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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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fühlte er sich zu seiner Überraschung völlig nüchtern. Er verließ den Raum, zögernd zunächst, dann entschlossenen Schrittes.
    Er fand Max in einem der Blumengärten von Edelweiß, oberhalb eines künstlichen Sees. Jasminduft erfüllte die Luft, ein wenig gestört durch den Geruch von Max’ Zigarre.
    »Ich grüße Sie, Majestät«, sagte Max.
    Dramokles erwiderte den Gruß und fügte hinzu: »Genießen Sie das Fest?«
    »Das tue ich, Herr. Das Essen war wirklich ausgezeichnet.«
    »Das ist wahr.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Max paffte nervös an seiner Zigarre. Schließlich fragte er: »Kann ich irgend etwas für Sie tun, Sire?«
    Dramokles sah ein wenig überrascht aus. Er dachte einen Moment nach. »Ja, es gibt etwas.«
    »Verfügen Sie über mich, mein König.«
    »Ich möchte, daß Sie mir erzählen, warum Sie die Tlaloc-Verschwörung erfunden haben.«
    Max verschluckte sich am Zigarrenrauch. Dramokles wartete, bis er zu husten aufgehört hatte, und sagte dann: »Was ich nicht schon weiß, werde ich bald herausfinden. Sie können sich eine Menge unnötiger Schmerzen ersparen, wenn Sie jetzt gleich die Wahrheit gestehen.«
    Max wollte protestieren. Doch dann verschwand der stolze Ausdruck aus seinem Gesicht. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Mit gebrochener Stimme sagte er: »Ich wurde gezwungen, dabei mitzumachen, Sire. Ich war nur eine Marionette in ihren Händen.«
    »Was reden Sie da? Wer hat Sie gezwungen?«
    »Chemise, Herr, die Hexe von der Erde, die Sie geheiratet haben!«
    »Chemise hat das alles geplant? Ist Ihnen klar, was Sie da sagen?«
    »Leider allzu klar. Stellen Sie sie zur Rede, Sire, und überzeugen Sie sich selbst.«
    »Chemise!« rief Dramokles und stürzte davon.

    Chemise hatte ihre Unterhaltung mit Lyrae beendet und war ins Zwielichtzimmer gegangen, um sich ein wenig auszuruhen. Dort fand Dramokles sie.
    »Hier bist du also!« rief er.
    »Ja, Herr, hier bin ich. Ist etwas nicht in Ordnung? Du wirkst bekümmert.«
    Dramokles lachte, ein schrecklicher Laut. »Sogar jetzt noch verstellst du dich! Das ist wirklich außerordentlich bemerkenswert.«
    »Würdest du mir bitte erklären, um was es geht? Habe ich in irgendeiner Weise dein Mißfallen erregt?«
    »Aber nein«, sagte Dramokles. »Wie könntest du auch mein Mißfallen erregen durch die unbedeutende Kleinigkeit, daß du zusammen mit Max mir vorgemacht hast, mein Vater Otho sei von den Toten, oder von der Erde zurückgekehrt – was vermutlich so ziemlich dasselbe ist – und bedrohe mit einem teuflischen Plan die Sicherheit Glorms. Tlaloc, daß ich nicht lache!«
    »Das ist es also«, sagte Chemise.
    »Ja, das ist es. Aber vielleicht kannst du mich ja überzeugen, daß ich unrecht habe?«
    »Nein, Dramokles, das kann ich nicht. Du wurdest in der Tat getäuscht. Aber du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir erzähle, wie es wirklich war.«
    »Versuche es wenigstens«, sagte Dramokles mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Also gut. Ich stamme nicht von der Erde. Ich komme aus dem Dorf Snord in der Provinz Ultramar auf deinem eigenen Planeten Glorm. Ich arbeitete dort als Näherin, als mein Onkel mich besuchte.«
    »Dein Onkel?«
    »Max ist mein Onkel, Herr. Er kam eines Tages ganz aufgeregt zu mir und erzählte mir von Intrigen und Gegenintrigen und anderen merkwürdigen Dingen. Er bat mich um meine Hilfe und sagte, daß sein Leben davon abhinge. Er war immer gut zu mir, Dramokles, den ich verlor früh meine Eltern, und Max sorgte für mich und bezahlte meine Ausbildung. Also stimmte ich seinem Plan zu.«
    ». zu dem auch gehörte, daß du mir deine Liebe vorheuchelst«, sagte Dramokles bitter.
    »Das war nicht geheuchelt«, sagte Chemise. »Ich habe dich schon geliebt, als ich noch ein kleines Mädchen war. Meine Sammelalben waren voll mit Bildern von dir, und mein Onkel mußte mir alles über dich erzählen. Es war meine Liebe zu dir, die mich bei diesem schrecklichen Plan mitmachen ließ. Denn, wie er auch ausgehen mochte, ich wußte, daß er mir ermöglichen würde, eine Weile in deiner Nähe zu sein.«
    Dramokles zündete sich eine Zigarette an und rief aus: »Max, dieser verfluchte Halunke! Wie konnte er es nur wagen, ein so falsches Spiel mit mir zu spielen? Das wird ihn den Kopf kosten!«
    »Sei nicht so hart mit ihm, Herr. Oft beklagte er sich bei mir über die Grausamkeit seines Schicksals, daß er gezwungen war, den Mann zu betrügen, den er am meisten auf der Welt verehrte.«
    »Doch wer zwang ihn
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