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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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Sie hatte Angst.
    Seit einigen Minuten schon fühlte sie, dass sie verfolgt wurde. Bisher hatte sie nichts gesehen und gehört, aber sie drehte sich in immer kürzer werdenden Abständen um, beschleunigte ihre Schritte und lief schließlich. Sie befand sich auf dem schmalen Weg, der durch das dicht bewachsene Bachtal führte, und konnte es kaum erwarten, die kleine Steinbrücke zu erreichen. Danach waren es nur noch einige hundert Meter bis zur Straße hinauf.
    Sie hieß Liza Trool, war zwanzig Jahre alt und hatte sich vor etwa einer halben Stunde mit ihrem Freund zerstritten. Er war ihr dumm gekommen in seinem kleinen Morris, war zudringlich geworden. Das war der Grund dafür, warum sie jetzt nicht mehr in seinem Wagen saß, sondern hier durch die Einöde ging und Angst hatte.
    Liza Trool, mittelgroß, drall und energisch, wenn es sein musste, wollte es jetzt endlich wissen. Sie blieb abrupt stehen und horchte zurück. Falls ihr tatsächlich einer folgte, dann musste sie ihn jetzt hören.
    Doch sie hörte nichts. Sie wollte sich schon wieder beruhigt umwenden, als sie das schnelle Atmen vernahm. Ganz in der Nähe. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Das konnte doch nur Pete sein. Er war ihr heimlich gefolgt und wollte ihr jetzt Angst einjagen. Er wollte sich dafür rächen, dass sie aus dem Wagen gestiegen war. Lizas Angst war wie weggeblasen. Schön, er hatte seinen Spaß gehabt, doch jetzt war sie an der Reihe. Er sollte sein blaues Wunder erleben. Sie bückte sich, hob einen eigroßen Stein auf, holte weit aus und warf ihn kraftvoll in das dichte Unterholz. Der Stein streifte Blätter und kleine Äste und landete an einem Baumstamm.
    »Pete Moriston!«, rief sie wütend in die Dunkelheit hinein. »Komm sofort heraus, oder ich werde böse!«
    Die erwartete Antwort blieb aus. Das eben noch so deutliche tiefe Atmen war nicht mehr zu hören. Es herrschte eine unheimliche Stille. Erst jetzt fiel Liza auf, dass die Frösche schon lange nicht mehr quakten. Auch der leichte Wind war eingeschlafen.
    Nicht ein einziger Nachtvogel meldete sich. Selbst der Mond schien sich sicherheitshalber hinter dicken Wolkenbänken versteckt zu haben.
    »Pete Moriston!«, rief Liza Trool erneut und noch lauter. »Komm sofort heraus!«
    Die von ihr ersehnte Antwort blieb aus. Ihr Freund schien die Dinge bewusst auf die Spitze treiben zu wollen. Das schnelle Atmen kam jetzt von der anderen Seite des Weges. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Pete hatte wohl die Seite gewechselt, um sie noch mehr zu verwirren.
    »Dann eben nicht.«
    Sie machte sich Mut, drehte sich um und ging weiter. Dabei drehte sie aber immer wieder verstohlen den Kopf herum und hoffte, Pete entdecken zu können. Im Grunde jedoch wusste sie bereits, dass es unmöglich Pete sein konnte. Es war einfach nicht seine Art, sich so zu produzieren.
    Liza Trool stieß einen leisen, unterdrückten Schrei aus, als dicht vor ihr ein Etwas quer über den schmalen, fast zugewachsenen Weg flatterte. Sie blieb kurz stehen, um dann aber loszurennen. Liza pfiff auf Selbstbeherrschung und Mut. Sie wollte so schnell wie möglich zur Brücke und dann zur Straße hinauf. Die nackte Angst hatte sie wieder fest im Griff.
    Als sie die schmale, kleine Brücke sah, atmete sie erleichtert auf und wandte sich noch einmal um. Dabei trat sie auf einen eckigen Stein, rutschte ab und vertrat sich den Fuß. Mit einem leisen Aufschrei humpelte sie noch einen halben Schritt weiter und hielt sich dann am steinernen Geländer der schmalen Brücke fest. Sie verzog das Gesicht, als sie den Fußknöchel abtastete. Er tat höllisch weh und schickte Schmerzwellen durch ihren Körper.
    »Haben Sie sich verletzt?«
    Diese höfliche Stimme kam aus nächster Nähe. Liza hob ruckartig den Kopf und sah sich einem Mann gegenüber, der über die Brücke gekommen sein musste.
    Gegen den etwas helleren Nachthimmel konnte sie vorerst nur seine Umrisse ausmachen. Der Mann war groß und trug eine Art Umhang. Dort, wo sein Gesicht sein musste, glühte jetzt ein rötlicher Punkt auf. Für Bruchteile von Sekunden konnte Liza eine kräftige Nase und tief liegende Augen erkennen. Der Mann rauchte eine Zigarette, die er nun in hohem Bogen in den Bach warf.
    »Ich habe mir den Fuß verknackst«, sagte Liza gespielt forsch.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Die Stimme des seltsamen Mannes klang kühl, fast abweisend.
    »Es wird schon gehen«, meinte Liza. »Wie kommen Sie hierher? Wer sind Sie?«
    »Ich sollte Sie zur Straße
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