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Sternenfaust - 098 - Verloren

Sternenfaust - 098 - Verloren

Titel: Sternenfaust - 098 - Verloren
Autoren: Michelle Stern
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    Transalpha, in den Weiten des Alls, auf gleicher Höhe der STERNENFAUST, etwa zweihundert Kilometer entfernt
     
    Schwerelos.
    Lautlos.
    Nur Partikel, ein Gas, ein Nebel. Geformt aus Eiskristallen und ummantelten Sandkörnern. So winzig, dass keine Ortung der Menschheit sie als Gefahr anmessen würden. Geschweige denn als ein Lebewesen.
    Sie nannten es Entität. Es mochte die Bezeichnung. Er hatte etwas Erhabenes an sich und sie waren Benenner, produzierten Laute, mit denen sie das Universum abbildeten. Es hatte eine Schwäche für Benenner. Einst hatte Es auch von sich aus Dinge benannt. Jetzt geschah das nur noch in der Gegenwart von anderen.
    Es fühlte eine Welle, die durch die Dinge hindurchlief. Ein sonderbares, wohliges Gefühl. Mehrere schwere Körper mussten im All zusammengestoßen sein. Das Gefühl erinnerte an etwas. Es dachte an Wasser, in das Steinbrocken fielen. An das glitzernde Funkeln von Meeren im Licht einer unendlich weit entfernten Sonne; einer riesigen Kugel aus brennendem Gas, deren Lichtstrahlen durch eine sauerstoffhaltige Atmosphäre auf einen blaugrünen Planeten mit einem Kern aus Eisen fiel. Wie lange war es her, dass Es dort zuletzt gewesen war? Es wusste, dass die gewandelten und jetzt in Ihm enthaltenen Wesen Yngvar MacShane und Ildiko Pangata von einem ähnlichen Planeten stammten. Dort war ihr Ursprung. Es handelte sich um ein vergleichbares Modell in einem weit entfernten System voller Planeten, Monde und Asteroiden. Bevölkert von Wesen wie denen, denen Es vor Kurzem auf einem Planetoiden begegnet war: Menschen.
    Es hatte so lange geschlafen. Geruht. Die Zeit verstreichen lassen wie ein Sternennebel, der auf die Geburt seiner ersten Kinder wartet.
    Bis zur Ankunft der Menschen hatte Es geruht. Traumlos. Und doch von Träumen heimgesucht.
    Jetzt war Es wach und die Neugier brannte in Ihm. Es konnte sich nicht lösen. Lange schon versuchte Es, die sonderbaren Schiffe aus Kunststoff und Metall sich selbst zu überlassen. Sie waren zerbrechlich: winzige schwirrende Punkte zwischen den Körpern des Weltalls. Ausgeliefert, schutzlos. Von so vielen unberechenbaren Faktoren abhängig. Sie hatten noch einen so langen Weg vor sich – und sie wussten so wenig. War es Neugierde, die Es an diese Wesen band? Oder so etwas wie … Verantwortung?
    Ja. Das war das richtige Wort und es kam von den beiden Wesen, die Es aufgenommen hatte. Verantwortung. Und Neugierde. Sie wussten sehr viel, diese Wesen. Über Dinge, die Es vergessen hatte. Sie waren die Ersten, die Seinen Weg nach langer Zeit kreuzten. Sie waren so verletzlich. So fehlerhaft. Mit einem Streben nach Vollendung, nach Perfektion, die ihr Volk so lange noch nicht erreichen würde. Ihr Weg lag noch vor ihnen, unendlich weit, ausgebreitet in der Finsternis des Alls, zwischen schwach leuchtenden Sonnen, die wie Kerzen jede Sekunde zu erlöschen drohten.
    Es wäre interessant mehr über sie zu wissen. Warum glauben sie, beieinander die Vollendung zu finden? Vollendung gibt es nur in jedem Einzelnen, am Ende des Weges. Trösten sie sich, indem sie versuchen, einander über ihre Unvollkommenheit hinwegzuhelfen?
    Da waren so viele widersprüchliche Gefühle in Ihm, seitdem Es mit den beiden Menschenwesen eins geworden war.
    Immer wieder tauchte in Seiner nahen Erinnerung ein Bild auf. Ein Bild von einer Menschenfrau mit schwarzen kurzen Haaren. Das Bild war mit einem klaren Gefühl verbunden.
    Trauer. Entropie.
    Es bedauerte. Es verstand nicht. Warum Trauer? Was war das Geheimnis dieser Menschen? Sie konnten sich ihren Körper nicht selbst formen. Er war immer statisch und unwandelbar. Auch ihre Gedanken waren sonderbar fest, brauchten so viel Platz in ihren Köpfen, die nie ihre Form aufgaben oder veränderten. Es hatte viele solcher Formen gekannt. Damals. Vor einer Ewigkeit.
    Sie sind kurzlebig. Ein Sein im Moment. Sie klammern sich daran. Dabei geht in diesem Universum keine Energie verloren. Alles wandelt sich um. Sie aber sind keine Wandler. Sie lassen sich wandeln. Werden gewandelt. Vom Sein ins Nicht-Sein – und ihren Körper zu wandeln bedeutet den Tod für sie.
    Wandlungen. Es liebte Wandlungen. Wollte es den Schiffen der Menschen wirklich nur aus Verantwortungsgefühl heraus folgen? Es überlegte, ob das nur ein Vorwand war. Da war eine Hoffnung in Ihm, die immer wieder aufstrahlte wie eine blinkende Sonne.
    Vielleicht gibt es andere, die sich freiwillig wandeln möchten. Ganz ohne Entropie.
    Es spürte die Sandkörner in
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