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0377 - General Zombie

0377 - General Zombie

Titel: 0377 - General Zombie
Autoren: Jason Dark
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Zuerst spaltete der Blitz die düstere Wolkenbank wie eine riesige, schräg angesetzte Messerklinge. Das fahle Nachleuchten war noch nicht verschwunden, als der Donner folgte, der weit über das flache Land rollte und selbst in den Vorstädten von London noch zu hören war.
    Aprilgewitter gehören zu den schlimmsten, sagt man. Und dieses abwechselnde Spiel aus Blitz und Donner schien die Theorie voll zu unterstützen.
    Die Natur zeigte ihr wahres Gesicht. Man mußte sie gereizt haben, denn die Folgen von Blitz und Donner wechselten rasch.
    Die Blitze erhellten. Fahl und unnatürlich gaben sie dem Land einen Glanz, der ängstliche Gemüter zu abergläubischen Kreaturen werden ließ. Dann verfluchte man sich selbst, andere wiederum beteten oder schauten, hinter Fenstern stehend, mit bangen Augen in einen von Gegensätzen bedeckten Himmel, an dem sich das gewaltige Schauspiel austobte.
    Diese Donnerschläge können selbst Tote erwecken, wurde oft bei diesem Wetter gesagt, und der oder die Sprecher ahnten nicht, daß dieses tatsächlich so eintreten sollte.
    Über dem Friedhof befand sich das Zentrum des Unwetters. Hier tobte es sich richtig aus, und es war ein Trockengewitter, das zudem noch Sturm mitbrachte, der das Laub vom vergangenen Jahr wie mit Riesenhänden in die Höhe schaufelte und mitriß.
    Bei jedem Donnerschlag, der über den einsamen Friedhof hallte, zitterte die Erde, und die alten Grabsteine vibrierten mit, als wollten sie sich jedesmal vor den Gewalten der Natur verbeugen, die mit einer so großen Vehemenz Mensch und Tier in Schrecken versetzte.
    Ein Grabstein stach besonders hervor. Es war das große Ehrenmal für die gefallenen Soldaten, die auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.
    Soldaten aus mehreren Kriegen. Die meisten Gräber waren nicht mehr zu erkennen. Die Zeit war über sie hinweggestrichen, hatte sie eingeebnet und regelrecht plattgewalzt.
    Nur einige Steine standen noch. Als stumme Zeugen reckten sie sich aus der welligen und mit Gras bedeckten Erde, um die Lebenden zu mahnen, nie wieder einen Krieg zu beginnen.
    An diesem Gewitterabend wurde der Friedhof zu einem schaurigen Spielplatz der Gewalten. Blitze ließen das Licht über die Grabsteine huschen. Donner grollte gegen den Wind, der Sturm kämmte die langen Grashalme und wirbelte sie in verschiedene Richtungen.
    Auch das große Ehrenmal trotzte den Gewalten. Es waren zwei aufeinandergesetzte, große, viereckige Steine.
    Kein Mensch hielt sich in der Nähe des Friedhofs auf, der am Tage zuvor seinen Schrecken bewiesen hatte, als im Ehrenmal ein kreisrunder, geheimnisvoller Spiegel aufleuchtete, der gleichzeitig das Tor in eine andere Dimension darstellte. [1]
    Ein besonders starker Blitz fegte aus den Wolken. Er traf das Ehrenmal und spaltete den oberen Stein in zwei Hälften. Das Bersten des Steins wurde vom Donnerrollen übertönt. Langsam kippten die beiden Hälften in verschiedene Richtungen weg, fielen dumpf zu Boden, blieben dort liegen, und auch der untere, der große Stein, zeigte die ersten Risse. Spinnennetzartig durchzogen sie den grauen Granitblock, wobei sie seltsamerweise die Mitte aussparten, denn dort war der geheimnisvolle Spiegel tags zuvor erschienen.
    Auch er ging zu Bruch.
    Kein Zeuge sah zu, wie das kreisrunde Mittelteil des Steins langsam schmolz, schon bald an zähen Sirup erinnerte und sich als Lache ausbreitete, wobei es den Weg nahm, der auch zu den anderen Gräbern führte.
    Hier lagen die Toten dicht an dicht. In Reihen hatte man sie begraben, nach einem geometrischen Muster.
    Einer jedoch lag abseits. Und sein Grabstein stand noch. Nicht so hoch wie das Ehrenmal, kaum ein Drittel davon, aber mit einer eingemeißelten Schrift, der zu entnehmen war, wer hier seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.
    Ein General!
    General Albert T. Hodson!
    Einer der angeblich Großen, einer, der von einigen Zeitgenossen auch noch in der heutigen Zeit verehrt wurde, obwohl seine »Heldentaten« schon lange zurücklagen.
    Ja, man sprach noch über ihn. Über seine Menschenverachtung, über seinen Haß den Feinden gegenüber, die Foltermethoden, mit denen er Geständnisse aus Gefangenen hervorgepreßt hatte, und irgendeiner hatte ihn einmal als Teufel bezeichnet.
    Ein Kompliment für Albert T. Hodson, wie er gern zugab. Ein großes Kompliment sogar, denn der Teufel hatte ihn zeit seines Lebens zur Seite gestanden und die schützende Hand über ihn gehalten.
    Kein Kreuz zierte sein Grab, und den Stein hatte
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