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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
Autoren: Leo Lukas
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Prolog
    »Da kommt sie.«
    »Die Untote.«
    »Pst! Nicht hinschauen!«
    Flip Kakuta senkt den Kopf, und die anderen Bengel tun es ihm nach. Während ich vorbeigehe, starren alle vier ängstlich zusammengekauert auf das Spielbrett am Boden, als gäbe es nichts Faszinierenderes im ganzen Universum.
    Die Herrin, die durch meine Augen sieht, hält mich an, dreht mich um und beugt mich hinab. Auf den sechseckigen Feldern stehen winzige Kriegsschiffe: Kugelraumer, Fragmentwürfel, Troventaare; stellvertretend für Alteraner, Posbis und Laren.
    Mein Mund öffnet sich. Lippen und Zunge formen Silben. Meine Stimme fragt, stockend, undeutlich, viel zu laut: »Naaa? Uwer ge-uwinn-t?«
    »Ich«, murmelt Flip Kakuta, ohne den Wuschelkopf zu heben. Einer Untoten ins Gesicht zu blicken, bringt Unglück. »Ich spiele die Laren«, fügt er unnötigerweise hinzu. Es gewinnen immer die Laren, Dummchen. So sind die Regeln. Bei diesem Spiel, und nicht nur bei diesem, steht der Sieger von vornherein fest.
    Ja. So sind die Regeln. Wer sie anzweifelt oder sich gar einbildet, dagegen aufbegehren zu können, muss mit den Folgen leben. Und sterben. Wie ich, langsam, qualvoll. Das will die Herrin, die durch meine Augen sieht, mir und den anderen demonstrieren. Seit Tagen, immer und immer wieder.
    »Bra-uo!«, zwingt sie mich zu lallen. »Gra-tuu-lliere! Gut ge-m-moacht.«
    Sie richtet mich auf und führt mich weiter, quer über den Marktplatz. Die Menschen weichen mir aus. Auch ein Maahk in seinem klobigen Druckanzug, der alle anderen überragt, bleibt stehen und wendet sich ab. Nicht einmal der Methan-Wasserstoff-Atmer erträgt meinen Anblick. Da kommt sie, die Untote; um Himmels willen, schau weg! Aber mich zu ignorieren, zu verdrängen, sich vorzumachen, es gäbe mich gar nicht, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Faustgroße Kameradrohnen umschwirren mich. In kurzen Abständen werden die bunten Reklamen auf den Holoschirmen, die den Platz säumen, von Bildern des wandelnden Leichnams ersetzt; es gibt kein Entrinnen vor mir und der Mahnung, die ich darstelle. so will es die Herrin, die durch meine Augen sieht. Sie hebt meinen rechten Arm und lässt mich winken, auf allen Holoschirmen zugleich, schneidet mir dabei mit meinem eigenen, mumienhaften Gesicht eine Grimasse.
    Meine Beine tragen mich zu einer Imbissbude. Schlagartig löst sich die Menschentraube auf, die sie umstanden hat. So panisch fliehen sie vor mir, dass einige sogar vergessen, ihre Speisen und Getränke mitzunehmen. Kitai Lechnoir, der Besitzer, duckt sich zu Boden, verkriecht sich unter die Arbeitsplatte. Ich höre ihn leise schluchzen. Er kennt mich gut und weiß, wie gern ich seine Wurstkringel gegessen habe. Früher, als ich noch aß.
    Köstlich riechen die Speisen; grauenvoll köstlich. Ich habe Hunger, wahnsinnigen Hunger und Durst. Meine Hand nimmt einen Becher, hebt ihn hoch, hält ihn unter meine Nase. Süßsauer, fruchtig. Olvidbeer-Sprudel. Was gäbe ich für einen einzigen Schluck. Doch mein Mund bleibt zu, während die Hand den Becher neigt und der dunkelrote Saft über mein Kinn rinnt, das schmutzig weiße Leibchen tränkt, zu Boden tropft, zwischen den Pflastersteinen versickert. Auf dem Holo hinter der Bude erscheint die bekleckerte, spindeldürre Untote und zwinkert mir höhnisch zu.
    Jetzt wird es bald vorüber sein. Für diesmal. Gewöhnlich führt mich die Herrin, die durch meine Augen sieht, vormittags wie nachmittags etwa eine Stunde lang herum; dann widmet sie sich ihren sonstigen Pflichten. Sie hat viel zu tun in diesen Tagen. Dennoch weiß ich mit Bestimmtheit, dass sie es ist, die mich über den Chip in meinem Nacken steuert. Das lässt sie sich nicht entgehen, sie nicht.
    Ich sollte sie wohl hassen, aber mir fehlt die Kraft dazu. Nur noch den Tod wünsche ich herbei. Jedoch tritt er nicht ein, so sehr ich mich danach sehne; auch diese Erlösung verweigert mir die Herrin. Sie will meine Hinrichtung zelebrieren, meine Schmach so lang wie möglich auskosten. Die Impulse des Chips dirigieren mich ins Le-digenhaus und legen mich auf die Pritsche. Meine Hand schließt die Infusionskanüle an. Was mir an Flüssigkeit eingeträufelt wird, ist zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Meine Lider klappen zu. Ich fühle nichts mehr; sie hat auf Paralysemodus umgeschaltet.
    Hören kann ich noch.
    Vorsichtige Schritte, nach unbestimmter Zeit.
    Dann ein Flüstern: »Ich bin es, Guilder. Hab dir dein Sloppelle gebracht.«
    Das sollst du nicht, möchte ich sagen. Doch
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