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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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über uns die Sonnen von Scorpio und hüllten uns in ihr vermengtes Licht.
    Rechts von uns schimmerte das Meer, und die desolate Gegend ringsum bezeugte die Wildheit der Menschen am Binnenmeer. Außerdem bewies sie, daß das Meer seine Fesseln sprengen und grausam wüten konnte, solange der Damm der Tage die Gezeiten von Kregen nicht regelte. Vor uns bereitete eine kleine Anhöhe die üblichen Probleme. »Wir sind Grüne, Duhrra der Tage«, sagte ich. »Vergiß das nicht. Wir reiten geradewegs darauf zu.«
    »Aye, Dak, mein Herr. Aber wenn es nicht zu viele sind ...«
    Ich betrachtete seinen Armstumpf. Haken und Lederfutteral hatte Duhrra in der Satteltasche.
    »Du mußt erst einmal deine neue Hand ausprobieren.«
    »Dafür soll Onkel Zobab sorgen, denn ...«
    Unsere Sectrixes gerieten aus dem Tritt. Duhrra richtete sich im Sattel auf, und sein großes Mondgesicht zeigte einen Ausdruck der Verblüffung. Ich blickte auf.
    Eine rotgoldene Gestalt saß dort auf einem Zhyan.
    Der riesige weiße Vogel mit dem roten Schnabel und den roten Klauen schwang sich in die Luft und landete mit einigen lässigen Schlägen seiner Flügel an meiner Seite. Ich musterte die Frau, die auf dem Rücken des Vogels saß.
    »Lahal, Pur Dray«, sagte sie und lächelte mich an.
    »Ich bin nicht mehr Pur Dray, Madame Iwanowna.«
    »Und auf Kregen bin ich nicht Madame Iwanowna. Du darfst mich Zena Iztar nennen.«
    Ihr Gewand funkelte im Licht der Sonnen. Scharlachrot und rosa, kirsch- und rubinrot, durchwirkt mit Goldgewebe und herrlichen Edelsteinen und Stickereien, bot sie einen prachtvollen Anblick. Sie trug eine Rüstung, raffiniert geschnittene Metallteile, die ihre atemberaubende Figur erkennen ließen, eine kraftvolle, geschmeidige, verführerische Erscheinung. Ich erwiderte ihr Lächeln nicht.
    »Was willst du von mir, Zena Iztar?«
    »Hat das Gelb nicht den blauen Schimmer des Skorpions überwunden.«
    »Gewiß.«
    »Bist du mir also keinen Dank schuldig?«
    »Nach deinem Besuch in London habe ich drei lange Jahre gewartet!«
    »Gewiß.«
    Wir starrten uns an.
    Dann berührte sie ihre roten Lippen mit einem golden lackierten Fingernagel. »Du bist kein Krozair von Zy mehr.«
    »Nein. Aber das ist nicht mehr von Belang.«
    »Ich glaube, das ist eine Lüge.«
    Der Meinung war ich nicht. »Nein, das ist keine Lüge. Wenn die zairverfluchten Cramphs von Everoinye mich nicht erwischen segle ich nach Valka. Dort werde ich gebraucht.«
    Die wunderbare Erscheinung hatte nicht die Macht, mich zu rühren. Ich war bedrückt. Endlich wußte ich, was ich wollte – es wurde auch langsam Zeit –, und begann zu ahnen, daß ich wieder einmal daran gehindert werden sollte, mich frei zu entscheiden.
    »Ich bin unterwegs nach Valka«, sagte ich.
    »Und was ist mit dem Auge der Welt? Was soll aus deinen Freunden hier werden? Und aus Zair?«
    »Ich bin ein Apushniad!«
    »Und doch wissen wir beide, daß Dray Prescot diesen Zustand ändern könnte, wenn er nur wollte.«
    »Er will aber nicht!«
    »Das habe ich befürchtet. Ich hoffte ...«
    »Hör mal, Zena Iztar! Ich will nach Hause. Ich möchte Delia wiedersehen. Ist das so verwunderlich? Man hat mich rücksichtslos herumgestoßen, hat mich zum Sklaven gemacht, hat mich zwischen die Grodnim geworfen – jetzt brauche ich ein wenig Ruhe.«
    »Delia befindet sich in Esser Rarioch und in bester Gesundheit.«
    »Nun gut. Dort möchte ich ebenfalls sein.«
    »Warum hast du aber den Damm der Tage geöffnet und die Voller aus Hamal vernichtet? War das die vernünftige Handlungsweise eines Menschen, dem im Grunde alles egal ist?«
    »Ich bin eben kein vernünftiger Mensch! Mir ging es darum, eine kleine Chance für Sanurkazz und Zy und Felteraz herauszuholen. Mehr nicht!«
    »O doch, da ist doch mehr! Ich muß dich jetzt verlassen. Aber ich sage dir etwas: mit deinem sturen Stolz, mit deinem Egoismus wirst du nicht durchkommen. Man wird dir nicht gestatten, nach Valka zurückzukehren.«
    »Wer ist ›man‹ – die Herren der Sterne?«
    »Nein.«
    Ehe ich eine weitere Frage herausbrüllen konnte, bewegte der Zhyan seine Flügel und ließ eine riesige Staubwolke aufsteigen, ehe er sich selbst in die Luft schwang. Ich blickte der Erscheinung nach. Die rotgoldene Gestalt hatte sich zur Seite geneigt und blickte auf mich herab, bis sie aus meinem Blickfeld verschwand. Aber selbst dann noch, so nahm ich an, konnte mich diese Madame Iwanowna, diese herausgeputzte Zena Iztar sehen, mich, einen zornigen Kämpfer, der am
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