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Die Staubfee

Die Staubfee

Titel: Die Staubfee
Autoren: Nicole Rensmann
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fragte Mama und auch sie lachte.
    »Papa, mach den Mund zu, sonst fliegt die Staubfee noch rein.« Lisa und ich kicherten. Aber immerhin klappte Papa den Unterkiefer wieder hoch. Er schaffte es sogar, Mama anzusehen. Als er versuchte, etwas zu sagen, stotterte er nur und brachte kein Wort heraus.
    »Schatz, das ist nur die Staubfee. Sie ist harmlos«. Mama zwinkerte uns zu. Lisa versuchte, auf Papas Schoß zu kriechen. Unglücklicherweise musste Papa dabei ein Bein bewegen, und so stellte er seinen nackten Fuß (er hatte mal wieder vergessen, Hausschuhe anzuziehen) in den Marmeladenklecks.
    Angeekelt schaute er unter den Tisch. Mama reichte ihm einige Küchentücher, damit er seinen Fuß und auch den Boden säubern konnte.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, schimpfte er. »Wo soll das noch hinführen?! Ich glaub´ es nicht. Eine Fee in meinem Haus. Muss ich das dulden? Und diese klebrige Sauerei. Äh!« Mit dem »Äh« feuerte er die besudelten Tücher in den Mülleimer.
    Er drehte sich wieder zu seinem Platz, erneut fiel sein Blick auf die Staubfee. Papa betrachtete das seltsame Wesen mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. Wir versuchten, ihn von der friedlichen Staubfee zu überzeugen, aber das war gar nicht so leicht. Während Lisa und ich noch auf Papa einredeten, stand Mama auf und begann, den Tisch abzudecken.
    Die Staubfee hatte sich die Zeit über nicht vom Fleck gerührt. Sie schwebte nach wie vor über unseren Köpfen im Sonnenlicht. Die garstige Wolke hatte sich, seit die Fee aufgetaucht war, nicht mehr vor die Sonne geschoben.
    Plötzlich hob Papa die Hände, als wolle er sich ergeben. Kleinlaut sagte er: »Ihr habt Recht. Ja, habt ihr. Ich bin ein alter, sturer Dickkopf, der nicht mal andere Marmelade auf dem Brot duldet, aus Angst, eine neue könne nicht schmecken. Ich gebe mich geschlagen. Eure Argumente haben mich«, er stockte, schaute auf die fliegenden Flusen in der Luft, blickte zu Mama, dann zu uns und sprach endlich weiter, »überzeugt.«
    Lisa und ich brachen in Freudengeheul aus.
    Als wir uns beruhigt hatten, wollte Papa wissen: »Und was wollt ihr nun machen, meine Lieben?«
    »Wir möchten die Staubfee näher kennen lernen,« sagte Lisa.
    »Und habt ihr euch schon überlegt, wie ihr das machen wollt?« Wir zuckten mit den Achseln. Fragend schauten wir die Staubfee an. Sie hatte wohl auch keine Antwort, denn sie bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle.
    Aber es schien so, als studierte sie uns.
    »Mama, kann die Staubfee denken?«, fragte Lisa.
    »Das glaube ich schon. Sonst hätte sie sich uns ja nicht vorstellen können.«
    »Kann sie uns auch verstehen?« Papa schien bei dem Gedanken nicht wohl zu sein.
    »Das weiß ich nicht«, meinte Mama.
    »Bestimmt«, sagten Lisa und ich gleichzeitig. Wir grinsten uns an.
    Für einen Moment hatten wir die Staubfee aus den Augen gelassen. Als wir wieder in den Sonnenstrahl schauten, war sie verschwunden. Die kleine, freche Wolke schob sich vor die Sonne und tauchte die Küche in Schatten. »Wo ist sie hin?« Papa blickte sich überrascht um. »Ich hab es mir doch nicht nur eingebildet, oder?«
    »Nein, das hast du nicht. Glaub es bitte endlich.« Mama wirkte genervt.
    Lisa und ich glaubten an die Staubfee, und so gehörte sie für uns schon zur Familie.
    »Dürfen wir fernsehen?«, fragte ich.
    »Nein!«, bestimmte Mama.
    »Oh, warum denn nicht?«
    »Weil es noch zu früh ist und ihr euch auch anders beschäftigen könnt«, sagte Mama.
    Lisa begann zu quengeln: »Och bitte, bitte, bitte.«
    Schnurstracks ging ich auf Papa zu und fragte: »Du, dürfen wir fernsehen?«
    Der Blick, den meine Eltern wechselten, entging mir nicht.
    Auch von Papa erhielt ich ein »Nein« als Antwort. Müssen sich Eltern aber auch immer einig sein? Beleidigt ging ich in mein Zimmer. Irgendwann klopfte es leise an der Tür. Lisa steckte ihren Kopf durch den Türspalt und fragte, ob sie rein kommen dürfe.
    Ich nickte.
    »Was machst du?«
    »Ich sitze hier nur so rum und schaue aus dem Fenster.«
    »Darf ich mitgucken?« Ich zuckte mit den Achseln. »Von mir aus.« Wir schauten eine Weile unserem Nachbarn zu, der draußen den Schnee wegschaufelte.
    »Sollen wir Ball spielen?« Lisa schien es zu langweilig zu werden.
    »Ball? In meinem Zimmer?«
    »Wir können ja auch in meins gehen. Mir macht das nichts, bei mir steht ja auch nicht so viel rum.« Lisa grinste.
    »Hahaha«, meinte ich und kramte den Fußball aus meinem Schrank.
    Mehrmals warfen wir den Ball einander
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