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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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Luft. Sein Gesicht und sein Gewand sind mit Schlamm verschmiert, der allmählich trocknet und im Licht der Nachtblüher eine gruselige bläuliche Färbung annimmt. Wahrscheinlich sehe ich nicht viel anders aus. » Warum?«, stößt er zwischen den harten Atemzügen hervor. » Wieso habt Ihr mich gerettet? Mein eigenes Volk hätte nicht so viel für mich getan. Dumme Königin. Jetzt seid Ihr machtlos.«
    » Ihr seid mein treuer Diener.«
    Er starrt mich an.
    » Aber ich bin nicht machtlos«, fahre ich fort. » Ich hatte schon immer meinen Feuerstein und seine mindere Magie. In Brisadulce habe ich Hector geheilt, müsst Ihr wissen, und daher gibt es Dinge, die ich noch immer tun kann, indem ich einfach durch die Kruste der Erde taste.« Es wäre sinnlos, ihm erklären zu wollen, dass ich keine anderen Menschen mehr zu meinem eigenen Vorteil opfern will. Ich will kein unschuldiges Küchenpersonal mehr auspeitschen lassen, ich werde keine Gebäude mehr abbrennen, ich werde niemanden darum bitten, meinetwegen sein Erbe auszuschlagen, und ganz sicher werde ich keinen Freund den Launen einer geheimnisvollen Zauberkraft überlassen– nur, um meine eigene Macht zu stärken. Ich lege die Finger auf den Stein in meinem Nabel und lasse mich von dem vertrauten Pulsieren trösten. Sturm sage ich nur: » Und ich habe mich. Ich werde genügen.«
    Das Lager liegt still und dunkel und halb verlassen vor uns, als Sturm und ich aus dem Wald treten. Mara sitzt allein in der Nähe der Feuerstellen. Sie hält einen dampfenden Fisch auf einem Stock gespießt über die Flammen und will gerade abbeißen, aber dann sieht sie uns, lässt ihren Spieß in die Glut fallen und springt auf. » Elisa?«, flüstert sie, dann läuft sie auf mich zu und schließt mich in die Arme. » Oh Gott, ich wusste zwar in meinem Innern, dass du wahrscheinlich allein weggegangen warst und nicht verschleppt wurdest, aber als dann vor kurzem dieses Grollen anfing, da dachte ich… ich dachte, vielleicht…«
    Ich erwidere die Umarmung. » Es tut mir leid«, sage ich.
    Sie tritt einen Schritt zurück. » Hast du es gefunden?«
    » Ja.«
    » Und was ist passiert? Hast du…?« Sie macht eine unbestimmte Handbewegung.
    » Kann ich dir das vielleicht ein wenig später erzählen? Ich muss jetzt… nachdenken.«
    Ihre Augen wandern zu den Ketten um Sturms Knöchel, dann zurück zu meinem Gesicht. » Ja, sicher«, erwidert sie, aber ihre Augen sehen betrübt, vielleicht ein wenig verletzt aus.
    » Wo sind die anderen?«, frage ich, obwohl ich die Antwort schon erahne.
    » Sie suchen nach dir. Hector ist krank vor Sorge.«
    Das schmerzt, und ich verziehe das Gesicht; ich fürchte jetzt schon den Augenblick unseres nächsten Treffens. » Ich muss ein bisschen laufen. Ich gehe hinunter zum Strand.«
    » Willst du vorher noch etwas essen?«
    » Nein, danke.« Ich spüre ihren verwunderten Blick, als ich weitergehe.
    Der Halbmond spiegelt sich golden im leicht gekräuselten Wasser. In einiger Entfernung schaukelt der schwarze, angeschlagene Umriss der Araceli, deren Großsegel schlaff in der windstillen Nacht herunterhängt. Die Luft ist warm, das Meer ruhig.
    Spontan ziehe ich meine dreckigen Stiefel und die Bluse aus. Nur mit meinen Leinenhosen und einem ärmellosen Unterhemd bekleidet, wate ich ins warme Wasser hinaus.
    Dann geschieht etwas Seltsames. Dort, wo mich das Wasser berührt, schimmert es feuersteinblau. Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich treiben, bewege probeweise die Arme. Das Schimmern ist wie ein Schild, der sich um meinen Körper schlingt, wie eine Aura der Macht, die fest mit mir verbunden ist. Glücklich lache ich auf und denke an die vielen Dinge, die ich kürzlich auf diese Weise habe glühen sehen. Meinen Feuerstein, wenn ich kurz davor bin, seine Kraft einzusetzen. Den Energiestrom. Die Nachtblüher. Und jetzt diese leuchtende Bucht.
    Und mir wird klar, dass das zafira überall ist. Vielleicht habe ich den Zugang zu seiner reinsten Form zerstört, aber es leckt an allen möglichen anderen Stellen in die Welt.
    Am Ufer nehme ich eine Bewegung wahr. Ein dunkler Schatten nimmt vor den Bäumen Gestalt an, und mir stockt der Atem. Auch aus dieser Entfernung erkenne ich ihn schon allein an der Art, wie er geht. Plötzlich sehne ich mich danach, ihn aus der Nähe zu sehen, ihm in die Augen zu blicken, seine tiefe, weiche Stimme zu hören, obwohl ich weiß, dass das Gespräch, das wir als Nächstes führen werden, keinen guten Ausgang haben wird.
    Ich
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