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Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)

Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)

Titel: Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
Autoren: Abbi Glines
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Vor dreizehn Jahren …
    E s klopfte an der Tür, dann war nur noch leises Fußscharren zu hören. Mir wurde schwer ums Herz. Mom hatte von unterwegs aus angerufen und mir gesagt, wo sie gewesen waren und dass sie sich nun erst mal mit ihren Freundinnen ein paar Cocktails genehmigen müsse. Was bedeutete, dass ich Nan trösten müsste. Meiner Mom wäre das nach all dem, was passiert war, zu stressig. Zumindest hatte sie das bei ihrem Anruf behauptet.
    »Rush?«, rief Nan und bekam dann Schluckauf. Sie hatte geweint.
    »Ich bin hier, Nan.« Ich rappelte mich aus dem Sitzsack in der Ecke hoch, in den ich mich gekuschelt hatte. Das war mein Versteck. So was brauchte man in diesem Haus. Hatte man keines, geschahen schlimme Dinge.
    In Nans tränennassem Gesicht klebten Strähnen ihrer roten Locken. Mit bebender Unterlippe sah sie mit traurigen Augen zu mir auf. Glücklich blickten sie fast nie. Meine Mutter gab sich nur dann mit Nan ab, wenn sie sie herausputzen und mit ihr angeben wollte. Die übrige Zeit behandelte sie sie wie Luft. Ich dagegen tat mein Bestes, Nan das Gefühl zu geben, erwünscht zu sein.
    »Ich hab ihn nicht gesehen. Er war nicht da«, flüsterte sie und schluchzte auf. Ich brauchte nicht zu fragen, wer er war. Das wusste ich auch so. Mom hatte Nans ewige Fragerei nach ihrem Vater sattgehabt. Und hatte beschlossen, mit ihr zu ihm zu fahren. Ich wünschte, sie hätte mir Bescheid gegeben und mich mitgenommen. Angesichts von Nans kummervoller Miene packte mich die kalte Wut. Wenn ich diesen Menschen je zu Gesicht bekäme, würde er von mir eins auf die Nase kriegen. Ich wollte ihn bluten sehen.
    »Na, komm her«, sagte ich und breitete die Arme aus. Sie schlang ihre zarten Ärmchen um meine Taille und drückte mich fest. Solche Momente schnürten mir die Kehle zu. Sie tat mir so leid. Von meinem Dad wusste ich ja zumindest, dass er mich gernhatte. Er verbrachte Zeit mit mir.
    »Er hat andere Töchter. Zwei. Und sie sind … sooo hübsch! Ihr Haar sieht aus wie Engelshaar. Und sie haben eine Mom, die sie draußen im Dreck spielen lässt. Sie hatten Tennisschuhe an. Schmutzige!« Nan war neidisch auf schmutzige Tennisschuhe. Bei unserer Mutter musste sie immer wie aus dem Ei gepellt aussehen. So etwas wie Tennisschuhe hatte sie noch nie besessen.
    »Sie können nicht hübscher sein als du«, versicherte ich ihr im Brustton der Überzeugung.
    Schniefend löste sich Nan von mir und sah mich mit ihren großen grünen Augen an. »Doch, sind sie. Ich hab sie gesehen. Und ich hab Fotos von beiden mit einem Mann an der Wand hängen sehen. Er liebt sie … und mich, mich liebt er nicht.«
    Ich konnte sie nicht anlügen. Sie hatte recht. Er liebte sie nicht.
    »Er ist ein Vollidiot. Aber du hast ja mich, Nan. Ich bin immer für dich da!«

Gegenwart …
    F ünfzehn Meilen außerhalb Stadt mussten reichen. Niemand aus Sumit würde so weit zu einer Apotheke fahren. Außer natürlich, er war neunzehn und wollte etwas besorgen, worüber niemand in der Stadt Bescheid wissen durfte. Alles, was in der Apotheke in Sumit, Alabama, gekauft wurde, machte in kürzester Zeit die Runde. Vor allem, wenn man unverheiratet war und Kondome kaufte … oder einen Schwangerschaftstest.
    Mit gesenktem Blick legte ich die Schwangerschaftstests auf die Ladentheke. In meinen Augen mussten sich Angst und Schuldgefühle spiegeln, und das brauchte keiner zu sehen. Ich hatte es ja noch nicht einmal Cain erzählt. Seitdem ich Rush vor drei Wochen aus meinem Leben verbannt hatte, hatten Cain und ich wieder mehr Zeit miteinander verbracht. Es war so ungezwungen und einfach zwischen uns. Er drängte mich nicht zu reden, aber wenn ich darüber reden wollte, hörte er zu.
    »Sechzehn Dollar und fünfzehn Cent, bitte«, sagte die Dame auf der anderen Seite der Ladentheke. Ich hörte die Sorge in ihrer Stimme. Was nicht überraschte. Schließlich handelte es sich um den Schandkauf, vor dem sich alle Mädchen im Teenageralter fürchteten. Ich gab ihr einen Zwanzigdollarschein, ohne den Blick von der kleinen Tüte zu heben, die sie vor mich hingestellt hatte. Diese Tüte enthielt die Antwort, die ich gleichermaßen brauchte und fürchtete. Es wäre leichter gewesen, einfach darüber hinwegzusehen, dass meine Periode zwei Wochen überfällig war, und so zu tun, als wäre alles wie immer. Aber ich musste es wissen.
    »So, bitte schön, drei Dollar und fünfundachtzig Cent zurück«, sagte sie. Ich nahm das Wechselgeld aus ihrer ausgestreckten
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