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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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verschiffen lassen?« fragte Dramokles verblüfft.
    »Genau das hat sie getan.«
    »Und wer war der glückliche Empfänger des Pakets?«
    »Ich bin wirklich überrascht, daß du das noch nicht weißt«, sagte Anne.
    »Augenblick, Dramokles, mich erreicht soeben ein dringender Anruf über mein rotes Telefon.«
    Für eine Minute herrschte Schweigen, dann war Anne wieder am Apparat. »Dieser verdammte Haldemar!« sagte sie. »Ich hatte mich schon gewundert, warum er so schnell klein beigab!«
    »Was hat er angestellt?«
    »Anstatt sofort nach Hause zu fliegen, wie er es versprochen hatte, überfiel er mit seiner Flotte Aardvark. Er hat deine Garnison überwältigt und sich selbst zum König erklärt.«
    Dramokles überlegte. »Wir werden ihn wieder hinauswerfen müssen. Es ist nicht gut, wenn wir Barbaren auf beiden Seiten haben.«
    »Du hast recht. Aber das wird noch warten müssen. Zuerst müssen wir unsere eigenen Angelegenheiten in Ordnung bringen. Dramokles, sobald ich die nötigen Vorbereitungen getroffen habe, schicke ich dir eine Einladung zur Friedenskonferenz. Und du wirst uns so schnell wie möglich deine Reparationszahlungen überweisen?«
    »Sobald eure Rechnung hier ist, schicke ich den Scheck sofort ab. Aber laß mir noch ein paar Wochen, um die Steuern zu erhöhen. Den Glormern wird das zwar nicht gefallen, aber was soll’s, sie sind schließlich bloß Untertanen. Lyrae hat mich also verlassen! Nun, mir soll’s recht sein. Wohin ist sie denn gegangen?«
    »Ah, ja«, sagte Anne, »das ist eine sehr romantische Geschichte.«

47
    Nach einem herzhaften Frühstück waren Snint und Adalbert bereit, von Snints Farm aufzubrechen. Doch Lyrae, Snints neue Frau, stoppte sie an der Tür. »Komm bald zurück, Liebling«, sagte sie. »Heute abend gibt es Schmorfleisch mit gebackenen Yamwurzeln, deine Lieblingsspeise.« Snint brummte etwas Unverständliches, war aber sichtlich zufrieden.
    Draußen neben dem Eingang stand die Schmuckkiste, in der Lyrae geliefert worden war. Sie gingen daran vorbei, ließen Snints Zaun hinter sich und spazierten über einen Waldpfad, den unzählige Generationen von Ziegen getrampelt hatten, die von gleichfalls ungezählten Ziegenhirten diesen Weg entlanggetrieben worden waren. Snint und Adalbert folgten dem Pfad ungefähr eine Meile. Dann bog Snint an einer alten Steinmarkierung ab und führte Adalbert einen kleinen Hügel hinauf. Unter ihnen lag ein gemütliches lekkianisches Farmhaus. Es hatte einen Balkon auf der ersten Etage, und an das Haus schloß sich ein Stall und zwei Scheunen an. Sieben Hektar gutes Ackerland umgaben das Haus. Zwischen den Feldern standen Johannisbrotbäume. Dicht beim Haus gab es Limonen und Olivenbäume und eine Anpflanzung mit Mandelbäumchen.
    »Das ist sie«, sagte Snint. »Ein Geschenk des Rates von Lekk.«
    Adalbert sagte: »Es ist wunderschön. Ich weiß wirklich nicht, womit ich das verdient habe.«
    »Du hast dein Königreich verloren, trankst und warst voller Selbstmitleid.«
    »Nun, ich hatte nie Gelegenheit, etwas anderes zu tun, nicht wahr?«
    Snint hob beide Hände, mit den Handflächen nach oben, und zuckte auf typisch lekkianische Art die Achseln. »Glaubst du, daß du hier zurechtkommst?«
    »Das wird schon gehen«, sagte Adalbert. »Ich habe schon auf Aardvark etwas Landwirtschaft betrieben, weißt du.«
    »Du hast Gritzel angebaut, ich erinnere mich. Solche Sachen lassen sich hier nicht verkaufen. Tomaten und Gurken und Auberginen sind hier das bevorzugte Gemüse.«
    »Ich bin wirklich sehr dankbar«, sagte Adalbert. »Obgleich ich immer noch hoffe, eines Tages nach Aardvark zurückkehren zu können.«
    Snint blickte ihn mitfühlend an. »Dann hast du noch nichts gehört?«
    »Was gehört?«
    »Während Baron John und Dramokles verhandelten, ist Haldemar mit seiner Flotte auf Aardvark eingefallen und hat die Macht an sich gerissen. Du wirst jetzt >Der Junge Tretender< genannt.«
    Adalbert dachte nach, dann lächelte er. »Wahrscheinlich mache ich mich als Pretender besser als als König. Snint, ich stehe tief in deiner Schuld. Gibt es sonst Neuigkeiten über den Krieg?«
    »Der wichtige Krieg – der auf Lekk – ist vorüber. Neuigkeiten von draußen reisen nur langsam bis hierher. Aber auch dort wird wohl wieder Frieden herrschen. Da wir keine Atomblitze am Himmel gesehen haben, können wir wohl davon ausgehen, daß sie sich wieder mal zusammengerauft haben und zu ihrer täglichen Langeweile und zu ihren Intrigen zurückgekehrt sind.
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