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Verruchte Begierde: Roman (German Edition)

Verruchte Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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1
    »Wir haben ein Feuer südlich der Sechsten in der Clermont Avenue. 42H auf eurer Karte. Seht zu, dass ihr dort schleunigst hinkommt. Ich will ein paar gute Aufnahmen.«
    Die zweieinhalb Zentimeter lange Aschespitze von Pinkie Lewis’ Zigarette rieselte unbemerkt auf seine verkratzte, mit Papieren übersäte, zugemüllte Schreibtischplatte. Der gestresste Nachrichtenredakteur legte eine kurze Pause ein und begrüßte die junge Frau, die gerade ein zwei Tage altes Weberli, eine Rolle Abdeckband und zwei Becher kalten, grauen Kaffees an die Seite geschoben und dann auf der Kante seines Schreibtischs mit einem knappen »Hallo, Schatz!« Platz genommen hatte.
    »Wenn ihr mit dem Feuer fertig seid«, lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Männer, die vor seinem Schreibtisch lungerten, »fahrt noch bei der Grundschule vorbei, in der die Drittklässler Briefe an die Russen schreiben. Falls wir noch eine Lücke in den Sechs-Uhr-Nachrichten haben, gibt das eine nette Human-Interest-Story ab. Habt ihr irgendwas von Jack gehört? Er sollte die Festnahme der Drogendealer filmen und ist schon seit vier Stunden unterwegs.«
    »Vielleicht hofft er ja, dass sie ihn das Zeug probieren lassen, und hängt deshalb noch ein bisschen länger da herum.« Grinsend schulterte der Kameramann sein Gerät. Der Reporter, der gerade sein Jackett anzog, fand die Bemerkung seines Kollegen offenkundig witzig, denn er lachte brüllend auf.
    »Dafür kriege ich den Kerl am Arsch«, stieß Pinkie knurrend aus. »Also, worauf wartet ihr beiden faulen Säcke noch?« Das Grinsen der beiden Männer war wie weggewischt. Wenn Pinkie mit dieser Stimme sprach, gingen in den meisten Menschen wundersame Veränderungen vor. »Bis ihr endlich vor Ort seid, ist das verdammte Feuer wahrscheinlich längst gelöscht. Aber ich will Flammen, Rauch, Tragödien sehen«, brüllte er und schwenkte, um seine Worte zu untermalen, seine Arme durch die Luft. »Also haut endlich ab!«
    Der Reporter und der Kameramann stolperten eilig los. Pinkie starrte ihnen böse hinterher und raufte sich das Haar. Oder hätte sich das Haar gerauft, hätte er noch mehr gehabt. So strich er sich mit der Hand über den sich immer weiter ausdehnenden kahlen Fleck oberhalb seiner fleischigen Stirn. Den Spitznamen Pinkie trug er wegen seines hellen Haars und dem stets geröteten Gesicht.
    »Eines Tages kriegst du sicher einen Herzinfarkt«, bemerkte die junge Frau und drückte angewidert drei vergessene Kippen in dem überfüllten Aschenbecher aus. Er hatte sie nicht richtig ausgemacht, und so schickten sie Schwaden stinkenden Rauchs in die bereits verseuchte Luft des Redaktionsraumes.
    »Nee. Dafür trinke ich zu viel Whiskey. Da traut sich
keine Krankheit mehr an mich heran.« Pinkie griff nach einem Styroporbecher, trank einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. »Los, ich lade dich auf einen Kaffee ein«, erklärte er, nahm die junge Frau am Arm und führte sie durch den Flur in Richtung der verschiedenen Süßigkeiten- und Getränkeautomaten, die extra in einer Nische standen, damit sie den beständigen Fußgängerverkehr zwischen den Büros nicht behinderten.
    Wie gewöhnlich klopfte er sich auf die Tasche, ohne dass er das erforderliche Kleingeld darin fand. »Lass mich dieses Mal bezahlen«, schlug ihm Kari Stewart lächelnd vor. Der Kaffee war zu schwarz und viel zu bitter, doch zumindest war er heiß. Sie lehnte sich gegen die Wand, stellte ihre Beine voreinander und nahm einen vorsichtigen Schluck.
    Das Lächeln, mit dem Pinkie sie bedachte, verriet väterliche Zuneigung. »Schön, dass du vorbeigekommen bist. Bisher war es einfach ein grauenhafter Tag. Eine der Videokameras hat den Geist aufgegeben. Die Reparatur wird ein Vermögen kosten, und dann machen sie mir die Hölle heiß, weil ich das Budget mal wieder überzogen habe. Außerdem sind zwei zwar wenig pfiffige, aber zuverlässige Leute mit Grippe ausgefallen«, bellte er. »Ich brauche einen Drink.«
    »Du brauchst eine anständige warme Mahlzeit, deutlich weniger Zigaretten, deutlich weniger Whiskey …«
    »Ja, Mutter …«
    »… und eine gute Frau, die dich ordentlich versorgt.«
    »Ach ja?«, fragte Pinkie kämpferisch. Das Thema war ihm hinlänglich vertraut. »Schwebt dir da vielleicht jemand Spezielles vor?«
    »Bonnie.«
    »Diese vertrocknete, alte Schachtel! Die ist doch viel zu alt für mich.«
    Kari lachte unbekümmert auf. Die Telefonistin, die sämtliche Anrufe bei dem Sender mit
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