Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
ein, dass er für so eine kurze Zeit wie zwei Stunden unbedingt noch einmal in die Redaktion gehen müsste. Da er von der resoluten Redaktionssekretärin nicht entdeckt wurde, startete er wenig später seinen Wagen gen Ruitzhof. Seinem inneren Schweinehund begründete er das mit der Schweinekatzen-Ausrede:
    »Incitatus braucht dringend etwas zu fressen.«
    Dabei wusste er genau, dass sich sein haariger Lebensgefährte bei diesen frühlingshaften Februar-Temperaturen bereits in der gesamten Nachbarschaft durchgefressen hatte. Als Nusselein an der Perlenbachtalsperre Richtung Kalterherberg abbog, sang er laut:
    »Workin’ on the highway, workin’ on the highway.«
    Wobei der Vergleich der Straße nach Kalterherberg mit einem Highway nicht hinkte, sondern eher beinamputiert war.
    »Workin’ on the highway, workin’ on the highway.«
    Als er wenig später seinen Wohnwagen in Ruitzhof erreichte, war von Incitatus weit und breit nichts zu sehen. Vergeblich fahndete Charly nach einer Nachricht auf dem Küchentisch – allerdings hatte der Kater noch nie diese Art der Kommunikation genutzt. Nusselein beschloss, ein kleines Nickerchen in dem zerwühlten Bett zu machen, doch nach noch nicht einmal zwanzig Minuten meldete sich das Handy in seiner Hemd-Brusttasche mit »Where The Wild Roses Grow«:
    »Gottfried hier, komm sofort in mein Büro. Die Sache entwickelt sich hochinteressant. Also Beeilung! In die Hufe!«
    »Wie heißt das Zauberwort mit fünf Buchstaben?«
    »Flott!«
    »Für den alten Witz bekommst du in Restjugoslawien die Rente!«, maulte der Lokaljournalist, doch Gottfried Zimmermann hatte bereits aufgelegt.
    ***
    15.05 Uhr
    Nur wenige Meter vom Wohnwagen entfernt schlich Incitatus durch das hohe Gras einer Wiese, die von Ruitzhof bis zum Damm der ehemaligen Vennbahn reichte. Als er schließlich dort ankam, schwang er sich auf einen Baum, um sich auf einem hoch gelegenen Ast etwas zu sonnen. Da der Kater auch nicht mehr der Jüngste war, brauchte er fast zehn Minuten, bis er den Ast der Begierde in rund zehn Metern Höhe erreichte. Von dort beobachtete er eine Wandergruppe, die laut singend durch Fauna und Flora zog:
    »Zwischen hohen Bergen liegt mein Eifelland,
    von der Wälder dunklem Grün so traut umrand,
    wo die Rur ihr brausend Lied schlägt an den Strand,
    da ist meine Heimat, liegt mein Eifelland.«
    Incitatus starrte von seinem hohen Ausblick gen Rur – einen Strand konnte er allerdings nicht ausmachen …
    ***
    15.45 Uhr
    Nusselein schaute sich vorsichtig um: Kein Streifenwagen stand vor dem Polizeibüro und auch halb Monschau starrte nicht auf die Eingangstür. Der Grund für seine Vorsicht lag in der Person von Erwin Keppler, dem Leitenden Polizeidirektor in Aachen. Dieser hatte Gottfried Zimmermann nämlich ausdrücklich untersagt, bei Kriminalfällen im Monschauer Land mit Charly Nusselein zusammenzuarbeiten. Seine Titulierungen für den Lokaljournalisten reichten dabei von »durchgeknalltem Vollidioten« bis zu »ausgewachsenem Arschloch«, um nur die harmlosesten zu nennen:
    »Ich habe schon drei Beschwerden von den Aachener Zeitungen auf dem Tisch liegen, dass Sie diese Gesichtsbaracke bevorzugt mit Informationen versorgen. Das ist übrigens eine Dienstanweisung.«
    Zimmermann hatte auf die Anweisung des Leitenden Polizeidirektors geschis… pardon: hatte sie in den Wind gehustet und getobt:
    »Dann soll der Sesselfurzer mir aus Aachen wenigstens hin und wieder eine Hilfe schicken. Ich bin doch hier in der Eifel immer auf mich ganz alleine gestellt. Da bin ich doch froh, dass ich mit dem Turnbeutel-Lutscher Nusselein eine kleine Hilfe habe.«
    Der so titulierte stürzte ungestüm in das kleine Büro der Monschauer Einmann-Kripo:
    »Wenn zwei Philosophen zusammentreffen, ist es am vernünftigsten, wenn sie zueinander bloß Guten Morgen sagen.«
    »Arschloch«, sagte Zimmermann nur.
    »Falsch. Jean Paul Sartre.«
    »Los, setz dich hin. Es gibt einige Neuigkeiten, vor allen Dingen wegen der Zahlen.«
    »Lag ich richtig«, fragte Nusselein, »mit der Anregung über 106 nachzudenken?«
    »Völlig daneben. Das Ganze ist eine politische Sache. Hochpolitisch!«, machte Gottfried Zimmermann die Sache unnötig spannend.
    »Al-Qaida in der Eifel?«, schreckte Nusselein auf.
    »Wie kommst du denn auf Al-Qaida?«
    »Ich komme immer auf Al-Qaida.«
    »Halt’s Maul!«
    »Jawohl, Herr Kommissar. Und dann bin ich noch der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss.«
    »Also«, begann Zimmermann seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher