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Verfuehrerisch doch unerreichbar

Verfuehrerisch doch unerreichbar

Titel: Verfuehrerisch doch unerreichbar
Autoren: Cait London
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1. KAPITEL
    Mikhail Stepanov war genau der Mann, den Ellie Lathrop um nichts bitten wollte, doch sie war gezwungen, es tun.
    An diesem Abend Ende Februar waberte dichter Nebel über die Küstenstraße im Bundesstaat Washington, die mit ihren Kurven und der regennassen Fahrbahn tückisch war.
    Es hatte den ganzen Tag geregnet. Ellie umklammerte das Lenkrad des Kombis fester und warf im Rückspiegel einen Blick auf das zwischen seinen Lieblingsspielsachen schlafende Kind.
    Die Fahrt von Albuquerque hierher war anstrengend gewesen und hatte Pausen auf Rastplätzen erfordert, damit Tanya spielen konnte. Ein paar Stunden jede Nacht schliefen sie auf gut beleuchteten Restaurantparkplätzen, weil für Motels kein Geld mehr da war. In den letzten sechs Monaten hatte sie den Großteil ihrer Reserven mit Reisen von Ort zu Ort verbraucht, um Tanya in Sicherheit zu bringen. Ellie fuhr vorsichtiger, als wenn sie allein unterwegs gewesen wäre, denn nichts durfte ihrem Adoptivkind passieren. Ellies Halbschwester Hillary war die leibliche Mutter und forderte jetzt ihr Kind zurück, weil es ihr für eine Heirat nützlich sein würde.
    Ellie strich sich durchs Haar und bemerkte, dass sie zitterte. Schuld daran waren Kaffee, Nervosität und Angst.
    Vor über vier Jahren war sie diese gewundene Straße entlanggefahren, um den ernsten Mikhail Stepanov zu ärgern. Ellies Vater gehörte die Hotelkette „Mignon International Resorts”, zu der auch Mikhails „Amoteh Resort” zählte. Als Tochter des Chefs wohnte sie oft kostenlos in den verschiedenen Hotels. Damals hatte sie einen eleganten roten Sportwagen gefahren und war gerade frisch aus einem luxuriösen europäischen Urlaubsort zurückgekehrt, um sich mit Mikhail zu streiten. Es gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, ihn mit seinem adretten Äußeren aufzuziehen, um sein wahres Ich dahinter zum Vorschein zu bringen.
    Damals war es ihr egal gewesen, was er von ihr dachte. Es war ohnehin alles nur ein Spiel.
    Eine Neigung dieses arroganten Kopfes, ein Blick dieser grünen Augen, und schon reizte es sie, diesen unterkühlten Mann aus der Reserve zu locken. Vielleicht hatte sie ihn damals dafür büßen lassen, dass er so sehr ihrem Vater ähnelte, denn auch für ihn zählte nur das Geschäft, und er ließ niemanden emotional an sich herankommen.
    Aus den Unterlagen ihres Vaters wusste sie, dass Mikhail Stepanov vor fünf Jahren geschieden worden war, da er sich geweigert hatte, den Forderungen seiner Frau nachzukommen, die Pläne für das „Amoteh Resort” fallen zu lassen. JoAnna war in die Hauptverwaltung von „Mignon” marschiert und hatte Paul Lathrop alles erzählt einschließlich der Tatsache, dass sie Mikhails Baby abgetrieben hatte. Und trotzdem hatte Mikhail Stepanov die Fassung behalten und sich nicht anders benommen als sonst.
    Die Scheibenwischer klackten leise, und Ellie dachte daran, dass sie ihm gleich gegenübertreten musste. Mikhail, dessen Vater ein russischer Immigrant und dessen Mutter eine texanische Schönheit war, liebte seine Familie und das Hotel, dessen Manager er war. Er bewegte sich durch die Flure wie ein Burgherr durch die Gänge seiner Festung, beängstigend effizient, leise, geheimnisvoll und gefährlich. Stets perfekt gepflegt und gekleidet, war Mikhail in etwa so zugänglich wie ein Eisberg.
    Vielleicht hatte Ellie ihn deswegen so gern verspottet - damit er endlich mal eine normale menschliche Regung zeigte. Und um herauszufinden, was sich hinter seiner undurchdringlichen Fassade verbarg.
    Sie spürte, dass unter den superkorrekten Anzügen ein sinnlicher Mann steckte, den sie erobern wollte, ehe sie wieder weiterzog. Denn Ellie, die von ihrer Mutter als Kleinkind verlassen und von einem kalten, hartherzigen Vater erzogen worden war, hielt es nicht in Beziehungen aus, in denen sie verletzt werden konnte.
    Mikhail konnte nicht verletzt werden. Nicht ein einziges Mal in den elf Jahren seit ihrer ersten Begegnung im Büro ihres Vaters hatte er diese Einschätzung widerlegt. In dieser Zeit hatte er geheiratet und war geschieden worden, doch was Ellie an Mikhail ärgerte, hatte sich nicht geändert. Sie bezweifelte, dass er irgendwelche persönlichen Schwächen hatte - dieser Mann war eiskalt und interessierte sich nur für seine Arbeit, genau wie ihr Vater.
    Sie presste die Lippen fest zusammen und beobachtete die Scheibenwischer, die Schlieren über die Windschutzscheibe zogen. Der Versuch, Mikhail gegen Paul Lathrop auszuspielen, war
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