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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Autoren: Jennifer Valoppi
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    »Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten«, verriet Kyle, als er Helene Cummings Garderobe betrat.
    Die Visagistin trug einen letzten Pudertupfer auf Helenes Nase auf, dann löste sie die Kittelschürze, die ihre Kleider bedeckte.
    »Nehmen Sie nicht zu viel davon«, sagte Helene. »Damit sehe ich alt aus.« Die Visagistin lächelte und nickte freundlich.
    »Die schlechten Neuigkeiten zuerst«, forderte sie Kyle auf.
    »› BUP ‹ ist um zwei Punkte gestiegen – eine Quote von 19, Marktanteil 34. Jetzt werden die Anzugträger die Sendung definitiv fünf Tage die Woche ausstrahlen wollen.«
    › BUP ‹ war Kyles Spitzname für Battle Ultimo Prime Time , ein kniffliges, interaktives Turnierspiel, das in den ersten drei Monaten, seit es ins Leben gerufen worden war, stetig zugelett hatte. Es war ursprünglich als tragbares Videospiel für den Cyberspace entwickelt worden und das erste derartige Spiel, das den Sprung ins Fernsehen geschafft hatte – ein Risiko, das sich für den Sender gehörig gelohnt hatte.
    Helene schaute in den beleuchteten Spiegel und strich das Make-up unter ihren Augen mit dem Ringfinger glatt. »Und?«, hakte sie nach. »Wir sind die Einleitung für jedwede Sendung, die sie in dem Zeitfenster platzieren.«
    »Mir fällt schwer zu glauben, dass der Sender eine Talkshow für Erwachsene als Einleitung für eine trendige neue Sendung für videospielsüchtige Teenager haben möchte. Die Demografie passt einfach nicht zusammen.«
    Helene wusste, dass er Recht hatte. Wichtiger als die Quoten war die Demografie. BUP kam einem Segen für Werbetreibende gleich, die auf die schwer definierbare Gruppe 18- bis 49-jähriger Männer abzielten, die sonst nur Extremsportprogramme und Reality-Shows mit Teenagern regelmäßig schauten. BUP stellte die aussichtsreichste Hoffnung des Senders dar, sein noch junges Hauptabendprogramm aufzumöbeln.
    »Kyle, wir sind die momentan angesagteste Talkshow.«
    »In der letzten Staffel sind wir nie unter einen Marktanteil von 35 gerutscht. Letzte Woche lagen wir bei 28.«
    »Das war eine Wiederholung!«, protestierte Helene.
    »Trotzdem war es ein Wert von 28. Und außerdem, eines der Studios entwickelt gerade eine Talkshow mit einem Haufen knapp über Zwanzigjähriger. Die wäre als Einleitung wahrscheinlich sinnvoller als wir.«
    Erbost sagte sie: »Wir haben dieses Zeitfenster überhaupt erst geschaffen!«
    Eine Talkshow in der Hauptsendezeit unterzubringen, stellte an sich schon eine erstaunliche Errungenschaft dar. Das war erst möglich geworden, als der New Yorker Sender, für den Helene arbeitete, seine Sendekooperationen verlor und im Zuge einer verzweifelten Programmumgestaltung ihre Show im begehrten 19-Uhr-Zeitfenster platzierte. Ihr Nachrichtenhintergrund und ein paar gewagte Sendungen über Terrorismus hatten ihre Quoten und ihren Bekanntheitsgrad dermaßen in die Höhe getrieben, dass sich einer der großen Sender die gleichzeitigen Ausstrahlungsrechte gesichert hatte. Aber Helene wusste nur zu gut, dass sie heute an der Spitze und morgen bereits auf dem Abstellgleis stehen konnte.
    »Du bist der Produktionsleiter. Was schlägst du vor?«, fragte sie.
    »Wir müssen uns ins Rampenlicht rücken. Wir brauchen ein paar hippe, trendige Sendungen, um den Gottobersten eine Botschaft zu schicken – nämlich, dass du genau so aktuell sein kannst wie diese Zwanzigjährigen.«
    »Wir müssen ihnen zeigen, dass wir stark genug als Einleitung für alles sind.«
    »Haargenau«, bestätigte Kyle, wobei er sich erleichtert anhörte.
    »Keine Sorge. Wir tun einfach, was wir tun müssen, um an der Spitze zu bleiben. Durch diese Schule bin ich schon gegangen. Worüber redet heute jeder?«
    »Das Treffen der Vereinten Nationen, das haben wir schon zigfach abgedeckt; und die weinende Statue der Jungfrau Maria in Harlem.«
    »Dann bringen wir doch darüber etwas.«
    »Ich will die Statue unter kontrollierten Bedingungen hier haben und sehen, ob sie wirklich weint. Und ich will die Frau, der sie gehört, aber ich kann sie nicht erreichen.«
    Der Bühnenleiter steckte den Kopf zur Tür herein und rief: »Noch eine Minute bis zur Sendung.«
    »Geh«, forderte Kyle sie auf. »Ich melde mich aus dem Off. Und vergiss nicht, den Elan zu halten. Wir zeichnen heute drei Sendungen auf und haben einen engen Zeitplan.«
    ›Aus dem Off‹ bedeutete, dass er sich über einen Stöpsel melden würde, den Helene im rechten Ohr trug, damit der Produzent ihr während der Sendung aus dem
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