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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Lalo
Quecksilberträume
    Diana L. Paxson
    »Aglon! Ich dachte, sie hätten dich umgebracht!«
    Er steht im Türrahmen, eine blasse Gestalt im Mondlicht, das durch den feinen Vorhang filtert, doch kein anderer, den sie kennt, hat so herrliche Schultern oder solch prachtvolles, dunkles, lockiges Haar.
    »Ich bin überrascht, daß sie dich zu mir lassen zu dieser Stunde - warst du in einer Mission unterwegs? Warum haben sie mir gesagt, du seist tot?« Joia setzt sich auf im Bett und schlägt einladend die Decken zur Seite. Es muß in der Tat spät sein, denn es ist still im Aphrodisiahaus.
    Er antwortet nicht. Dann steht er an ihrem Bett, und mehr Licht fällt auf ihn. Sie sieht ihn an, er ist bleich wie die Marmorstatue eines Gottes - nur an seinem Hals klafft der dunkle Spalt, den die Klinge geschlagen hatte... Sie öffnet die Lippen zu einem Schrei, aber seine Berührung läßt sie erstarren.
    Kalt! Er ist so kalt...
    »Bei Eshis Titten! Bist du verrückt geworden, Joia?«
    Der harte Schlag wurde durch die Bettvorhänge gemildert. Schluchzend fiel das Mädchen zurück auf die Seidenkissen. Eine dunkle Gestalt bewegte sich; Funken sprühten vom Feuerstein, und der flackernde Schein der Lampe wurde ruhiger und heller.
    »Du bist nicht Aglon!«
    »Aglon ist tot! Du kleine Schlampe, hattest du schon so viele Männer, daß du dich nicht mehr an alle erinnern kannst?«
    »Ricio...« Sie schnappte nach Luft, dann stützte sie sich auf einen Ellenbogen und strich zerzauste rotbraune Locken aus dem Gesicht. »Den Göttern sei Dank! Ich dachte, Aglons Geist wollte - wollte mich holen! Ich hatte solche Angst!«
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber er schüttelte sie ab. Er war sehr jung, und die Spuren ihrer Nägel röteten sich bereits auf seiner Brust.
    »Ricio, Süßester«, flüsterte Joia. »Du wirst mir doch nicht böse sein, nur wegen eines kleinen Alptraums? Schau, ich bin jetzt wach. Ich möchte den Rest der Nacht nicht ungenutzt verstreichen lassen, du etwa?«
    »Warum nicht? Du denkst doch jedesmal, wenn ich dich anfasse, daß ich Aglon bin! Für dich ist wohl ein Mann der Garnison wie der andere!« Er klang verdrossen, und sie verbarg ein Lächeln.
    »O Ricio, es war ein Alptraum! Aglon bedeutete mir nichts mehr, als ich dich traf!« Diesmal wehrte er ihre Zärtlichkeit nicht mehr ab, war aber immer noch verstimmt. »Schau - das ist das einzige, was er mir je gab.« Das Licht der Lampe spielte wie Quecksilber auf der glänzenden Oberfläche der Kugel, die das Mädchen vom Nachttisch nahm. Seine Gürteltasche hing am Bettpfosten, und sie ließ die Kugel hineinfallen. »Nimm du sie, Ricio. Ich brauche sie nicht mehr.«
    Trotz seines Grolls reagierte sein Körper. Joias Hände wurden mutiger.
    »Du hast mich gekratzt. «, bemerkte er heiser und drehte sich ihr schließlich zu.
    »Ist es besser, wenn ich es küsse, so?«
    Der Standortsoldat stöhnte und ließ sich zurück auf die Kissen gleiten, als sie sich über ihn beugte.
    »Er kam zu mir - letzte Nacht. Es war schrecklich.« Joia nahm einen winzigen Schluck aus der Porzellantasse, die Valira ihr in die Hand drückte, dann stellte sie sie ab. Valira seufzte. Sie war erst zweiundzwanzig, und das war selbst im
    Aphrodisiahaus noch kein hohes Alter. Ihr dunkles Ilsigerhaar, das sie geschickt bleichte, daß es golden schimmerte, enthielt keine graue Strähne. Vielleicht hielten die anderen Mädchen sie deshalb für mütterlich, weil sie eine kleine Tochter hatte.
    »War Ricio bei dir?«
    »Er bezahlte für die ganze Nacht«, erklärte Joia. »In meinem Alptraum dachte ich, er sei Aglon, und ich erwachte, um mich schlagend. Er wurde eifersüchtig, als ich ihm alles erklärte.«
    »Kindchen.«, begann Valira und ließ ihre Ellenbogen auf der intarsienverzierten Tischplatte ruhen. Der Tisch war neu, wie die meisten Möbel, wie fast alles in der Fassade Freistatts -eine glänzende Fassade, die die Tatsache verbergen sollte, daß sich dahinter nicht viel geändert hatte. »Man sollte meinen, er würde Mitgefühl zeigen. Aglon war sein Kamerad.«
    Joia schüttelte den Kopf. »Ricio ist sehr jung.« Ihre hennaroten Locken waren in Auflösung, und die dunklen Schatten unter den Augen stammten nicht aus dem Farbtopf. »Ich sagte Ricio, daß ich Aglon niemals geliebt hatte, aber das stimmte nicht. O Valira, ich stritt mich mit ihm, aber ich wollte ihn. Er war wie Eis in mir, die ganze Zeit. Ich glaube, mir wird nie wieder richtig warm werden.«
    Joia saß eingehüllt in ein
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