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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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funktionierte, hat er jede erdenkliche Maßnahme ergriffen, um mich zu schwächen, vor allem in den Augen der südlichen Besitzungen. Deswegen war er so darauf bedacht, mich mit einem Fürsten aus dem Norden zu verheiraten – um zu verhindern, dass ich zu viel Zuspruch im Süden fände. Deswegen ließ General Luz-Manuel den Wachmann Martín hinrichten – um meine Leibwache zu schwächen und gegen mich aufzubringen. Die beiden arbeiten vermutlich zusammen.« Mein Herz klopft, so sicher bin ich, dass es stimmt, und der Gedanke lässt Verzweiflung in mir aufsteigen. » Der General ist es, der diese Befestigungen befohlen hat, nicht wahr?«
    Das nun folgende Schweigen ist schwer und zum Schneiden dick.
    Ich flüstere: » Was ist mit Rosario? Geht es ihm gut?«
    » Wir wissen es nicht, Euer Majestät«, antwortet Tristán.
    Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dem Jungen etwas zugestoßen wäre.
    » Hauptmann Lucio wird ihn bestimmt in Sicherheit gebracht haben«, versichert Hector, » sobald es erste Anzeichen dafür gab, dass Ärger droht.«
    Während ich seinen Blick suche und mich mit einem Nicken bedanke, bete ich zu Gott, dass er recht hat.
    » Also, Euer Majestät, was tun wir jetzt?«, fragt Tristán.
    Jetzt ist er also gekommen. Der Augenblick, an dem ich wie das Mädchen denken muss, das eine Wüstenrebellion anführte und einen Krieg für ihren Ehemann gewann. Wie eine Königin.
    Ich stehe auf und gehe im Raum auf und ab, knabbere am Daumennagel. Ich brauche Verbündete. Rohstoffe und Versorgungsgüter. Ich muss die Stimmung zu meinen Gunsten wandeln, zumindest so lange, dass ich die hetzerischen Bemühungen des Condes ausbremsen und meine eigenen Befestigungen errichten kann.
    Mein Schritt wird schneller. Als Erstes werde ich bekannt geben, dass Conde Tristán für einen Platz im Quorum nominiert ist. Vielleicht wird das dem Vorwurf ein wenig entgegenwirken, ich hätte den Süden beleidigen und, wie Conde Eduardo hat durchblicken lassen, im Stich lassen wollen. Aber das wird nicht reichen.
    Und was dann, Elisa? Du brauchst ein deutliches Zeichen deiner Wertschätzung für den Süden. Etwas Dauerhaftes. Du musst …
    Mein Kopf schnellt hoch.
    Ich muss …
    Beinahe ersticke ich an Trauer und Freude und Entsetzen, als Hectors und mein Blick sich treffen.
    Ich muss Hector heiraten.
    Er ist der Erbe einer südlichen Besitzung, die viel mehr Einfluss und Bedeutung hat als Selvarica. Und er ist ein Kriegsheld. Der beste Anführer, den ich kenne. Vorher wäre es unsinnig gewesen, ihn zu heiraten, weil er ohnehin schon mein größter Unterstützer war. Aber jetzt, da mein Königreich auseinanderzubrechen droht, könnte ein öffentliches Bündnis mit ihm genau das Mittel sein, das mir helfen wird, den drohenden Bruch zu verhindern.
    » Elisa?«, fragt er leise. » Was ist denn?«
    Ich sehe ihn an, dieses geliebte Gesicht. Ich liebe seine dunklen Augen, die Art, wie sich sein Haar rund um die Ohren leicht lockt, sein entschlossenes Kinn, seine schönen Lippen. Ich weiß genau, wie sich diese Lippen auf meinen anfühlen.
    Ich könnte ihn fragen. Jetzt gleich. Aber vielleicht würde er Nein sagen. Oder ich könnte es ihm befehlen, und er würde mir gehorchen, aber das würde er mir nie verzeihen.
    Aber vielleicht, nur vielleicht, könnte ich ihn auch fragen, und er würde Ja sagen.
    Aber wie hält man als Königin um die Hand eines Mannes an? Gibt es eine bestimmte Etikette, die beachtet werden muss? Ein Dokument vielleicht, das es zu unterschreiben gilt? Panisch sehe ich mich im Raum um. Alle erwidern verblüfft meinen verwirrten Blick.
    Dann höre ich laute Rufe. Trampelnde Schritte und das metallene Klirren von gezogenem Stahl.
    Soldaten stürmen durch alle drei Eingänge des Speisesaals. Sie tragen das Rot und Gold von Conde Eduardos Grafschaft.
    Alle am Tisch Sitzenden erheben sich hastig, ziehen ihre Waffen, aber schon schlingt sich ein starker Arm um meine Schultern, und die kalte Spitze eines Dolches drückt gegen meine Kehle.
    Eduardos Soldaten verteilen sich überall im Raum. Wir sind drei zu eins in der Unterzahl.
    » Lasst Eure Waffen fallen«, sagt eine zischelnde Stimme in mein Ohr.
    Hector sieht mich an, will wissen, wie mein Befehl lautet, und mehr noch als der Arm, der mich festhält, und der Dolch an meiner Kehle ist es die Verzweiflung auf seinem Gesicht, die eiskaltes Entsetzen durch meine Adern rinnen lässt. Noch nie zuvor habe ich ihn so ängstlich und hilflos gesehen.
    Wenn sie versuchen, mich
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