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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe
Autoren: H Venn
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Erster Tag – Dienstag, 4. Februar
    07.40 Uhr
    An jedem zweiten Dienstag im Monat steht dick »Wecker nicht stellen« in Nusseleins Terminkalender. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich der umtriebige Lokaljournalist an diesem Tage dem Müßiggang hingeben will, sondern vielmehr, dass die gelben Müllsäcke ab 7.30 Uhr mit einem infernalischen Lärm in Ruitzhof eingesammelt werden.
    Wecker sind dann überflüssig – Handy-Klingeltöne übrigens auch.
    Und so war es nicht verwunderlich, dass Nusselein die Melodie von »Where The Wild Roses Grow« nicht hören konnte, zumal sich das Handy auch noch in der Spitze eines spanischen Cowboystiefels mit aufwendigen Applikationen und Python-Schlangenledereinsätzen befand, den er – als Paar natürlich – vor rund dreißig Jahren im Rahmen einer Klassenfahrt in Lloret de Mar »schweineteuer, aber aus Rindsleder« erworben hatte. Darüber hinaus konzentrierte sich das Interesse des Journalisten im »Frühstücksfernsehen« auch auf einen Beitrag über Brustvergrößerungen bei sowieso schon üppig ausgestatteten Damen in Florida – es kann aber auch Alaska gewesen sein. Das Handy blieb somit ungehört, was nur wenige Kilometer weiter in der Monschauer Redaktion des »Hammer« einen Dauerfluchton von Elli Breuer, ihres Zeichens Redaktionssekretärin, erzeugte. Die Wiedergabe von so Kraftausdrücken wie »faule Sau, Flachwichser, haarloser Sack, Vollidiot und Flachbrettbohrer ohne Eier« können wir uns an dieser Stelle ersparen.
    Das Niveau wird schon noch früh genug sinken.
    Nusselein bereitete sein Frühstück – wie immer bestehend aus mörderstarkem belgischen »Jacqmotte« und drei Cantuccini, die er neuerdings nach einem Rezept aus dem »STERN« selbst herstellt.
    Die Ruhe dieses Morgengenusses wurde durch die wilden Rosen erneut zerrissen. Unter gänzlichem Verzicht auf morgendliche Begrüßungsfloskeln kam Elli Breuer sofort zu Sache:
    »Nusselein, du Penner, mach dich sofort auf die Socken, in Roetgen hat es einen Mord gegeben …«
    »Äh, wo?«, läutete Nusselein seinen gefürchteten, glasklaren Fragenkatalog ein.
    »Was weiß ich denn?«, schrie Elli. »Soll ich dir auch noch den Mörder liefern? Bin ich etwa mit dem einzigen Monschauer Kripomann verheiratet?«
    »Nein«, dachte Nusselein, »du bist mit dem dämlichen Streifenpolizisten Benno verheiratet«, sagte dann aber schnell: »Der Kripomann ist mit der Schankwirtin Helga verheiratet und nicht mit mir.«
    »Höre ich da Eifersucht?«, unterbrach Elli. »Los, schmeiß dich in deine Schrottkiste und mach dich auf die stinkenden Socken. Vielleicht solltest du mal die Mathias-Wilms-Straße ansteuern …«
    »Ah, der werte Ehemann hat Dienst«, schlussfolgerte Nusselein messerscharf. Sein »Danke« blieb allerdings ungewürdigt, da Elli aufgelegt hatte. Kurz überlegte er, welche Kopfbedeckung der Highlander wohl bei einem Mord tragen würde:
    »Glengarry oder Balmoral?«
    Nusselein entschied sich für eine schwarze Army-Cap, die »mir so etwas cheguevarahaftes verleiht«.
    Zu weiteren Fragen in Sachen Dresscode machte er sich, da journalistische Eile geboten war, nur wenige Gedanken. Kurz roch er an den Socken, der Unterhose und unter den Armen des seit Tagen wegbegleitenden Hemdes, nickte kurz und war nach noch nicht einmal einer Minute angezogen, einschließlich der bereits erwähnten spanischen Stiefel. Er stürmte, nach zwei freundschaftlichen Klapsen auf den Kopf seines Katers, aus dem Haus und startete wenige Sekunden später seinen »Mazda« durch. Incitatus verließ durch die Katzenklappe den Wohnwagen, der sich nun schon seit vielen Jahren auf einem Grundstück der deutschen Enklave Ruitzhof – von Belgien umzingelt – befindet. Er schaute dem davonbrausenden »Mazda« hinterher, nach seinem felligen Gesichtsausdruck dachte er so etwas wie »Armleuchter«, allerdings in einer weitaus gröberen, kätzischen Formulierung.
    Als Nusselein nach kurzer Fahrt die Kalterherberger Kirche passierte, gab er die Kurzwahl von Gottfried Zimmermann, Kommissar bei der Monschauer Einmann-Kripo, ein. Als dieser sich meldete, krähte der Journalist sofort los:
    »Rate mal, wer hier ist?«
    »Das sehe ich doch auf meinem Display, du Idiot.«
    »Diese modernen technischen Errungenschaften sind mir immer noch fremd«, maulte Nusselein und fuhr mit dem Satz fort, der ihn nun schon seit vielen Jahren durchs Leben begleitete:
    »Und dann bin ich noch der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der
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