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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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ein Blitz aus heiterem Himmel.
    »Und, wo gehst du vor dem Winterball zum Abendessen aus?«, fragte mich Kelly Prescott, als wir in der vierten Stunde im Sprachlabor saßen. Aber sie wartete meine Antwort gar nicht erst ab. Es interessierte sie nämlich überhaupt nicht. Sie hatte nicht gefragt, um eine Antwort zu bekommen.
    »Paul führt mich ins Cliffside Inn aus«, fuhr sie fort. »Du kennst doch das Cliffside Inn, oder nicht? Am Big Sur?«
    »Na klar kenn ich das«, erwiderte ich.
    Zumindest hab ich das behauptet. Schon komisch, wie ein Gehirn auf Autopilot schalten kann. Wie ist es möglich, dass man was sagt, aber was ganz anderes denkt? Denn als Kelly erzählte, Paul würde sie ins Cliffside Inn führen, lautete mein erster Gedanke nicht: Na klar kenn ich das. Bei Weitem nicht. Mein erster Gedanke ging eher in Richtung von: Was? Kelly Prescott? Paul Slater geht mit KELLY PRESCOTT zum Winterball?
    Aber laut sagte ich etwas anderes. Zum Glück, wenn man bedenkt, dass Paul nur ein paar Sprachkabinen weiter saß und am Tonregler seines Audiogeräts drehte. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass er mitbekam, dass ich … nun ja … gepisst war, weil er jemand anderen zum Ball eingeladen hatte. War ja schon schlimm genug, dass er mitbekam, wie ich zu ihm rüberschielte, da sollte er nicht auch noch wissen, dass ich über ihn redete. Er zog die Augenbrauen in die Höhe, als wollte er fragen: »Kann ich irgendwie helfen?«
    Doch dann wurde mir bewusst, dass er die Kopfhörer aufhatte. Er konnte also gar nicht gehört haben, was Kelly über ihn gesagt hatte. Weil er nämlich der geistreichen Unterhaltung zwischen unseren kleinen französischen Freunden Dominique und Michel gelauscht hatte. Puh!
    »Der Laden hat fünf Sterne«, plapperte Kelly weiter und zwängte sich in ihre Kabine. »Das Cliffside Inn, meine ich.«
    »Cool.« Ich riss meinen Blick gewaltsam von Paul los und zog mir den Stuhl aus meiner Kabine heraus. »Ihr werdet da bestimmt viel Spaß haben.«
    »Oh ja«, sagte Kelly. Sie schleuderte ihre honigblonde Haarpracht nach hinten, damit sie die Kopfhörer aufsetzen konnte. »Das wird richtig romantisch. Und, wohin gehst du? Zum Essen vor dem Ball, meine ich.«
    Dabei wusste sie natürlich längst, was Sache war. Sie wusste es nur zu gut.
    Aber sie wollte mich zwingen, es selbst auszusprechen. Mädchen wie Kelly sind so.
    »Ich glaube, ich geh gar nicht auf den Ball«, sagte ich, setzte mich in die Kabine neben der ihren und packte mir die Kopfhörer auf die Ohren.
    Kelly schaute mich über die Trennwand hinweg an, das Gesicht voller Mitgefühl. Voller falschem Mitgefühl natürlich. Ich war Kelly Prescott vollkommen egal. Außer ihrer eigenen Person war Kelly Prescott so ziemlich jeder egal.
    »Du gehst nicht hin? Oh, Suze, das ist ja furchtbar! Hat dich keiner gefragt oder wie?«
    Ich lächelte nur – lächelte und versuchte, das Gefühl, dass Pauls Blick sich in meinen Hinterkopf bohrte, zu ignorieren.
    »Echt schade«, sagte Kelly. »Und jetzt, wo Debbie mit Pfeifferschem Drüsenfieber flachliegt, wird Brad wohl auch nicht hingehen können. Hey, ich hab eine Idee!« Sie kicherte. »Wieso geht ihr nicht zusammen auf den Ball, Brad und du?«
    »Sehr witzig«, sagte ich und lächelte schwach, während Kelly sich über ihren eigenen Witz beäumelte. Es gibt ja wirklich kaum was Jämmerlicheres als ein Mädchen, das von ihrem eigenen Stiefbruder zum Winterball begleitet wird.
    Außer vielleicht ein Mädchen, das von gar niemandem begleitet wird.
    Ich schaltete mein Audiogerät ein. Sofort begann sich Dominique bei Michel über ihr dormitoire zu beschweren. Bestimmt murmelte Michel irgendwas Mitfühlendes (das tat er meistens), aber ich bekam es nicht mit.
    Irgendwie ergab das alles doch keinen Sinn! Mit Kelly und Paul und dem Ball, meine ich. Wieso sollte er Kelly einladen, wenn er bis vor Kurzem noch hinter mir her gewesen war und mich um ein Date angefleht hatte? Egal was oder wohin. Nicht dass mich das mit besonderer Freude erfüllt hätte, aber ich musste ihm doch immer wieder ein Knöchelchen hinschmeißen, und sei es nur, um ihn davon abzuhalten, meinem Freund dasselbe anzutun, was er schon Mrs Gutierrez angetan hatte.
    Augenblick mal. War es das ? Hatte Paul langsam die Schnauze voll davon, mit einem Mädchen abzuhängen, das er nur durch Erpressung dazu bringen konnte, mit ihm Zeit zu verbringen?
    Tja, dann, bitte sehr. Wenn Kelly ihn haben wollte, sollte sie ihn meinetwegen gerne haben.
    Das Problem
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