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01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

Titel: 01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet
Autoren: Vladimir Volkoff
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ab.«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.« Montferrand sog an seiner Pfeife. »Er kommt mir recht jung, recht schmal, recht blond vor. Sie verstehen doch, was ich meine? Immerhin wissen wir noch nicht, was er selbst beschlossen hat. Eventuell lehnt er ab - das würde meine Lage wesentlich erleichtern!«
    »Rufen Sie Lennet", befahl der Oberst dem Feldwebel. Lennet trat ein.
    »Herr Oberst", sagte Feldwebel Bardot, der ihn hereingeleitet hatte, »ich muß nochmals über den da Klage führen. Während der Mittagspause ist er irgendwohin gelaufen. Man hat ihn erst nach halb drei wiedergesehen...«
    »Es ist gut, Bardot. Wir werden sehen.«
    Der Feldwebel verließ den Saal. Schweigen breitete sich aus.
    Die Offiziere blickten bald auf Montferrand, der gelassen seine Pfeife rauchte, bald auf Lennet, der mitten im Raum stand, ohne im geringsten verlegen zu wirken.
    Endlich ergriff der Oberst das Wort: »Lennet, ich glaube, daß Herr" - er unterdrückte ein Lächeln - »Herr Robert Leman ein paar Fragen an Sie zu richten hat...«
    Lennet machte eine höfliche Wendung zu Robert Leman.
    »Nun", sagte dieser, »ich wüßte gern, was Sie zwischen zwölf und halb drei Uhr unternommen haben.«
    »Bitte, Herr Hauptmann.« Die Offiziere tauschten Blicke.
    Einer grinste verstohlen.
    »Wie ich sehe, habe ich an Rang eingebüßt", sagte Montferrand ruhig. »Jetzt bin ich also nur Hauptmann?«
    »Ja", erwiderte Lennet. »Ich hatte mich geirrt. Sie sind Hauptmann Montferrand.«
    Allgemeine Überraschung. Der Infanteriehauptmann bog sich vor Lachen und schlug sich auf die Schenkel.
    »Das ist Ihr Mann, Montferrand! Der Kleine hat es faustdick hinter den Ohren!«
    »Sie sind mir auf die Schliche gekommen, Lennet", sagte Montferrand. »Nun sagen Sie mir mal, wie Sie das gemacht haben.«
    »Das war gar nicht so kompliziert, Herr Hauptmann. Ich verließ unmittelbar nach Ihnen die Kaserne, wobei ich dem Wachtposten sagte, daß mich der Herr Oberst Ihnen nachschicke, um Ihnen eine Mappe zu übergeben. Der Posten kannte zwar Ihren Namen, wußte aber nicht, ob Sie Zivilist oder Militär seien. Ich habe Sie ein Taxi besteigen sehen. Es war ein Funktaxi. Ich schrieb mir sein Kennzeichen sowie die Telefonnummer der Firma auf. Ich rechnete, daß Sie eine halbe Stunde für den Weg nach Hause brauchen würden. Dann rief ich die Taxifirma an. Ich sagte, ich hätte einen Herrn um soundsoviel Uhr in das Taxi Nummer soundso einsteigen sehen, und beim Einsteigen hätte er seine Aktentasche auf die Straße fallen lassen. Ich hätte die Tasche aufgehoben und wollte sie nun ihrem Besitzer bringen. Der Mann am Telefon rief den Fahrer per Funk und fragte ihn nach der Adresse, zu der er einen Kunden um diese Zeit gebracht hatte. Es war Metzstraße 8, Herr Hauptmann. Und da bin ich dann dorthin gefahren und habe der Hausmeisterin dieselbe Geschichte erzählt, wobei ich ihr eine Personenbeschreibung von Ihnen gab. Sie sagte mir: ,Dieser Herr ist der Hauptmann Montferrand, dritter Stock rechts. Aber das wundert mich, daß er etwas verloren hat; er ist sonst sehr achtsam.' Ich tat so, als wollte ich Sie aufsuchen. In Wirklichkeit habe ich nur einen Briefumschlag unter Ihren Fußabstreifer getan, damit Sie heute abend den Beweis finden, daß ich wirklich dort war. Das ist alles, Herr Hauptmann.«
    Die Offiziere schmunzelten. Sogar Montferrand war beeindruckt.

    Der Beweis unter dem Fußabstreifer!
    Doch er fragte jetzt in scheinbar gleichgültigem Ton: »Sagen Sie, haben Sie Ihren Kameraden erzählt, daß wir Ihnen eine Ausbildung als Geheimagent anbieten?«
    »Nein, Herr Hauptmann.«
    »Aber Sie haben ihnen doch erklärt, warum man Sie heute vormittag ganz allein hierher zitiert hat?«
    »Ich habe sie im Glauben gelassen, das sei wegen der Prügelei gewesen.«
    Der Oberst und Montferrand wechselten einen Blick, der heißen sollte: Nichts zu sagen, der Kleine ist begabt!
    »Gut", sagte Montferrand. »Dürfen wir nun wissen, ob Ihnen unser Vorschlag zusagt?«
    »Er sagt mir zu", antwortete Lennet, nach außenhin gelassen, doch seine Augen glänzten.
    »Unter diesen Umständen nehme ich Sie. Doch Sie werden noch lernen müssen, Freudenfeuer in Ihren Augen rechtzeitig zu dämpfen. Verstanden?«
    »Verstanden, Herr Hauptmann.«
    Drei Wochen später erhielt Lennet folgende Zuschrift:
    »Sie werden gebeten, sich am 4. des Monats, 10 Uhr, bei Hauptmann Montferrand in der Marschall-Legrand-Kaserne einzufinden. Es handelt sich um einen Vorbereitungskurs von einigen
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