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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe
Autoren: H Venn
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Heranwachsende, um Frust abzubauen. Das machen alle Urvölker auf der Welt so.«
    ***
    10.05 Uhr
    Gottfried Zimmermann verabschiedete die Kollegen der Aachener Spurensicherung, nachdem Rechtsmediziner Dr. Weixler bereits vor einer halben Stunde gen Aachen gefahren war. Cornelius Damm warf seinen weißen Anzug in den Kofferraum des Dienstwagens:
    »Danke, danke, dass Ihr bekloppten Eifeler euch jetzt wenigstens stadtnah zu Aachen umbringt. Bei den letzten Morden mussten wir immer auf euer Mandschurei-Geisterschloss, dieses Kloster Reichenbach …«
    »Reichenstein, … Stein – nicht Bach«, verbesserte Zimmermann.
    »… ist auch egal«, konterte Damm, »wir liefern so schnell wie möglich. Die Gerichtsmedizin kann ich allerdings nicht beeinflussen. Die haben ihren eigenen Rhythmus. Fest steht auf jeden Fall, dass sich alles hier vor der Tür abgespielt haben muss. Der Täter hat das Haus auf keinen Fall betreten. Ich vermute, dass die Tatzeit so zwischen 5 und 7 Uhr war. Aber nix Genaues weiß man nicht.«
    »Dann kann es der Zeitungsbote nicht gewesen sein, denn die ›Eifeler Zeitung‹ liegt schon auf dem Küchentisch«, schlussfolgerte Zimmermann.
    »Das ist fein beobachtet, mein werter Kollege«, spöttelte Cornelius Damm, während Berthold Ott ungeduldig wurde:
    »Können wir jetzt fahren? In der Kantine im Präsidium gibt es Spiegeleier mit Spinat und Bratkartoffeln. Da könnte ich mich drin versenken.«
    Damm gab seinem Eifeler Kollegen kurz die Hand und setzte sich hinter das Steuer des Dienstwagens. Kurz winkte er dem Fahrer des Leichenwagens zu, der das Grundstück ebenfalls verlassen wollte.
    »Könnt Ihr Sacknasen mal zur Seite gehen!«, schrie der Schwarzgekleidete aus dem Fenster des Begräbniswagens, da sich auf der Zufahrt zu dem kleinen Fachwerkhof inzwischen eine ansehnliche Schar von Schaulustigen angesammelt hatte. Mit quietschenden Reifen verließ der schon recht betagte Leichenwagen vom Typ »Citroen CX 25 RD« den Tatort in Richtung Aachener Gerichtsmedizin.
    Da endlich Ruhe am Tatort eingekehrt war, betrat der Monschauer Kommissar das eingeschossige Haus, das nur aus wenigen Zimmern bestand. Links ging von einem winzigen Flur, in dem ein mit Brokatstoff überzogenes Telefon stand, eine Tür zu einem Schlafzimmer mit einem Doppelbett ab, von dem aber nur eine Hälfte benutzt war:
    »Hier mieft es wie bei Nusselein«, murrte der Kripomann. Kurz schaute er in die beiden Nachttischkommoden, in denen sich aber nur wenige Gegenstände befanden. Das Badezimmer strahlte den Charme der 50er Jahre aus, wirkte aber trotzdem sehr sauber:
    »Putzfrau?« notierte Zimmermann in seinem Notizbuch. Auch die Küche war für einen alleinstehenden Greis sehr sauber, kein Geschirr im Becken, nirgendwo Essensreste, auf dem Küchentisch lag nur die »Eifeler Zeitung« neben einer halb vollen Tasse Kaffee. Der Kommissar nahm sich alle Schränke und Schubladen vor, fand aber – außer dem Kalender eines Drogeriemarktes – keinerlei Unterlagen. Länger beschäftige er sich in dem letzten Zimmer des Hauses – in der Eifel nennt man so einen Raum »de Stuv«. Auch diese Räumlichkeiten wirkten, als sei hier in den letzten dreißig Jahren keine Veränderung vorgenommen worden. Ungläubig starrte der Kommissar einen Schwarzweiß-Fernseher an, der ihn stark an seine Kindheit erinnerte. In der Schranknische standen mehrere Bilder einer älteren Frau – und zwei Fotos, die offensichtlich bei einer Beerdigung aufgenommen worden waren. Bilder von anderen Personen gab es nicht:
    »Wahrscheinlich kinderloser Witwer«, kombinierte Zimmermann und nahm sich dann die spärliche Bibliothek vor, die aus einer riesigen Sammlung des »Jahrbuch des Monschauer Landes« und einigen Romanen bestand, die Zimmermann an den Buchclub seiner Eltern in den sechziger Jahren erinnerte: Zuckmayer »Als wär’s ein Stück von mir«, Adenauer »Erinnerungen 1953 – 1955«, Böll »Ende einer Dienstfahrt«, Walser »Das Einhorn« und Zwerenz »Casanova oder der Kleine Herr in Krieg und Frieden« – um nur einige zu nennen. Die Bücher wirkten ungelesen. Er schüttelte jeden Band, fand aber nur einen Zehnmarkschein aus D-Markzeiten. In den übrigen Schrankfächern befand sich nur Geschirr, Ausnahme waren ein Aktenordner und ein Fotoalbum. Beides nahm Zimmermann an sich und würde es später in Monschau in seinen Schreibtisch einschließen.
    Dann verließ er das Haus, wechselte noch einige Worte mit den Streifenbeamten, die die Sperrung der
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