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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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zitiert, ausgerechnet den, mit dem ich Hector geheilt habe. Jetzt richten sich die Schwerter auf Hectors Hals. Seine Augen ruhen fest auf meinen, sind aber dunkel vor Angst– um mich, nicht um sich selbst. Er nickt einmal, fast kaum wahrnehmbar. Er möchte, dass ich ja sage. Er hofft, dass sie ihn mit sich nehmen werden und ich allein in Sicherheit zurückbleibe. Ihr dürft nie Euer Leben für meines geben, hat er mir einmal gesagt.
    Ohne mich aus seinem Blick zu lösen, flüstere ich: » Ja, ich liebe ihn. Genug, um ihm überallhin zu folgen.«
    Und dann erkennt Hector seinen Fehler, denn er keucht wie ein Sterbender und schließt die Augen vor dem Schmerz, der ihn überwältigt.
    Ich wende mich an Franco, und meine Stimme ist klar und schneidend. » Hector ist ein Quorumsfürst. Wenn Ihr ihn als Geisel nehmt, werden wir dies als Kriegserklärung werten.«
    Franco grinst. » Dumme Königin. Wir waren immer im Krieg, Euer Land und meins. Invierne hat sich lediglich für kurze Zeit von der Front zurückgezogen.« Er bedeutet seinen Männern, Hector zu umstellen, und sie packen ihn an den Armen und zerren ihn grob vom Tisch weg. Hector leistet keinen Widerstand.
    » Ihr habt zwei Monate«, sagt Franco. » Ich erwarte Euch dann in unserer Hauptstadt. Kommt ohne einen Gedanken an Rückkehr, denn so gefällt es Gott. Ihr dürft eine sehr kleine Eskorte mit Euch bringen, aber keine Soldaten. Sonst stirbt er.«
    » Wenn Ihr ihn tötet, werde ich Euch vernichten.« Allerdings denke ich, dass ich das sowieso tun werde. Ja, ganz bestimmt.
    Aber Franco beachtet mich nicht. » Lasst uns gehen«, sagt er zu seinen Männern. Und Tristán erklärt er: » Wenn Eure Soldaten uns folgen, ist er ein toter Mann.«
    Sie sind schon halb aus der Tür, da rufe ich: » Wartet!«
    Franco dreht sich um.
    Mein Zorn, meine Entschlusskraft… sie sind zu Angst zerschmolzen, und jetzt kann ich nur noch bitten. » Darf ich mich verabschieden? Bitte?«
    Franco sieht zwischen uns hin und her und ist offenbar amüsiert. Dann gibt er uns mit seinem Achselzucken seine Erlaubnis, und die Soldaten lassen Hector los.
    Ich werfe mich in seine Arme. Er hält mich fest, streichelt mein Haar, drückt seine Lippen auf meine Schläfen, murmelt Worte, die ich nicht in mir aufnehmen kann.
    » Ich werde dich holen«, flüstere ich.
    » Elisa, nein.« Er stößt mich weg, hält mich auf Armeslänge von sich. » Lass mich ein letztes Mal meine Aufgabe erfüllen. Höre auf meinen Rat.«
    » Du musst das hier überleben. Bleib für mich am Leben, Hector. Bitte? Und halte dich bereit.«
    Dann schleppen sie ihn davon, und es fühlt sich an, als hätte ich einen Tritt in den Magen bekommen, denn ich kann meine Lungen nicht zum Atemholen bewegen. Ich falle auf die Knie und halte mir den Bauch. Gott, wieso lässt du es zu, dass alles so furchtbar schiefgeht?
    Eine Hand drückt leise meine Schulter. Sie schlingt sich um meinen Hals und zieht mich an sich. » Es tut mir so leid, mein Himmel«, sagt Ximena. Sie zieht mich an die Brust, so wie sie es immer getan hat, als ich noch klein war. Ich klammere mich an ihrem Mieder fest und atme ihren vertrauten Geruch ein, während sie mein Haar streichelt.
    » Ich hoffe, du findest Trost darin, dass er sich für dich geopfert hat«, raunt sie. » Ich wusste immer, dass er das tun würde. Er hat dich sehr geliebt.«
    Jetzt weiche ich vor ihr zurück und starre sie verblüfft an, und mir läuft es kalt über den Rücken.
    » Oh, mein Himmel, der Schmerz wird vergehen. Das verspreche ich dir. Genau wie bei dem Jungen aus der Wüste. Ich weiß, dass es schwer zu verstehen ist, aber dir steht ein so glorreiches Schicksal bevor, Elisa. Du bist eine Trägerin und eine Herrscherin. Doppelt von Gott erwählt. Und eines Tages werden all diese Dinge verblassen, doch die Erinnerung an dich wird bestehen bleiben.« Sie streckt die Arme wieder aus und will mich erneut umarmen.
    Jetzt erhebe ich mich und wische mir Tränen weg, von denen ich gar nicht weiß, wann ich sie vergossen habe. Dann sehe ich zu meiner Kinderfrau hinab. Zu meiner Beschützerin. Die wohl am ehesten die Mutterstelle bei mir eingenommen hat. Es ist, als würde sie zu meinen Füßen knien.
    » Ximena«, sage ich mit unnatürlicher Ruhe. » Du hast für mich getötet. Du hast mir Dinge vorenthalten. Du hast einen meiner besten Freunde geopfert, den ich sehr liebe. Du hast das alles getan, ohne darüber nachzudenken, wie mein Wille wäre.«
    Ihre schwarzen Augen brennen vor
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