Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    »… und ich werde keine Träne vergießen, wenn er sich die Finger verbrennt. Ach was – hoffentlich verbrennt er sie sich!« tobte Allison weiter.
    Sein breites, rotwangiges Gesicht klebte förmlich am großen Bugbildschirm des Sport-U-Bootes. Uns wandte er den Rücken zu, jedoch konnte er es nicht unterlassen, immer wieder den Kopf zu drehen, um mit beschwörender Mimik seine Behauptung zu unterstreichen.
    Hannibal lag im Hintergrund des Aufenthaltsraumes auf einer herabgeklappten Couch. Der Kleine ortete auf telepathischer Basis. Wahrscheinlich versuchte er, Allisons Behauptung auf diese Art zu überprüfen.
    Ich hatte die Freude an der prachtvollen Szenerie der Unterwasserlandschaft verloren. Eigentlich waren wir nur in das gemietete Sportboot geklettert, um unseren in den letzten Wochen arg strapazierten Nerven Ruhe und Erholung zu gönnen. Beides konnte man in den stillen Tiefen des Großen Barriere-Riffs ohne weiteres finden; nur durfte dann nicht ein hitzköpfiger Mann wie der Hochenergiephysiker Dr. Framus Allison dabei sein.
    Wir waren in die Welt der Korallenbänke und bunten Fischschwärme hineingefahren, bis unser Sonar drei größere Fremdkörper geortet hatte.
    Von da an war Allison, ehemaliger australischer Fregattenkapitän und Marine-Spezialist für funktechnische Kodifizierungsprogramme, nicht mehr genießbar gewesen.
    »Banditen sind das«, schimpfte er. »Sehen Sie sich die Kerle an! Hier unten wimmelte es einstmals von den prächtigsten Korallenstöcken des Planeten Erde. Was ist davon geblieben? Nichts! Kahle Felsen und ein verdorbener Naturhaushalt. Aber jetzt hat man entdeckt, daß es hier noch Haifische gibt. Es sind nur weni ge, denn die bösen Räuber der See mußte man ja unbedingt ausrotten, nur weil einige unvorsichtige Schwimmer gebissen oder gar getötet wurden.«
    »Beherrschen Sie sich, Framus«, mahnte ich.
    »Den Teufel werde ich tun. Das ist auch meine Welt, Konnat! Vor allem aber bin ich hier aufgewachsen. Australien ist nämlich meine Heimat. Und die drei Burschen, die dort in ihren druckfesten Panzerrüstungen schwimmen und mit hochexplosiven Mini-Raketentorpedos auf die letzten Räuber der unterseeischen Welt lauern, die möchte ich liebend gern unter Wasser demaskieren.«
    »Ach! Und wie?« erkundigte sich Hannibal schläfrig.
    Allisons schwerer Körper ruckte mit einer Schnelligkeit herum, die man diesem Manne niemals zugetraut hätte. Framus war immer ein Kämpfer gewesen, oder er wäre von den Experten der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr niemals zu unserer Einsatzunterstützung berufen worden.
    »Wie, wollen Sie wissen?« höhnte er. »Das will ich Ihnen sagen, Utan! Denen sollte man die Valopurit-Panzer abnehmen und ihnen eine Badehose plus Atemschnorchel verpassen. Schwimmflossen, Haimesser und je eine einfache Harpune können sie ebenfalls haben. Wenn die Herren dann auch noch bestrebt sind, die letzten Haie des Barriere Riffs abzuschlachten, will ich damit einverstanden sein. Dann hat der große Räuber nämlich noch eine Chance, verstehen Sie! Mit Minirak-Torpedos, bißsicheren Panzern und elektronischen Unterwasser-Zielautomatiken zu jagen, ist kein Kunststück. Mein Vater hat das einmal mit dem Messer machen müssen.«
    Die Außenbord-Geräuschaufnahme des Bootes übermittelte uns einen scharfen Knall. Ihm folgte ein Zischen. Gleich darauf ertönte eine Explosion.
    Im Erfassungsbereich der Infrarotkameras wurde ein großer, schlanker Körper erkennbar. Er bäumte sich auf und sank darauf leblos auf den Grund des Meeres.
    Aus dem Unterwasser-Funksprechgerät drang ein triumphierender Ruf. Ich schaltete es blitzschnell ab. Allisons Blässe verriet mir mehr als tausend Worte.
    »Wieder einer weniger«, sagte er stockend. »Konnat, das war wieder ein Hai. Geben Sie mir jetzt mit Ihrer bestechenden Robotlogik nur nicht zu bedenken, daß dieser Raubfisch von Urbeginn an als schlimmster Feind seefahrender Menschen galt.«
    »Ich habe nicht die Absicht. Legen Sie sich hin, Framus. Ich fahre das Boot in den Hafen zurück.«
    Er wandte sich mit hängenden Schultern ab. Was er dachte und fühlte, konnte ich mir auch ohne telepathische Sondierung vorstellen. Natürlich – sein bitterer Vorwurf kam genau so schnell, wie ich es erwartet hatte.
    »Und Sie schauen sich das in aller Ruhe an«, fuhr er uns an. »Ausgerechnet Sie, die beiden hochkarätigen Einsatzschatten der GWA! In alles mischt ihr euch ein. Nichts und niemand ist vor der GWA sicher; aber die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher