Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
war.
    »Oblifanter«, sagte ich, »du tätest mir einen Gefallen, wenn du den Zufluß zu den Tanks öffnen und die Leitungen zu den Senkkästen schließen würdest.«
    Er starrte mich verständnislos an. Dann begann er mit den Armen zu rudern. Sein Gesicht rötete sich hektisch.
    »Das geht nicht! Dann öffnen sich die Tore – und die Flut wird durchgeschwemmt!«
    »Trotzdem wirst du es tun!«
    »Aber die Flut! Die Flut! «
    »Du läßt soviel durch wie nötig. Wenn mein Ziel erreicht ist, kannst du die Senkkästen wieder herablassen, damit die Flutwelle nicht ganz bis zum Binnenmeer durchschlägt. Sie wird sich totlaufen, ehe sie Shazmoz erreicht.« In diesem Augenblick fiel mir etwas ein – ich dachte an die Grodnimschiffe, die wie Meeres-Leem vor Shazmoz lauerten und jede Kontaktaufnahme mit der Stadt verhinderten. »Oder wir lassen die Senkkästen oben, bis die Flutwelle Shazmoz erreicht.« Ich war erstaunlich gut gelaunt. Zwar lächelte ich nicht, doch erfüllte mich eine große Energie. »Ja, das ist ein guter Plan!«
    »Du bist ja verrückt!«
    »Zweifellos!«
    »Hierher!« brüllte der Oblifanter, dem die Augen aus dem Kopf zu treten drohten. Sein Ruf galt einer Gruppe Grodnim, die mit anderen Arbeitern davoneilen wollten. »He! Ihr! Verdient euch euren Sold! Schafft mir diesen Irrsinnigen vom Hals ...«
    Das waren seine letzten Worte; ich versenkte ihn in Tiefschlaf und legte ihn vorsichtig auf die Steinstraße. Die Arbeiter starrten ausdruckslos zu mir herauf. »Schließt die Senkkastenzuflüsse. Laßt die Tanks vollaufen! Los!«
    Sie blickten mir ins Gesicht, erschauderten – und kamen meinem Befehl nach.
    Die Grodnim näherten sich verwirrt. Die Todalpheme standen abseits und begriffen zuerst nicht recht, was hier vorging. Duhrra warf mir einen kritischen Blick zu und schlenderte an meine Seite.
    Es wurde sehr dunkel; die Wolkendecke verdichtete sich noch mehr. Der Wind heulte. Bald mußte der Sturm richtig losbrechen. Und unaufhaltsam stieg das Wasser, eine enorme kregische Flut, die wie eine Erdbebenwoge alles vor sich her schwemmen würde, ganze Städte und Dörfer vernichtend.
    »Was ist hier los?«
    Zufällig befand sich ein Jiktar in der Gruppe der Grodnim. Ein Jiktar muß in der Hierarchie einer Armee schon etliche Stationen zurückgelegt haben, denn er befehligt ein Regiment, einen Ruderer oder eine Galleone.
    »Schluß jetzt, Rast!« Er sprach ganz sachlich. Dann brüllte er die erschrockenen Arbeiter an: »Schließt die Tankzuflüsse! Auf der Stelle!«
    »Macht sie auf!« sagte ich ruhig.
    Der Jiktar zögerte nicht. Das gehörte zu den Gründen, warum er Jiktar war.
    »Ergreift ihn!« befahl er, ganz ohne Erregung. »Wenn ihr ihn dabei umbringen müßt, bitte sehr. Aber lieber hätte ich es, wenn ich den Verrückten verhören könnte.«
    Die Grodnim stellten sich mit blanken Langschwertern zum Kampf. Mir war egal, wie viele umkamen.
    Ich sah, daß Duhrra unter seinem Mantel herumtastete.
    »Zurück, Duhrra!« brüllte ich. »Halte dich aus der Sache heraus!«
    Er antwortete nicht.
    Ich mußte mich so vor den Arbeitern aufstellen, daß ich meinen Befehlen Nachdruck verleihen konnte; gleichzeitig mußte ich verhindern, daß die Grodnim an mir vorbei auf die Aktion Einfluß nahmen. Die unmittelbare Zukunft versprach einigermaßen anregend zu werden.
    Die Details dieser Minuten sind mir noch lebhaft im Gedächtnis: der Wind, dessen Heulen immer mehr zunahm, die verängstigten Arbeiter, die unter meinem bösen Blick verzweifelt an den Hähnen drehten; das Klappern der Soldatenstiefel auf der Dammstraße; das Schimmern ihrer Kettenhemden und grünen Gewänder; Duhrra, der hinter den anrückenden Gegnern herumhüpfte, das Gesicht so wild verzerrt, daß es in einem anderen Augenblick und an einem anderen Ort denkbar komisch gewirkt hätte – und schließlich das Gefühl des Schwertgriffs in meiner Faust. Die Waffe hatte keine besonderen Qualitäten und gestattete nicht den Krozairgriff, der mir zusätzliche Vorteile verschafft hätte. Diese Waffe war für ein primitives Zustechen im Nahkampf bestimmt. Nun, dazu mochte sie ausreichen.
    Die Grodnim legten es im ersten Augenblick darauf an, mich einzuschüchtern; wild brüllend und waffenschwenkend drangen sie auf mich ein. Es schien mir unsportlich und eines Jikai nicht würdig zu sein, den ersten einfach zu töten, so parierte ich seinen Hieb und versetzte ihm einen Schlag über seinen metallenen Kopfschutz. Er stürzte wie ein gefällter Baum zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher