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0832 - Die Brut ist los

0832 - Die Brut ist los

Titel: 0832 - Die Brut ist los
Autoren: Jason Dark
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Der erste Schreck dauerte bei beiden Menschen fast eine halbe Minute. Erst dann hatten sie sich soweit gefangen, daß sie überhaupt ein Wort sprechen konnten.
    Es war Iris Long, die zuerst redete. »Sag, daß es nicht wahr ist, Alvin. Verdammt, sag es doch!«
    Aber Alvin Shephard schwieg. Das Blut war einfach nicht wegzudiskutieren. »Ich werde nachschauen«, sagte er. Seine Stimme klang nicht überzeugend, sie zitterte sogar, was auch Iris feststellte. Sie klammerte sich an ihren Kollegen.
    »Um Himmels willen, tu das nicht!«
    »Aber einer muß doch…«
    »Was ist, wenn sich dieser Zombie noch im Zimmer aufhält? Was tust du dann?«
    Er schloß für einen Moment die Augen. Daran hatte er noch nicht gedacht und sich auch noch nicht darauf eingestellt. Shephard sah die weiße, matt glänzende Kunststofftür ebenso oft an wie seine Kollegin, aber zu einer Lösung hatte er sich noch nicht durchringen können.
    »Bitte, Alvin.«
    »Na ja, er braucht ja nicht dort zu sein.«
    »Das ist zu… zu… risikoreich.«
    »Aber einer von uns muß hinein, Iris. Es geht nicht anders. Vielleicht hat sich Slim nur verletzt, und er wartet auf Hilfe.«
    »Meinst du?«
    »Ja, und dann bist du gefragt. Dann solltest du eingreifen, Iris. Du bist Ärztin.«
    »Und wenn der Zombie auf dich wartet? Was tust du dann? Sag es!« forderte sie mit zischender Stimme. »Ich will es hören.«
    »Ich kann dir keine Antwort geben, aber wir könnten einen Kompromiß schließen.«
    »In dieser Situation? Den gibt es nicht.«
    »Doch!«
    »Dann sag ihn.«
    Alvin Shephard nickte, als wollte er sich selbst Mut machen. »Ich habe mir das so gedacht. Ich werde die Tür nur einen Spalt öffnen. Gerade so weit, daß ich den Raum dahinter überblicken kann. Bist du damit einverstanden?«
    Iris überlegte. »Es ist auch…«
    »Was immer du sagst, es ist das beste.«
    »Wir können die Tür nicht abschließen. Oder hast du einen Schlüssel?«
    »Nein.«
    »Dann wird er seinen Spaß haben, er kann rein und raus…«
    »Das schafft er auch so. Denkst du, der läßt sich durch diese komischen Kunststofftüren aufhalten? Der wuchtet sich einfach dagegen, und offen sind sie.«
    Mit beiden Händen winkte die Frau ab. »Mach, was du willst, Alvin, ich habe keine bessere Lösung.«
    ***
    Bevor er die Tür öffnete, umarmte er sie. »Wir werden jetzt zusammenhalten müssen, Iris. Nur so können wir überleben, wenn es hart auf hart kommt. Wir müssen zusammenbleiben.«
    Iris hatte die Augen geschlossen, als sie eine Antwort gab. »Okay, Alvin, zieh es durch.« Mit dem Rücken drückte sie sich gegen die Wand, die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Sie spürte genau, daß sie Nerven hatte. Nichts war mehr von der eiskalten Wissenschaftlerin zurückgeblieben, die sie einmal gewesen war. Jemand, der sich über ethische und moralische Grenzen hinwegsetzte und deshalb letztendlich auch seinen Job verloren hatte. Da war ihr, ebenso wie den anderen, dieser Job hier gerade richtig gekommen. Leichen als Crash-Objekte zu mißbrauchen, hatten sie alle als nicht weiter schlimm empfunden, zudem war ihr Gewissen mit einem Honorar von dreihunderttausend Pfund beruhigt worden. Auch wenn die Summe durch drei geteilt werden mußte, konnte man damit schon für eine Weile leben.
    Nur hatte keiner von ihnen damit gerechnet, es mit lebenden Leichen zu tun zu bekommen. So etwas hatte es sonst nur im Filmen und Romanen gegeben, und besonders für sie als Ärztin war eine Welt zusammengebrochen. Aber sie hatte sich damit abfinden müssen, ebenso wie Dr. Alvin Shephard, ihr Kollege, oder wie Dr. Slim Dayton, von dem sie nicht mehr glaubte, daß er noch lebte.
    Sie blickte zu Boden, wo sich Alvin bemühte, nicht in die Blutlache hineinzutreten. Das erschien ihm zu makaber. Er stand breitbeinig vor der Lache, den Arm vorgestreckt, die Hand bereits auf die Aluklinke gelegt.
    Noch einmal schaute er sich um.
    Iris ahnte die Bewegung und öffnete die Augen.
    Er nickte ihr zu.
    Sie nickte zurück.
    Noch einen innerlichen Ruck mußte sich der Mann geben, dann drückte er die leichte Klinke nach unten und öffnete die Tür. Alvin zögerte mitten in der Bewegung.
    Er hatte einen ersten Blick in den Raum werfen können und auch die Wand an der linken Seite gesehen, die genauso aussah wie sonst, eine weiße, glatte Kunststofffläche.
    »Hast du was gesehen, Alvin?«
    »Noch nicht.« Er war versucht, Daytons Namen zu rufen, unterließ es aber und drückte die Tür weiter auf. Mit einem großen Schritt
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