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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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hatte sich als schwierig erwiesen. In Jahrhunderten schwacher Herrscher und ungenügender Sicherheit hatten die Aardvarkianer eine sehr eigentümliche Art der Verteidigung entwickelt. Sie lebten unterirdisch. Ihre Höhlenstädte und -dörfer besaßen keine direkten Zugänge, sondern konnten nur durch ein verwirrendes Netz von Tunneln erreicht werden, die sich um die Siedlungen schlängelten wie ein Knäuel Vipern.
    Aber das war noch nicht alles. Diese Tunnelnetze waren nicht nur durch ihre Kompliziertheit gesichert, sondern obendrein noch durch zahlreiche dicke Bohlentüren mit schweren Vorhängeschlössern. Man stelle sich den armen Barbaren vor, der, nachdem er ein Dutzend oder hundert Türen mit seiner Streitaxt aufgebrochen hat feststellt, daß er in einer Sackgasse gelandet ist und wieder zurück muß, um es noch einmal zu versuchen.
    Haldemar ließ es seine Männer eine Weile versuchen, getreu dem Barbarenprinzip, daß es einfach überall etwas zu plündern geben muß. Doch schließlich gab er auf und flog mit seinen Kriegern zurück nach Vanir. Aardvark war nicht nur schwer zu plündern, sondern obendrein noch bettelarm.
    Nachdem die Barbaren abgezogen waren, hoffte Adalbert, daß man ihn zurückholte, damit er seine Regentschaft fortsetzte. Doch er wartete vergeblich. Die Aardvarkianer hatten entdeckt, was die Lekkianer schon seit Jahrhunderten wußten – daß die Anarchie bestens funktioniert, solange niemand nennenswerten Reichtum besitzt.
    Schließlich schrieb einer von seinen Vettern Adalbert, daß er jederzeit als freier Bürger auf Aardvark willkommen sei, aber nicht erwarten dürfe, seine alten Privilegien zurückzuerhalten. Er würde sich nun nicht mehr als erster jedes Jahr eine der heiratsfähigen Jungfrauen aussuchen dürfen. Und auch das königliche Nahrungsprivileg würde es nicht mehr geben, das ihm erlaubt hatte, Delikatessen wie Brot und Fleisch zu importieren. Von nun an würde er Linseneintopf essen müssen wie alle anderen auch und sich mit den Mädchen begnügen müssen, die ihn haben wollten, falls es solche gab.
    Adalbert fand diese Aussichten nicht sehr vielversprechend. Er verließ Lekk und kam nach Glorm. Dort zog er gegen Dramokles vor Gericht, weil der König illegal seinen Planeten besetzt und seine Dynastie beendet habe, wodurch Adalbert arbeitslos geworden sei. Da diese Vorwürfe nicht ganz von der Hand zu weisen waren, gewährte Dramokles Adalbert eine jährliche Rente mit der Auflage, daß er dieses Geld überall ausgeben dürfe, nur nicht auf Glorm. Adalbert akzeptierte diese Bedingung und ging nach Crimsole, wo er sich dem Trunk und dem Selbstmitleid ergab. Seine mürrische Präsenz auf dem Versöhnungsball war eine bittere Erinnerung daran, daß es in jedem Krieg irgendeinen Verlierer gibt.
    Als nächstes traf ein Mönch in gelber Robe und mit glattgeschorenem Schädel ein. Er überbrachte Grüße von Vitello und Hulga, die ihrem Bedauern Ausdruck verliehen, daß sie dem Fest nicht beiwohnen konnten. Nachdem er ein bescheidenes vegetarisches Mahl und ein Glas Fruchtsaft angenommen hatte, berichtete der Mönch seine Neuigkeiten:
    Als der Krieg zu Ende gewesen war, kehrte Prinz Chuch im Zustand tiefer Depression nach Crimsole zurück. Er verkaufte seine unbenutzte Schwadron Killer-Cyborgs, schenkte Vitello einen kleinen Beutel goldener Hexennüsse zum Dank für seine Dienste und flog zusammen mit Doris mit unbekanntem Ziel davon.
    Vitello wußte nun nichts mit sich anzufangen. Auf Crimsole gab es für ihn keine Möglichkeiten, nachdem Chuch weg war. So schiffte er sich, zusammen mit Fufnir und Hulga, auf einem langsamen interplanetaren Frachter ein, um sein Glück anderswo zu suchen. Er versuchte sich in verschiedenen schlecht bezahlten Jobs. Zuerst als Schauermann auf der Langen Reede von Aardvark, dann als Pumpenmann in einem Robotrestaurant, dann als Verkäufer an einem Marktstand in Port Akkadia auf Lekk. Schließlich ging er nach Clovis, der Hauptstadt von Druth.
    Clovis war ein Ort, der Besonderheiten förmlich anzuziehen schien. Mindestens zwei der zehn verlorenen Stämme Israels hatten ihren Weg hierher gefunden, ebenso wie Flüchtlinge des Untergangs von Atlantis. Aber Menschen von der Erde bildeten nur einen Teil der Bevölkerung. Dort gab es auch Anungas, die auf ihrem fernen Heimatplaneten verfolgt wurden, weil sie die Kerne von Wassermelonen aßen und sich die Schuhsohlen polierten. Tlulls gab es dort, Ausgestoßene von Lekk, die in Lehmnestern auf Baumwipfeln
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