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01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

Titel: 01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet
Autoren: Vladimir Volkoff
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Lennet wird Geheimagent

    »Dieser Teller gehört mir, hörst du?« schrie der große Rotschopf und fuchtelte mit seinen langen Armen.
    »Nein, mir!« gab der kleine Blonde zurück und duckte sich.
    »Nimm dich in acht! Ich mach Hackfleisch aus dir!« drohte der Große.
    »Versuch's doch mal!« erwiderte der Kleine.
    »Los! Gib's ihm!« riefen die übrigen und schlossen sich zu einem Kreis zusammen.
    Es war eine jener alten, düsteren Kasernen, wie man sie in den Vororten von Paris noch findet, obwohl sie alle abgerissen werden sollen. Neben anderen Dienststellen und Einheiten beherbergte sie die »Kommission für erste Auslese". Diese Organisation mit dem wunderlich klingenden Namen hatte die Aufgabe, die achtzehnjährigen Abiturienten nach entsprechender Begutachtung den verschiedenen Waffengattungen zuzuteilen, in denen sie später ihren Militärdienst ableisten würden. Und sie tat noch mehr: Mit Hilfe technischer Mittel konnte sie die jungen Leute auf ihre besonderen Talente hin prüfen und sie dann entsprechend ausbilden lassen. Leider hatte die Kommission, rechtlich gesehen, nur wenig Macht und konnte bei Streitigkeiten kaum etwas ausrichten. Gerade gab es wieder einmal Krach: Zwei der Jungen, die sich einer dreitägigen Prüfung unterzogen, waren sich wegen eines Eßtellers in die Haare geraten.
    So hatte die Geschichte angefangen: Der rotschopfige Große hatte seinen Teller verbummelt. Um nun am Tag der Abreise keinen Ärger mit dem Feldwebel zu bekommen, wollte er dem kleineren Blonden dessen Teller abjagen.
    »Also mach keine Geschichten und gib mir meinen Teller, sonst bring ich dich um!« forderte er.
    »Du bringst mich bereits mit deinen Reden um!« erwiderte der Kleine. »Als Redner hast du vielleicht eine gewisse Zukunft.«
    »Los, Großer!«
    »Los, Kleiner!«
    Achtundvierzig Jungen schwangen ihre Eßteller, um die Gegner anzuspornen.
    Der Große trat einen Schritt näher - und hob die Faust.
    Einige empfindsame Zuschauer schlossen die Augen, um nicht mit ansehen zu müssen, wie der Kleine zu Brei geschlagen wurde...
    Als sie sie wieder öffneten, bot sich ihnen ein unerwarteter Anblick: Der Große lag platt auf dem Boden, die Nase im Kies.
    Der Kleine saß rittlings auf seinen Hüften und fragte mit sanfter Stimme: »Sag, soll ich dir nun den Vorderarm brechen oder nicht?«
    Der mit der Aufrechterhaltung der Disziplin betreute Feldwebel, der auf die Rufe der Jungen herbeigeeilt war, konnte schwerlich erraten, daß der auf dem Boden Liegende der Schuldige war und daß der kleine Schlingel, der auf seinem Rücken herumturnte, bloß den eigenen Teller verteidigte und ein wenig Judo beherrschte.
    »Was?« donnerte er. »So was ist noch nicht mal ein junger Rekrut und will sich schon zum Richter aufspielen? Du Raufbold! Ich werde dich lehren, was es heißt, sich in der Kaserne herumzubalgen! Ob du Zivilist bist oder nicht, ist mir ganz egal. Wenn's dir nicht paßt, kannst dich ja beim Oberst beschweren gehen! Ins Loch mit dir, keine Widerrede!«
    Zur großen Überraschung der Zuschauer bot der Sieger nicht den geringsten Widerstand, versuchte nicht die geringste Rechtfertigung vorzubringen. Er stand langsam auf.
    »Aber meinen Eßteller nehme ich mit!« erklärte er. »Sie haben doch nichts dagegen?«
    Den Kopf etwas trotzig erhoben, folgte er dem Feldwebel ins Arrestlokal. Dort saßen schon einige Soldaten. Keine fünf Minuten, und der blonde Junge spielte mit einem der Arrestanten eine Partie Schach.
    Die Ergebnisse der verschiedenen Tests, die man mit den jungen Leuten anstellte, wurden mechanisch aufgezeichnet und auf Lochkarten übertragen. Ein elektronisches Rechengerät sortierte dann die Prüflinge nach ihren speziellen Fähigkeiten aus. So ließ sich schnell übersehen, wer sich für diese, wer sich für jene Waffengattung besonders eignete. Eben waren wieder die Offiziere vor dem Gerät zusammengekommen, um die neuesten Prüfungsergebnisse zu erfahren. Auf Karten, die von der Maschine ausgespuckt wurden, war genau verzeichnet, zu welcher Truppe der einzelne kommen sollte.
    Die Prüfkommission war vollzählig vor dem Ausgabeblock des Elektronenrechners versammelt. Ein jeder behielt aufmerksam die kleine Schublade im Auge, in welche die ihm zukommenden Karten hineinfielen: neunzehn für den Infanteriehauptmann... vier für den Luftwaffenoberst, der zugleich Vorsitzender der Kommission war... acht für den Major der Fallschirmtruppen...
    »Und Sie, Montferrand?« fragte der Artilleriemajor, das
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