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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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hatte. Er öffnete eine Tür und stellte fest, daß er den Überwachungsraum entdeckt hatte, von dem aus alle Licht- und Geräuscheffekte von Edelweiß gesteuert wurden. Zwei Techniker versuchten, ihn wegzuschicken. Dramokles schob sie hinaus auf den Korridor und sperrte die Tür hinter sich zu. Kichernd schwankte er durch den Raum und ließ sich in einen gepolsterten Stuhl vor dem Schaltpult fallen.
    Die Kontrollen waren klar beschriftet. Sogar in betrunkenem und highem Zustand schaffte es Dramokles, im großen Ballsaal ein blaues Zwielicht zu erzeugen. Als nächstes produzierte er eine Feuerwerksvorführung und dann einen wunderschönen Sonnenuntergang. Er geriet in Fahrt und wählte zu den Lichteffekten eine passende Musik aus, untermalt von Vogelstimmen und gelegentlichem Donnergrollen. Er mischte und kombinierte und erzeugte einzigartig kunstvolle Arrangements, ganz wie er es erwartet hatte.
    »Dazu braucht man nur ein wenig Phantasie«, murmelte er. Er suchte auf der Schalttafel nach neuen Betätigungsmöglichkeiten. Er fand eine Reihe von nicht beschrifteten Schaltern und drückte einen davon.
    In seinem Kopfhörer erklang eine vertraute, jammernde Stimme. »… kann nicht abstreiten, daß er mich betrogen hat. Wie könnte er auch? Aber bietet er mir etwa an, mir meinen Thron zurückzugeben? Doch nicht er, dieses fette Tyrann!«
    So ging es in einem fort weiter. Ein monotones Gerede, bei dem niemand sonst zu Wort kam. Es war, natürlich, Adalbert, der sich darüber beklagte, wie übel Dramokles ihm mitgespielt hatte.
    Dramokles grinste. Es war offensichtlich, daß der Besitzer von Edelweiß stets genau im Bilde sein wollte, wenn nicht, um zu spionieren und zu erpressen, dann wenigstens, um zu wissen, wie die Stimmung der Gäste war. Er drückte einen anderen Knopf. Diesmal hörte er, wie Max einer Gräfin von Druth Komplimente machte. Dann hörte er, wie Rufus sich mit jemandem über seine Zinnsoldaten-Sammlung unterhielt. Dann folgten einige Stimmen, die er nicht kannte. Danach hörte er Snints unverwechselbaren lekkianischen Akzent.
    »Wir haben nie einen vollständigen Bericht darüber erhalten«, sagte Snint gerade. »Was wir hörten, schien uns zu bizarr, um glaubhaft zu sein.«
    »Ah, aber was du gehört hast, ist wahr. Otho kehrte wirklich zurück.« Das war Drusillas Stimme.
    Dramokles beugte sich vor, das Kinn auf die Hände gestützt, und lauschte aufmerksam.
    »Es war ein großer Schock für den König«, sagte Drusilla, »zu erfahren, daß seine Bestimmung, die ihm soviel bedeutet hatte, lediglich eine Erfindung seines Vaters war, ausschließlich dazu da, Othos teuflischen Zielen zu dienen.«
    »Otho hat das behauptet? Bescheidenheit war nie eine seiner Stärken! Und Dramokles glaubte ihm?«
    »Warum hätte er ihm nicht glauben sollen?«
    »Ich finde das erstaunlich«, sagte Snint. »Meine Agenten haben mir natürlich über diese Dinge berichtet. Aber, als wir genauer nachforschten, fanden wir heraus, daß die Dinge nicht ganz so waren, wie offiziell angenommen wurde.«
    »Nun bin ich erstaunt«, sagte Drusilla. »Was genau meinst du?«
    »Wir glauben, daß die Tlaloc-Verschwörung niemals existiert hat.«
    »Unmöglich!« rief Drusilla. »Mein Vater hatte ausführlich dokumentierte Beweise!«
    »Vielleicht waren das ähnliche Beweise wie die, die er für die angeblichen Verschwörungen auf Aardvark und Lekk erfand? Wer brachte dem König die Beweise?«
    »Chemise, die von der Erde zu uns kam, wo sie gegen Otho gekämpft hatte.«
    »Sie ist ein schöne Frau«, sagte Snint, »und sie scheint den König sehr zu lieben. Aber stammt sie wirklich von der Erde? Wir haben nur ihr Wort darauf, ihres und Othos. Ihre Behauptungen stützen sich gegenseitig, aber Beweise dafür gibt es keine. Wir wissen, daß Max beim König in Ungnade zu fallen begann, ehe er diese merkwürdige Verschwörung aufdeckte. Und nun hat die Tlaloc-Affäre so plötzlich aufgehört, wie sie anfing, Chemise ist Dramokles’ Frau, Max sitzt wieder fest im Sattel, und Otho ist wieder spurlos verschwunden.«
    »Was schließt du daraus?«
    »Ich habe keine Schlüsse anzubieten«, sagte Snint. »Ich weise nur auf Diskrepanzen hin. Ich wünsche Dramokles das Beste und möchte nicht, daß man ihm Enttäuschungen bereitet.«
    »Ich werde die Göttin im Gebet um Aufklärung bitten«, sagte Drusilla.
    Dramokles wartete, aber das Gespräch war beendet. Eine Weile saß er gedankenversunken da, das Kinn in die Hände gestützt. Als er aufstand,
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