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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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steile Einfahrt hinaufrattern. Aus dem Fenster entdecke ich entlang der Straße einige Befestigungen. Kurzfristig errichtete Mauern mit Schießscharten. An einer Straßenseite liegt eine Blockade, die schnell über den Weg geschoben werden könnte, um die Durchfahrt zu blockieren.
    » Tristán bereitet sich auf den Krieg vor«, bemerke ich, und mein Herz beginnt zu klopfen. Ich hatte gedacht, die Kriege seien für mich vorbei. Für immer.
    » Ich sehe auch die Farben von Conde Eduardo«, sagt Hector besorgt. » Vielleicht hat Tristán gar keine Befehlsgewalt mehr über seine Truppen.«
    Wir kommen an ein Kutschenhaus, wo wir schnell aussteigen und durch einen Dienstbotenflügel ins Haus geführt werden, über einen Innenhof mit Marmorbrunnen, gefliesten Wegen und Blumenampeln bis zu einem langen Speisesaal mit einem enorm großen, niedrigen Tisch, ganz ähnlich dem in meinem Ratszimmer, in dem sich das Quorum trifft.
    Eine Handvoll Leute sitzt bereits auf Kissen rund um den Tisch, und als ich eintrete, blicken sie auf. Ich freue mich unglaublich, Tristán und Iladro zu sehen, einige Männer meiner Königlichen Leibwache, und… meine Augen streifen durch den Raum und suchen sie. Da! Ximena springt auf und kommt auf mich zugerannt, die Arme zur Begrüßung weit geöffnet, und ich lasse mich voll Dankbarkeit in ihre Umarmung sinken.
    Sie hält mich auf Armeslänge von sich, und mit tränenfeuchten Augen sagt sie: » Ich bin so froh, dass du wohlbehalten und gesund bist, mein Himmel.«
    Ein aufgeworfener, roter Strich verläuft über ihren Wangenknochen– eine ungeschickt vernähte Wunde, die eine große Narbe zurücklassen wird. Ich deute auf meine eigene Wange. » Ximena, was ist passiert?«
    » Später.« Sie legt mir eine Hand auf die Schulter und führt mich an den Tisch.
    » Und das Mädchen?«
    » Tot.« Sie seufzt. » Es tut mir leid.«
    Ich versuche, den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Noch ein unschuldiger Mensch, der sich zu der Gruppe jener gesellt, die für mich gestorben sind. Ich bin hin- und hergerissen zwischen quälenden Schuldgefühlen und der unbändigen Freude darüber, dass Ximena überlebt hat.
    Hector und seine Männer begrüßen sich mit männlichem Schulterklopfen. Dann packen sich Hector und Tristán an den Unterarmen, und Mara und Ximena umarmen sich, bevor wir uns alle auf die Kissen niederlassen.
    Ich beuge mich vor und stütze die Ellenbogen auf den Tisch. » Berichtet mir sofort, was passiert ist.«
    Tristán massiert sich müde die Schläfen. » Franco hat das Mädchen angegriffen«, sagt er. » Es geschah in aller Öffentlichkeit; ein Pfeil traf sie in den Hals. Wir hatten keine Wahl, wir mussten bekannt geben, dass sie nur Tarnung gewesen war und dass die echte Königin noch lebt. Wie geplant, hat Vater Alentín dann unter den Priestern das Gerücht ausgestreut, dass Ihr Euch auf einer Mission befindet, auf die Euch Gott ausgesandt hat.«
    » Und Franco?«, frage ich.
    » Ist verschwunden.«
    » Hat er auf eigene Rechnung gearbeitet, oder hat Eduardo ihn angestiftet?«
    » Das wissen wir nicht.«
    Ximena wirft ein: » Conde Eduardo hat sich kurz nach unserer Abreise aus Brisadulce ebenfalls nach Süden aufgemacht. Ganz vorsichtig, so höflich wie überhaupt nur möglich natürlich, warf er die Frage auf, ob du Joya d’Arena im Stich gelassen hättest. Er tat so, als sei er untröstlich, dass du so getan hättest, als würdest du dir von einem Fürsten aus dem Süden den Hof machen lassen, nur um dann zu verschwinden. Ohne dass er je ausdrücklich etwas dergleichen von sich gegeben hätte, überzeugte er doch eine Menge Leute davon, dass du den Süden damit schwer beleidigt hast.«
    Alle Entscheidungen, die ich in den letzten Monaten gefällt habe, hängen mir nun wie Mühlsteine um den Hals. Mehr müssen sie mir gar nicht erklären, der Rest fügt sich in meinem Kopf bereits zu einem stimmigen Bild zusammen, von dem mir übel wird.
    » Die südlichen Besitzungen waren ohnehin schon in Aufruhr«, vermute ich. » Sie beschuldigen den ausgedörrten Norden, die Bodenschätze des Landes auszuplündern. Es gibt Stimmen, die eine Abspaltung fordern, so wie es der Osten vorgemacht hat.«
    » Ja«, bestätigt Tristán.
    » Eduardo will einen Bürgerkrieg.« Ich verstecke meine Hände unter dem Tisch, damit niemand sieht, wie sehr sie zittern. » Er möchte König seiner eigenen Nation sein. Das wollte er schon die ganze Zeit. Er hat versucht, mich töten zu lassen. Und als das nicht
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