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Mord fuer Mord

Mord fuer Mord

Titel: Mord fuer Mord
Autoren: Thomas Gehring
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2.
Samstag 9. August 2008
    Die müssten das doch merken.
    Als normal denkender Mensch merkt man doch, wenn man nicht erwünscht ist. Wenn man den Bogen überspannt hat.
    Die merken nix.
    Die kommen immer noch.
    Denen ist nichts peinlich.
    Sollte ich vielleicht doch das Schild malen, auf dem steht: »Kein schönes Zuhause? Nerven Sie doch einfach Ihren Nachbarn.«
    Ich weiß es nicht.
    Es wäre womöglich vergebliche Liebesmüh.
    Eigentlich wohne ich in einer recht übersichtlichen Gegend, die Nachbarn sind nett, zumindest auf den ersten Blick.
    Naja, so mancher hat so seine Macken, ich nehme mich da nicht aus.
    So hat sich mein gewisser Nachbar nach einiger Zeit wieder einen Hund angeschafft. Einen Golden Retriever.
    Sein letzter Hund war zum Glück überfahren worden. Ein elender Kläffer. Der hat die ganze Gegend unterhalten, sobald auch nur jemand ansatzweise die Straße herunterlief.
    Der neue hat den gleichen beschissenen Namen wie der alte. Jonny. Wer nennt seinen Hund schon Jonny? Augenscheinlich ein Idiot.
    Von seinen fünf Katzen will ich hier gar nicht reden.
    Der hat gar keine Zeit für das Vieh. Zum Kacken kommt der Hund immer zu mir.
    Pinkelt die Wäschespinne an und was sonst noch so rumsteht.
    Der Hund von Konrad, meinem Nachbarn.
    Er hat eine Lebensgefährtin, ich nenne sie hier mal spaßeshalber Hartz IV. Sie macht und tut nichts, also zumindest nichts, von dem ich wüsste, lungert immer in der Gegend rum und besucht mich, sobald ich auch nur ansatzweise auftauche.
    Als ob das noch nicht genug wäre, hat Hartz IV, also Maria Sonstwie, oder wie sie eigentlich heißt, noch einen halben Hund mit in die Partnerschaft gebracht.
    Nur halb, weil ihr der gar nicht gehört, der Hund. Der soll ihrer Ex-Chefin gehören, bei der sie anno dazumal geputzt hätte, und sie würde nun für Geld stundenweise auf den Hund aufpassen.
    Wer soll das glauben?
    Ich sehe den Hund ständig bei ihr. Spart man so Hundesteuer?
    Ich habe keine Ahnung, und es würde mich auch nicht interessieren, wenn die Köter nicht permanent in meinem Grundstück anwesend wären.
    Hundeleine? Fehlanzeige! Die Hunde dürfen sich bei ihr frei bewegen, weil das ihrer Natur entspräche. Der Natur der Hunde.
    Reicht es denn nicht, dass sie sich selbst, zusammen mit Konrad, jeden Tag zum Kaffee einlädt? Muss sie da noch die Viecher mitschleppen?
    Wäre ich nur nie hierher gezogen, in dieses kleine Kaff in Franken. In das kleine Sandsteinhaus, mit dem kleinen lustigen Garten, leider ohne Zaun.
    Anfangs fand ich es noch ganz originell hier, war auch froh, Anschluss gefunden zu haben, doch mittlerweile sehe ich die beiden öfter als meine Schwester.
    Maria scheint direkt darauf zu warten, dass ich endlich die Bühne betrete. Sie lauert hinter irgendeiner Ecke und kommt dann wie zufällig herüber. Es ist fast wie ein Ritual.
    »Na, endlich Feierabend?«
    So eine blöde Frage. Ich schweige sie an und beginne, meine Einkäufe aus dem Auto auszuladen.
    Maria fragt nicht, ob sie helfen kann, sie registriert anscheinend nicht, dass da Taschen sind, die in meine Wohnung müssen. Stattdessen stellt sie sich direkt vor mich.
    »War wohl ein harter Tag? Eine Hitze heute«, fragt sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Ich laufe voll bepackt um sie herum und dann schnurstracks auf meine Eingangstür zu. Da erscheinen schon die beiden Hunde. Der eine trampelt auf mein Blumenbeet und pinkelt an meinen Rosenstock, der andere läuft auf mein Kräuterbeet zu.
    Es wird Zeit, sich verbal zu melden.
    »Die Hunde! Das hier ist ein Nutzgarten!«
    »Nun hab dich mal nicht so!«, sie geht gleich zum Angriff über. »Der markiert doch nur sein Revier!«
    »Sein Revier? Ist das sein Revier?«
    »Das ist ein Hund. Woher soll der das wissen? Wo er doch so oft hier ist!«
    Mir fehlt die Energie mich noch weiter mit ihr auseinanderzusetzen, außerdem werden meine Taschen immer schwerer.
    »Das ist allerdings ein Problem!«, entgegne ich nur. »Dein Problem!«
    Eigentlich wäre nun für sie die Gelegenheit gewesen, sich zu verabschieden.
    Ich stelle eine Tasche vor der Haustür ab und suche in der Hosentasche nach meinem Schlüssel.
    Sie lächelt mich an.
    »Du brauchst doch bestimmt jetzt auch einen Kaffee?«
    »Mit Sicherheit!«
    Die falsche Antwort. Es wird mir gleich bewusst, nachdem der letzte Laut meinen Mund verlassen hat. Sie fasst das als Einladung auf.
    Als ich den Schlüssel im Schloss herumdrehe zwängt sie sich an mir vorbei in meine Wohnung.
    »Der Konrad kommt
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