Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staubfee

Die Staubfee

Titel: Die Staubfee
Autoren: Nicole Rensmann
Vom Netzwerk:
ich empfanden Stolz, unsere Eltern bedienen zu dürfen und grinsten uns zwischendurch immer wieder an. Den Tag lang ging das so. Keiner von uns hatte sich angezogen. Es war wie Urlaub: kein Saugen, kein Putzen, kein: »Geh in dein Zimmer« oder »Räum dein Zimmer auf!«. Es war herrlich!
    Am Abend bestellten wir uns Pizza. Wir verspürten großen Hunger, den Tag über hatten wir nur Kekse, Äpfel und Joghurt gegessen. Es herrschte Ausnahmezustand.
    Als ich in ein Achtel meiner Pizza biss, fragte Lisa: »Was hat die Staubfee denn nun alles gesagt?«
    Ich horchte auf.
    Mama und Papa wechselten einen Blick.
    »Das erzählen wir euch nach dem Essen.«
    »Och, warum nicht jetzt?«, fragte ich kauend.
    »Weil es sich mit vollem Mund so schlecht reden lässt. Nach dem Essen räumen wir schnell auf, machen es uns gemütlich und dann erzählen wir. Versprochen!«
    Niemals zuvor oder danach haben wir so schnell gegessen und die Küche aufgeräumt.
     

9.
     
    Zu viert hockten wir auf dem großen Ehebett.
    Mama begann zu erzählen:
    »Die Welt, aus der die Staubfee stammt, und die Wesen, die dort einst lebten, sind fast so alt wie unsere Erde. Als jene Welt eines Tages explodierte, pustete sie Ablagerungen ins All. Daraus setzte sich ein kleiner Planet zusammen, auf dem sich Wesen aus den verstreuten, mikrowinzigen Überresten bildeten. Diese Trümmer zählten zu dem, was wir, als Staub bezeichnen. Teile davon landeten auch auf unserer Erde.
    Auf diesem Planeten wuchsen Staubberge, die wie aktive Vulkane arbeiteten, doch spuckten sie keine Lava sondern Staubspinnen. Diese Spinnen waren faul und dick. Meist besaßen sie mehr als acht Beine, über die sie oft stolperten. Und sie machten viel Dreck.
    Doch fleißige Wollmäuse kullerten eilig umher und sammelten die herumliegenden Staubkörnchen auf, die von den Staubspinnen hinterlassen wurden. Dadurch säuberten die Wollmäuse nicht nur ihre Umgebung, sondern sie wuchsen auch.
    Zu den Kleinsten in diesem Land gehörten die flauschigen, runden Fluser.
    Alle Wesen besaßen zwei Augen und eine Nase, so wie wir. Da sie aber keinen Mund hatten, entwickelten sie eine Sprache, ähnlich die der Bienen. Um miteinander zu reden, tanzten, hüpften oder rollten sie umher.
    Es gab noch ein Geschöpf, dem die Explosion das Leben schenkte. Er galt als Einziger seiner Art und sah aus wie ein Schneemann aus zwei verschieden großen Kugeln.
    Weil sich dieses Wesen so einzigartig, freundlich und gerecht verhielt, aber auch weil es über magische Fähigkeiten verfügte, nannten die anderen Staubwesen ihn ehrfürchtig »Pulveruletus, den Stäubigen« und kürten ihn zum Herrscher der Staubwelt.
    Die kleine Welt des Staubes wuchs von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr. Doch im Laufe der Jahrmillionen wurde die fremde Staubwelt immer schmutziger. Die Staubberge produzierten zu viele Spinnen, aber weder Fluser noch Wollmäuse entstanden neu. So lebten in dem Land bald faule Staubspinnen, deren Dreck die wenigen Wollmäuse kaum zu bewältigen wussten.
    Dies stimmte Pulveruletus sehr traurig. Er besaß zwar magische Kräfte, doch gelang es ihm nicht, die Staubberge zu verstopfen, damit keine weiteren Staubspinnen herauskamen.
    Er grübelte am Tag und in der Nacht. Wochenlang beschäftigte ihn diese Situation, aber es wollte ihm keine Lösung einfallen. Der weise Pulveruletus fühlte sich alt und er verzweifelte schon fast an dem Zustand seiner Welt, bis er eines Tages durch sein Land hüpfte. Er war so in Gedanken versunken, dass er den kleinen Fluser vor sich gar nicht sah. Pulveruletus stolperte über ihn, verlor das Gleichgewicht und kullerte hin und her wie ein Käfer, der auf den Rücken gefallen war. Er vollführte dabei eigenartige Bewegungen, bis er wieder auf seinem runden, flaumigen Körper stand.
    Während dieser ruckartigen Bewegungen verwandelte sich der Fluser in ein neues Wesen. Es wuchs in die Länge, auf dem ovalen Körper saß der Kopf, von dem Haarsträhnen abstanden. Dort, wo unsere Augen und Nase sitzen, besaß es kleine Löcher. Und noch etwas schien sehr ungewöhnlich: Es trug einen einzigen Flügel auf seinem Rücken.«
     
    »Das ist die Staubfee«, schrien Lisa und ich dazwischen. Papa nickte. Mama machte eine kurze Pause, um sich aus der Küche ein Glas Wasser zu holen, dann erzählte sie weiter:
    »Es dauerte eine Weile, bis Pulveruletus die Situation verstand: Als er über den Fluser gestolpert und hingefallen war, hatte er einen »Tanz« vollzogen - einen Zaubertanz, der den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher