Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheime Treppe

Die geheime Treppe

Titel: Die geheime Treppe
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
Minuten später betraten sie den Lesesaal. Erneut war er für den Publikumsverkehr bereits geschlossen. Davy zog seinen Schlüssel hervor, ließ die drei ??? in den Saal und sperrte die Tür wieder hinter sich zu. Dann führte er sie zu einem der gemauerten Rundbögen an der Wand. Er markierte wie die anderen Bögen keinen Durchgang, sondern bildete die Umrahmung für eine Nische, in der in diesem Fall eine Vitrine mit besonders alten Büchern untergebracht war. Unter anderen Bögen fanden sich verschiedene Ziergegenstände, Lampen, Karten oder Gemälde.
    Davy deutete hinauf zum Bogenscheitel, über dem sich eine steinerne Tafel mit einem eingemeißelten Spruch befand. »Naturam expellas furca, tamen usque recurret«, las er vor. »Treib die Natur mit der Mistgabel aus, sie wird sich doch stets durchsetzen.«
    »Ist ja irre!«, staunte Peter, während sich Justus im Saal umblickte. »Da steht tatsächlich was von Mistgabel!«
    »Und da«, der Erste Detektiv bedeutete den anderen, ihm zum übernächsten Rundbogen zu folgen, »steht was von Ameise, oder?« Er zeigte auf die Tafel darüber. »Formica ist, glaube ich, die lateinische Bezeichnung für Ameise.«
    Davy nickte. »Formica vobis exemplo sit«, zitierte er den Sinnspruch. »Die Ameise soll euch ein Vorbild sein. Diese wie all die anderen Sprüche in diesem Raum«, er machte eine ausladende Geste, »sind kleine Aphorismen, die auf die eine oder andere Art mit dem Studieren, dem Wissen oder dem Leben an sich zu tun haben. Man findet so etwas in vielen Unis. Sie sollen die Studenten motivieren, während sie sich hier drin ihren Studien widmen.«
    »Hm«, machte Bob nachdenklich, »verstehe. Aber der Schatz liegt zwischen der Mistgabel und den Ameisen unter den Sternen.« Er blickte zur Decke. »Was ist mit Sternen gemeint?«
    Davy zwinkerte lustig und krümmte den Zeigefinger. »Die sind hier.« Er lief zu dem Rundbogen, der genau zwischen den beiden anderen lag. Auch über ihm prangte eine Tafel. »Per aspera ad astra. Über raue Pfade empor zu den Sternen.«
    »Und das bedeutet?«, wollte Peter wissen.
    »So viel wie: Wenn man etwas erreichen will, muss man sich vorher dafür anstrengen«, erklärte Davy.
    »Könnte stimmen«, nickte Peter.
    »Zwischen der Mistgabel und den Ameisen.« Bob sah zu den beiden anderen Rundbögen. »Ich verstehe.«
    »Aber jetzt wird es kompliziert.« Justus betrachtete konzentriert den Bogen. »Wie genau ging die Notiz weiter?«
    Davy sah auf den Zettel. »Im dritten von acht hinter dem fünften von rechts findest du den Zug. Nächstes Treffen ist Mittwoch um zehn.«
    »Gut. Das mit dem Treffen ist wohl nur eine Nachricht. Das hat mit dem Ort des Schatzes nichts mehr zu tun. Aber im dritten von acht hinter dem fünften von rechts findest du den Zug?« Justus ging noch näher an den Bogen ran.
    »Gibt es hier drin noch einen Spruch, in dem ein Zug vorkommt?«, riet Peter. »So in dem Stil: Wer zu spät kommt, den bestraft der Zug?«
    Bob grinste, aber Davy überhörte den Scherz. Er hatte damit begonnen, das Gemälde zu untersuchen, das in der Nische unter dem Bogen hing. Es zeigte eine biblische Szene in Öl. »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    Plötzlich fuhren sie zusammen. Irgendwo war eine Tür zugeschlagen. Sie drehten sich um und blickten zum Eingang, aber da war niemand. Außerdem war die Eingangstür aus Glas und würde nicht solch ein Geräusch erzeugen.
    »Wo kam das her?«, fragte Peter unsicher.
    »Gibt´s hier noch einen Eingang?« Bob musterte die Wände. »Der Kerl gestern war ja auch auf einmal weg. Es muss also noch einen Zugang geben.«
    Doch Davy schüttelte den Kopf. »Es gibt aber keinen mehr. Zumindest weiß ich von keinem.«
    »Kollegen.« Justus machte eine Bewegung, mit der er vage auf die nähere Umgebung wies. »Das kam von hier irgendwo.«
    Peter stutzte. »Wie von hier irgendwo?«
    »Von dadrin.« Justus deutete auf die Wand. »Oder da unten.« Er zeigte zu Boden.
    »Glaubst du?« Bob zog die Augenbrauen zusammen.
    »Den Eindruck hatte ich.«
    Bob machte einen Schritt zur Wand. »Könnte unter Umständen auf einen Geheimgang hinweisen.« Er klopfte mit dem angewinkelten Zeigefinger gegen ein paar Stellen. »Klingt allerdings alles ziemlich massiv.«
    Peter wurde jetzt doch allmählich mulmig zumute. »Was haltet ihr davon, wenn wir Cotta verständigen?«
    Justus schüttelte den Kopf. »Weswegen? Weil wir eine uralte Notiz gefunden haben, auf der von einem Schatz die Rede ist? Oder weil irgendwo eine Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher