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Die Staubfee

Die Staubfee

Titel: Die Staubfee
Autoren: Nicole Rensmann
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keine Angst zu verspüren, sondern sich über den Platz zu freuen.
    Wir lachten, denn die Kür, die uns die Staubfee vorführte, sah zu drollig aus. Grain flog mehrere Schleifen in der Luft, trudelte dann langsam zu Boden, doch bevor sie aufkam, flog sie wieder hoch hinauf, kreiste in großem Bogen an der Decke entlang, schwirrte unter einen alten Lampenschirm und versteckte sich für einige Sekunden.
    Wir hielten den Atem an. Doch dann kam sie wieder hervor, unversehrt. Grain flog auf mich zu, setzte sich wieder auf meine Nase, flog erneut auf, wischte Lisa mit der Armee über das Gesicht und kitzelte Mama und Papa mit ihren Haaren unter dem Kinn.
    Grain flog so schnell umher, dass wir ihr mit den Augen kaum folgen konnten.
    Dann verschwand sie durch die Luke des Dachbodens.
    »Wo will sie hin?« Ich wollte noch mehr von Grains Vorstellung sehen.
    Mama zuckte mit den Achseln. Papa schaute durch die Luke in den Flur. »Da kommt sie wieder. Ach herrje!«, rief er aus.
    Und da sahen auch wir sie. An Grains Armee hing ein weiterer Schwanz. Sie musste den Staub aus dem Kinderzimmer geholt haben.
    Lisa klatschte begeistert in die Hände. Ich patschte mir vor die Stirn und lachte albern auf.
    Zuerst flog sie eine große Runde durch den Raum, so als wolle die Staubfee noch einmal alles absuchen. Dann schien sie eine geeignete Stelle gefunden zu haben, um sich niederzulassen. Sie wählte den Platz hinter dem Kasperletheater, das wir völlig vergessen hatten, weil es repariert werden musste. Nun hatte es eine andere Verwendung gefunden.
    Leider konnten wir von unserem Standort aus nicht erkennen, was Grain dahinter baute, darum schlichen wir näher heran. Als wollten wir eine Vorstellung geben, schauten wir durch das Fenster und staunten über das, was uns dahinter geboten wurde.
    Aus dem dicken, grauen Staubstrang hatte die Fee mit ihrer Armee das Schloss gezaubert, welches sie viele Male im Kinderzimmer neu hatte aufbauen müssen. Stolz schwebte sie über dem Staubdach und zeigte uns ihr Werk.
    Unglücklicherweise lehnten wir uns zu weit durch die Luke des Kasperletheaters: Die Seitenbretter, die normalerweise für die Standfestigkeit sorgten, gaben nach und das Theater schwankte. Papa und Mama rissen uns zurück, damit wir nicht hinfielen.
    Dann gab es einen lauten Knall. Eine Staubwolke verteilte sich in alle Richtungen. Lisa fing an zu weinen und schluchzte: »Ist die Staubfee jetzt tot?«
    Mama blinzelte eigene Tränen fort, bevor sie Lisa beruhigte. Papa und ich versuchten das sperrige Theater wieder aufzurichten.
    In dem Moment, als es wieder aufrecht stand, drohte es erneut nach hinten umzukippen. Doch Mama eilte uns zur Hilfe. Gemeinsam trugen wir das defekte Spielzeug an den Rand und legten es auf den Boden.
    Dort, wo einmal das Staubschloss gestanden hatte, lag ein zerquetschter grauer Klumpen.
    »Grain?«, flüsterte Lisa. Auch ich war besorgt. Wo steckte nur unsere liebe Staubfee? Hoffentlich ging es ihr gut. »Vielleicht ist sie bewusstlos«, meinte ich dann.
    Wir hockten uns auf den Boden und durchwühlten vorsichtig den Staubteppich. 
    »Guck mal!« Lisa wies mit der Hand auf etwas über unseren Köpfen.
    Grain! Unverletzt!
    Auch die Staubarmee schien unversehrt, denn sie baumelte nach wie vor hinter der Staubfee. Aber Grain war nicht allein. Neben ihr schwebte ein Wesen in der Luft, das mit ihr zusammen einen wunderbaren Tanz aufführte. Dieses Wesen glich Grain bis aufs Haar. Es musste die Staubfee sein, die kurz vor der Explosion im Staubland verwandelt worden war.
    »Wie, wie kommt sie hierhin?«, stotterte ich.
    Mama schüttelte den Kopf.
    »Zufall? Schicksal?«, sagte sie. »Das werden wir nie erfahren.«
    Eine Weile beobachteten wir den Reigen der beiden Feen.
    Dann zog uns Mama mit: »Kommt, lassen wir die Zwei allein.«
     
    Es war längst Zeit fürs Abendessen, bei dem es lustig zuging. Wir unterhielten uns nur über die zweite Staubfee: Wo kam sie her und wie war sie bei uns gelandet? Solch ein Zufall! Wie mochte sie wohl heißen?
    Und während wir darüber redeten, besuchte uns Grain. Sie flog in Richtung der Tür und wartete dort auf uns. »Sie will, dass wir mitkommen«, rief ich und sprang von meinem Stuhl hoch. Neugierig eilten wir hinter Grain her.
    Stolz präsentierten uns die beiden Staubfeen ihre Werke:
    Sie hatten Staubschlösser gebaut – gleich zwei Stück. Doch das war nicht alles, dort standen nun zahlreiche nachgebildete Bäume aus Staub, dazwischen eine kleine Bank. Ein Auto, das
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