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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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1

    Ich nickte der Empfangsdame zu, ging zur Tür meines Arbeitszimmers hinüber und sagte im Vorbeigehen zu Elsie Brand: »Was gibt’s Neues?«
    Sie blickte von ihrer Schreibmaschine hoch. »Haben Sie einen neuen Anzug an, Donald?«
    »Hm.«
    »Sie sehen aus... «
    »Na, wie?« fragte ich.
    »Großartig«, sagte sie.
    »Danke«, gab ich zurück. »Was liegt vor?«
    »Bertha möchte Sie sprechen.«
    »Ein Klient?«
    Sie nickte.
    »Gut«, sagte ich. »Ich werde gleich zu ihr ’rübergehn.« -
    Das Empfangszimmer hinter mir lassend, klopfte ich flüchtig an die Tür mit dem Schild >B. Cool - Privat< und trat ein.
    Das Mädchen, das Bertha am Schreibtisch gegenübersaß, öffnete gerade die Handtasche. Berthas gierige, kleine Augen funkelten. Ärgerlich über die Unterbrechung, wandte sie ihren Blick von der Handtasche ab und sagte zu dem Mädchen: »Das ist Donald Lam, mein engster Mitarbeiter.« Und zu mir: »Miss Beatrice Ballwin -eine Klientin.«
    Ich machte eine Verbeugung, lächelte und sagte, daß ich entzückt sei. Miss Ballwin schien irgendwie erleichtert und beruhigt. Sie sagte: »Erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Lam«, und fügte hinzu: »Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    Berthas Stuhl knarrte, als sie die hundertfünfundsechzig Pfund ihres Körpers ungeduldig in Bewegung setzte. Ihre Blicke waren zu der Handtasche zurückgekehrt, die das Mädchen nun auf dem Schoß festhielt.
    »Ich hoffe, wir können Ihnen behilflich sein«, sagte ich.
    Bertha wurde ungeduldig. »Ich werde dir nachher alles erklären, Donald. Ich habe mir die Einzelheiten aufgeschrieben. Wir wollen jetzt keine Zeit damit verlieren. Meine Notizen enthalten alles Notwendige.«
    Die Brillanten an ihren Fingern funkelten, als sie mit einer flüchtigen Handbewegung über ein paar hingekritzelte Aufzeichnungen fuhr.
    Ich blickte ihr über die Schulter. Ihre Notizen bestanden aus diversen Namen und Adressen und aus der Zahl 500 Dollar, die sie wohl ein halbes dutzendmal auf einen gelben Bogen Kanzleipapier geschrieben hatte. Bertha pflegte bei Unterhaltungen gelegentlich statt kleiner Männchen Zahlen zu malen.
    Die Hand des Mädchens lag auf der halbgeöffneten Tasche, aber sie traf keinerlei Anstalten, ein Scheckbuch daraus hervorzuziehen.
    Bertha wollte zum Ziel kommen: »Gut, meine Liebe, ich glaube, das wäre alles«, und dann fügte sie hinzu: »Ich werde Ihnen eine Quittung ausstellen. Das wären also zweihundertfünfzig Dollar heute und weitere zweihundertfünfzig morgen.«
    Das Mädchen griff nun in die Handtasche und nahm einige sauber gefaltete Geldscheine heraus. Als Bertha sich vorbeugte, um das Geld in Empfang zu nehmen, ließ ihr Stuhl wieder ein ruckartiges Knarren vernehmen. Dann begann sie, die Quittung auszuschreiben.
    Während sie schrieb, sah das Mädchen zu mir auf und lächelte. Dann nahm sie ein Zigarettenetui aus ihrer Handtasche und hob mit einer stummen Aufforderung die Augenbrauen. »Bitte!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht, danke.«
    Sie nahm sich eine Zigarette aus einem silbernen Etui mit den goldenen Initialen >C. H.<.
    Als sie merkte, daß ich auf das Etui blickte, verdeckte sie die Buchstaben mit der Hand.
    Bertha Cool gab ihr die Quittung. Das Mädchen ließ sie in die Handtasche gleiten, holte ein Feuerzeug daraus hervor und zündete sich die Zigarette an. Dabei zitterte ihre Hand ein wenig.
    Sie ließ das Feuerzeug in die Handtasche zurückfallen und sagte: »Gut, ich danke Ihnen, Miss Cool. Können Sie sofort mit der Arbeit beginnen?«
    »Sofort«, sagte Bertha, schloß die Kassenschublade ihres Schreibtisches auf und legte das Geld hinein.
    »Es muß schnell gehen«, sagte Miss Ballwin, »denn ich glaube... Nun, ich glaube, daß gerade jetzt ziemliche Gefahr besteht. Sie müssen ein Mittel finden, um sie zu erschrecken.«
    »Seien Sie unbesorgt, meine Liebe.«
    Bertha strahlte.
    »Und Sie werden mich beschützen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie betrachten mich als Ihre Klientin?«
    »Natürlich.«
    »Dann werden Sie also stets meine Interessen wahrnehmen?«
    »Bestimmt.«
    »Auch dann, wenn jemand versuchen sollte, Sie zu bestechen?«
    »Wir sind nicht zu bestechen.«
    Ich fragte: »Für wie lange brauchen Sie uns?«
    »Eine Woche. Ich glaube, das ist die gefährlichste Zeit.«
    »Und von wann ab?«
    »Ab sofort.«
    »Das Honorar war für eine Woche vereinbart«, sagte Bertha.
    »Das weiß ich, Miss Cool.«
    Das Mädchen stand auf, machte einen tiefen Zug aus der Zigarette, drückte sie
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