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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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sich der Meeresoberfläche angeglichen hatte, und so füllte sich der Senkkasten wieder und sank ab und zerrte damit den Tank empor. Das war alles perfekt durchdacht und wirtschaftlich gebaut; den Antrieb lieferte die Schwerkraft durch das fallende Wasser.
    Ich sollte in diesem Zusammenhang erwähnen, daß die Oblifanter die Anlagen mit großen Scharen von Arbeitern in Gang hielten, die insbesondere die Reibungsflächen immer wieder schmierten. Damit sich die Senkkästen gegen den enormen Wasserdruck bewegen konnten, waren auf jeder Seite ganze Serien von Rädern angebracht, die sich dem Druck von vorn und hinten entgegenstellten.
    Das ließ mich stutzen. Die Todalpheme gaben ihre Befehle zum Senken oder Anheben der Senkkästen, um die Wassermenge zu regulieren, die ins Binnenmeer strömte. Gewöhnlich führte eine Flut dazu, daß die Durchlässe geschlossen wurden. Warum hatte das Sonnenuntergangsvolk aber Räder angebracht, die einen Druck auch von der Rückseite des Damms regulierten? Ich vermutete, daß in der fernen Vergangenheit der Damm nicht nur zum Regulieren der Gezeiten verwendet worden war.
    Einer der jungen Todalpheme legte die Hand über die Augen und blickte auf das Meer hinaus. »Ich glaube ...«, sagte er und hob den Arm.
    Der Novize war es gewöhnt, in seiner Zelle zu sitzen und Papiere zu bearbeiten. Mein Seemannsauge erfaßte die vertrauten Umrisse sofort – Argenter, mit prallen Segeln vor dem auffrischenden Wind laufend, in voller Fahrt durch die schaumgekrönten Wellen pflügend. Der Wind peitschte mir ins Gesicht, während ich mir die Schiffe ansah und mich fragte, wie viele in Stücke geschlagen werden würden, ehe sie die Dammtore erreichten.
    Ich sah die Flaggen wehen. Vier grüne diagonale Streifen, vier blaue diagonale Streifen von rechts nach links, das Blau und Grün durch dünne weiße Streifen getrennt.
    Menaham.
    Das war logisch.
    Als die verrückte Königin Thyllis die Insel Pandahem angriff, hatte sie ein Land nach dem anderen überrannt, bis ihre siegreichen Armeen und Voller in der Schlacht von Jholaix besiegt wurden. Von allen pandahemischen Nationen hatten sich die Menahamer als einzige mit ihr verbündet – eine Allianz, die auch nach dem Friedensvertrag noch andauerte. Hamal besaß nur wenige Schiffe, während Pandahem ein Inselreich mit weitreichenden Handelsbeziehungen war – ähnlich wie Vallia. Was war also logischer, als daß Hamal Schiffe aus Menaham einsetzte?
    Wenn Sie mich fragen, warum große und langsame Argenter eingesetzt werden, um schnelle Voller zu transportieren, die die Strecke ja auch im Flug zurücklegen konnten, so vergessen Sie die Raffinesse der Hamaler und die Tücken ihrer Voller. Ich wußte durchaus, daß die angelieferten Flugboote eine Zeitlang gut funktionieren, dann aber versagen würden. O ja, wie oft hatte ich das selbst erlebt! Konnten die Hamaler also einen Flug von Hamal zum Binnenmeer riskieren, in solch anfälligen Flugbooten?
    Genod Gannius war seinerseits so scharf auf die Voller, daß er die möglichen Defekte als Teil des Geschäfts akzeptierte. Dasselbe hatte Vallia getan, wie auch Zenicce und alle anderen, die Voller aus Hamal bezogen. Sperrten sie sich gegen diese Bedingung, bekamen sie eben keine Flugboote mehr.
    Die Schiffe wurden hervorragend geführt. Sie ritten die Brandung ab wie stolze Schwäne. Die Wimpel flatterten im starken Wind, die Segel knatterten und wogten, als das Wendemanöver eingeleitet wurde. Der Bug der Schiffe richtete sich auf die Tore im Damm, die weiße Gischt sprühte von den Bugsprieten. Sie zogen durch die Brandung und segelten durch den Damm der Tage in die dahinterliegende Bucht, die in den Großen Kanal einmündete.
    Ich ging zur anderen Seite des Damms und beobachtete die Schiffe, die sich im geschützten Gewässer nun viel ruhiger bewegten. Sie hielten auf die Kanalmündung zu. Wahrscheinlich machten sie in dem Hafen fest, der auf halber Strecke lag oder im Hafen am Ostende des Kanals, je nach den Vereinbarungen. Dann wurden die Voller aus den riesigen Laderäumen heraufgebracht. Die Männer des Luftdienstes von Hamal würden die Maschinen noch einmal durchsehen und dann den Grünen überlassen. Zweifellos hatte Genod Gannius seine Männer an den Kontrollen ausbilden lassen. Und dann ...
    Ich hatte eine apokalyptische Vision ganzer Horden von Grodnim, die vom Himmel stürzten, den Widerstand in Shazmoz brachen und dann andere Städte an der Südküste niederkämpften, zuletzt das Heilige
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