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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell
Autoren: Robert Ludlum
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PROLOG
    BANGALORE, INDIEN
     
    Die Nacht senkte sich herab wie ein riesiger Schwarm Insekten, die mit dem Sonnenuntergang zum Leben erwachten. Der Lärm war genauso fürchterlich wie der Gestank von ungewaschenen Körpern, menschlichen Exkrementen, faulendem Essen und verwesenden Leichen. Der Müll von Bangalore war wie eine Flutwelle, die sich durch nichts eindämmen ließ.
    Leonid Danilowitsch Arkadin saß in einem abgedunkelten Zimmer, in dem es nach heiß gelaufenen elektronischen Geräten, abgestandenem Rauch und Dosa-Pfannkuchen roch. Er zündete sich mit seinem Chromfeuerzeug eine Zigarette an und sah auf das Gerippe von Phase 3 hinunter, einem Teil der ständig expandierenden Electronic City , die aus den Slums von Bangalore emporwuchs. Viele große Computer- und Hightech-Firmen hatten sich hier angesiedelt oder die Entwicklung von Software an indische Firmen in Bangalore ausgelagert, sodass die Stadt heute das Zentrum der indischen Softwareindustrie war.
    Gold aus Beton , dachte Arkadin staunend. Er hatte einiges über die Geschichte der Alchemie gelesen, die
ihn wegen ihres Anspruchs der Verwandlung immer schon fasziniert hatte. Zu dieser frühen Abendstunde – früh allerdings nur für das IT-Personal, dessen Büros die Gebäude ausfüllten – war es auf den Gängen so ruhig wie in New York City um drei Uhr nachts. Die Leute hier richteten sich nach den Arbeitszeiten in den Vereinigten Staaten, sodass sie wie Geister an ihren Konsolen saßen.
    Nach dem Fiasko im Iran, wo er Maslow gründlich die Tour vermasselt hatte, war er hierhergekommen, weit weg von denen, die er eigentlich jagen wollte, die aber mittlerweile ihn jagten: Dimitri Iljitsch Maslow und Jason Bourne.
    Von seinen Büros hatte er einen perfekten Überblick über die quadratische Baustelle, eine Grube, in der das Fundament für einen weiteren Büroturm gelegt wurde. Normalerweise war die Baustelle von grellen Scheinwerfern beleuchtet, damit die ganze Nacht durchgearbeitet werden konnte, doch die Arbeiten waren vor zwei Wochen unerwartet zum Stillstand gekommen und noch nicht wiederaufgenommen worden. Seither waren Bettler, Huren und Jugendbanden hier eingezogen, die jedem, der vorbeikam, Geld abzuknöpfen versuchten.
    Hin und wieder hörte er draußen auf dem Gang einen seiner Männer wie auf Samtpfoten vorbeihuschen, doch hier in diesem Büro war er allein mit Hassan, einem stämmigen Software-Zauberer, der immer ein wenig nach elektronischen Bauteilen und Kreuzkümmel roch. Arkadin hatte seine eigenen Männer mitgebracht, alles treue Muslime, was insofern ein Problem war, als die einheimischen Hindus Muslime hassten. Er hatte überlegt, ob er nicht eine Söldnertruppe aus Sikhs zusammenstellen
sollte, doch er hätte ihnen nie so vertrauen können wie seinen Leuten.
    Hassan hatte sich als außerordentlich wertvoll erwiesen. Er hatte als Programmierer für Nikolaj Jewsen gearbeitet, den toten und unbeweinten Waffenhändler, dessen Geschäft sich Arkadin unter den Nagel gerissen hatte, bevor Dimitri Maslow es an sich bringen konnte. Hassan hatte alle wichtigen Daten von Jewsens Großrechner kopiert, bevor er sie löschte – die Listen mit den Kunden, den Zulieferern und den Kontakten. Anhand dieser Liste übernahm Arkadin nun nach und nach Jewsens Geschäft und verdiente Unsummen damit, Kriegsgerät an alle möglichen Warlords, Diktatoren und Terrororganisationen auf der ganzen Welt zu liefern.
    Hassan saß über seinen Computer gebeugt und arbeitete mit einer verschlüsselten Software, über die er mit dem Server verbunden war, den Arkadin an einem sicheren Ort installiert hatte. Er war ein Mann, der ganz für die Arbeit lebte. In den Wochen, seit Hassan zu ihm übergelaufen war und Jewsen in Khartum gestorben war, hatte Arkadin noch nicht ein Mal gesehen, dass er die Büroräume verlassen hätte. Nach einer kleinen Mahlzeit schlief er von eins bis halb vier, dann ging es zurück an den Computer.
    Arkadins Aufmerksamkeit richtete sich nur teilweise auf Hassan. Auf einem Sideboard stand ein Laptop mit mehreren Hot-Swap-Schächten – einer davon mit der Festplatte des Laptops, den einer seiner Männer von Gustavo Moreno gestohlen hatte, bevor der kolumbianische Drogenbaron in seinem mexikanischen Hauptquartier erschossen wurde. Arkadin wandte sich dem Computer zu und spürte, wie sein Gesicht in ein
gespenstisches blaues Licht getaucht wurde, das so hart war wie Marmor, wie die schwielige Faust seines Vaters.
    Er drückte seine
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