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0560 - Satans treue Diener

0560 - Satans treue Diener

Titel: 0560 - Satans treue Diener
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Albert deCarjon sah seinem letzten Kunden nach und rieb sich zufrieden die Hände. Er hatte gerade das Geschäft seines Lebens gemacht. Fünf Millionen hatte ihm der Mann aus Paris bezahlt. Eine geradezu unvorstellbare Summe für die rund drei Kilo Gold, aus denen das phrygische Artefakt gefertigt war. Seinen Wert gewann es nur aus einer alten Sage. An deren Wahrheitsgehalt schien Szodak aber unbedingt zu glauben, sonst hätte er wohl niemals diese Unsumme locker gemacht Den Antiquitätenhändler interessierte der ideelle Wert der Ware nicht. Ihn interessierte, daß er gerade eine Gewinnspanne von 100 Prozent eingestrichen hatte. Er selbst hatte nur zweieinhalb Millionen für das Artefakt bezahlt. Mit diesem Gewinn ließ sich eine Weile leben.
    Da war nur leider jemand anderer Ansicht. Zehn Minuten, nachdem Szodak den Laden verlassen hatte, starb der Antiquitätenhändler!
    Polizeiarzt Dr. Mathieu schüttelte den Kopf. Er war recht grün im Gesicht.
    »Alles deutet darauf hin«, preßte er hervor, »daß das Opfer enthauptet wurde. Mit einem sehr scharfen Gegenstand. Einem überaus scharfen Gegenstand. Warum der Täter dann aber auch noch…«
    Pierre Robin, Chefinspektor der Mordkommission Lyon, bemühte sich, nicht hinzuschauen, während zwei Polizeibeamte die grausig zugerichtete Leiche mit einer Plastikfolie abdeckten. Die Männer sahen auch nicht gerade danach aus, als gefalle ihnen der schreckliche Anblick.
    Vendell von der Spurensicherung fluchte wie ein Hafenarbeiter aus Marseille; der Täter hatte den Antiquitätenladen sinnlos verwüstet, aber nichts deutete darauf hin, daß es zu einem Kampf zwischen ihm und dem Händler gekommen war.
    »Wer auch immer ihn umgebracht hat, er schlug hier anscheinend alles kurz und klein. Nur den Barscheck über fünf Millionen Francs samt Bankbestätigung hat er neben dem Toten liegengelassen! Wie saublöd muß man für so etwas eigentlich sein?«
    »Vermutlich ging es ihm nicht um das Geld. Es handelt sich vielleicht um einen persönlichen Racheakt«, gab François Brunot zu bedenken. Er war Robins Assistent und sprach immer ein bißchen zu schnell.
    »Trotzdem, warum wollte er anschließend noch alles verwüsten?« brummte Robin. »Toter als tot gibt’s nicht, und als Toter kann sich deCarjon über die Zerstörungen nicht mehr grämen.«
    »Vielleicht ist ja auch vorher schon alles zerschlagen worden«, überlegte Brunot. »Und dann, als Schlußpunkt, der Mord.«
    Robin seufzte. »Zeugen gibt es keine, wie ich vermute? Wer hat den Toten eigentlich gefunden?«
    »Eine Kundin, die den ansonsten wenig besuchten Laden heute vormittag betrat«, sagte Brunot, der ein paar Minuten vor seinem Chef am Tatort erschienen war. »Aber die Frau ist nicht vernehmungsfähig. Sie steht unter Schock und ist schon ins Krankenhaus gebracht worden.«
    Robin zuckte mit den Schultern und wandte sich Dr. Mathieu zu. »Todeszeit?«
    »Kann ich erst sagen, wenn ich das Opfer obduziert habe«, brummte Mathieu. »Wird aber ein wenig dauern. Sehen Sie sich den Leichnam doch mal an! - Nein, tun Sie’s besser nicht. Grundgütiger Himmel, was muß das für eine Bestie sein, die ihr Opfer dermaßen zurichtet?«
    Robin schüttelte den Kopf. »Ich weiß, ich weiß…« Er wandte sich an Brunot. »Versuchen Sie festzustellen, ob etwas fehlt. Vielleicht wollte der Täter mit der ganzen Verwüstung nur einen Raub vertuschen.«
    »Wie meinen Sie das, Chef?«
    Vendell gab an Robins Stelle Antwort. »Jemand stiehlt etwas besonders Wertvolles und ermordet den Besitzer, aber um den Diebstahl zu verschleiern, verwüstet er alles. In diesem Chaos dürfte es ziemlich schwerfallen, herauszufinden, ob irgend etwas fehlt, und wenn ja, was es ist.«
    »Das gibt ’ne tolle Inventur«, bemerkte Robin sarkastisch, aber er war mit seinen Gedanken schon ganz woanders.
    Er fragte sich, was das für ein Kunstgegenstand oder eine Antiquität sein mochte, für die jemand auf so bestialische Art und Weise mordete.
    ***
    Eine knappe Stunde später brachte ihm Brunot die nächste Überraschung direkt auf den Schreibtisch.
    Robin, der sich gerade ein Pfeifchen gestopft hatte, faßte die Akte nur mit spitzen Fingern an.
    »Interpol?«
    Unwillkürlich dachte er an Torre Gerret, jenen unheimlichen Mann, der Professor Zamorra jahrelang hatte jagen lassen. Viele Fälle, in die der Dämonenjäger verwickelt wurde, ließen sich nicht mit normalen kriminalistischen Methoden lösen, die Akten blieben als ungelöste Fälle lange offen, und
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