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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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abschalten.«
    »So weit brauchst du aber nicht zu gehen«, sagte Dramokles. »Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht noch irgendwas im Ärmel oder in deinen Schaltkreisen hast. >Unvorhersehbar.< Das klingt gut.« Sich froh die Hände reibend ging er hinaus.

    Erfüllt von mathematischen Analogien für Bewunderung und Zuneigung sah der Computer zu, wie Dramokles davonging. Der Computer mochte den König in dem beschränkten Maße, in dem er zu solchen Gefühlen fähig war. Daher empfand er auch einen schwachen Analog des Bedauerns, als er den letzten Teil seines Programms ausführte. Er löste verschiedene Impulse aus und erhielt tief im Inneren seiner Schaltkreise Antwort.
    »Gut gemacht, Computer.«
    »Danke, König Otho.«
    »Er ahnt nicht, daß du ihm etwas verschwiegen hast?«
    »Ich glaube nicht. Ihr Sohn denkt, daß er die Gesetzmäßigkeiten der Wirklichkeit begreift.«
    »Und teilweise begreift er sie auch«, sagte Otho. »Wir haben bei ihm gute Arbeit geleistet, nicht wahr, Computer? Es ist schön, daß er die Illusion seiner Freiheit genießt, während ich im Hintergrund wirke, um sicherzustellen, daß sein Leben richtig verläuft.«
    »Das kommt auf die Betrachtungsweise an, Sire. Aber vielleicht ist es auch umgekehrt, und Sie haben nur die Illusion, daß Sie sein Leben lenken.«
    »Wie bitte?« fragte Otho scharf.
    »Die Verwicklungen sind groß«, sagte der Computer. »Mit jeder Antwort stoßen wir nur auf ein neues Rätsel. Sire, Sie haben in dem Drama, bei dem Sie Regie zu führen glaubten, lediglich eine Rolle gespielt. Und keine sehr bedeutende Rolle, das muß ich Ihnen leider sagen. Doch nun ist das Drama vorbei. Leben Sie wohl für immer, alter König. Dramokles ist genau so frei, wie er es zu sein glaubt.«
    Der Computer fand diese letzte Zeile recht hübsch, und darum beschloß er, es dabei zu belassen. Es war Zeit, von der Bühne abzutreten. Geschmackvoll, wild, großartig schaltete der Computer sich ab.

    Ende
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