebsten für immer aus Paul Slaters Gedanken entfernt hätte, fügte er in einem komplett anderen Tonfall hinzu: »Also, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich bin k. o. Mir reicht’s für heute. Bis bald, Suze, man sieht sich.«
    Damit drehte er sich weg. Einfach so, er drehte sich weg und wollte gehen.
    Ich wusste natürlich, was ich zu tun hatte. Und ich freute mich nicht gerade darauf. Das Herz war mir mittlerweile tief in die Hose gerutscht, und meine Handflächen waren fürchterlich feucht.
    Aber hatte ich eine Wahl? Ich konnte ihn doch nicht mit dem ganzen Geld abhauen lassen. Ich hatte versucht, ihn zu überzeugen, aber erfolglos. Auch wenn Jesse das sicher nicht gefallen würde – es gab keinen anderen Weg. Wenn Paul das Geld nicht freiwillig rausrückte, musste ich es ihm eben mit Gewalt abnehmen.
    Ich rechnete mir dabei ziemlich gute Chancen aus. Paul hatte die Schachtel in die Innentasche seines Jacketts gesteckt. Ich hatte sie dort gespürt, als er mich an sich gezogen hatte. Also musste ich ihn nur irgendwie ablenken – am besten mit einem festen Schlag ins Sonnengeflecht –, mir dann die Schachtel schnappen und sie durch das nächstbeste Fenster ins Haus schleudern. Natürlich würde das zersplitternde Glas die Gutierrez in Todesangst versetzen, aber es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie deswegen die Bullen rufen würden. Nicht wenn sie die zweitausend Piepen auf dem Fußboden entdeckten.
    Das war nicht gerade der beste Plan, den ich je gefasst hatte, aber es war der einzige, den ich hatte.
    Also rief ich Pauls Namen.
    Er drehte sich zu mir um. Der Mond suchte sich diesen Augenblick aus, um mal wieder zwischen den Wolkenballen hervorzuspitzeln, und im fahlen
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