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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit
Autoren: Elise Title
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erkannte, dass der Boden der Tüte fettgetränkt war. Die Tüte würde durchreißen, wenn er sie übergab.
    “Ich habe eine Idee”, sagte Maggie. “Bringen Sie mich heim? Ich wohne gleich in der Porter Street. Darf Rindfleisch mit Huhn fahren?”
    “Wie bitte …? Oh, sicher. Tut mir leid.”
    Maggie ging um den Wagen herum und stieg ein, nachdem sie die beiden Tüten mitsamt der Zeitung hinten auf den Boden gestellt hatte.
    Kevin fuhr los und überlegte, was er sagen sollte. Er war lausig schlecht, wenn es ans Plaudern kam. “Also … wie ist es?”
    Maggie schenkte ihm ein naseweises Lächeln. “Weiß ich nicht. Ich habe es noch nicht gekostet. Wahrscheinlich ist es zu fett.”
    “Nein, das habe ich nicht gemeint.”
    Maggies Lächeln wurde sanfter. “Ich weiß. Tut mir leid. Meine Kinder werfen mir immer vor, dass ich unmöglich bin mit meinen Witzen.”
    “Kinder?”
    “Zwei störrische, aber wundervolle Jungen. Sagen Sie ihnen nur nicht, dass sie wundervoll sind, sonst lassen sie es mich büßen.”
    Kevin lächelte. “Meine Lippen sind versiegelt.”
    “Heute Abend fühle ich mich diesen Schlingeln gegenüber richtig großmütig, hauptsächlich weil ich den Abend freihabe”, erklärte Maggie.
    “Oh?”
    “Die beiden hassen nämlich würziges Szechuan-Rindfleisch”, sagte sie mit einem lässigen Lächeln. “Darum bleiben sie über Nacht bei ihren Großeltern und schlagen sich ihre kleinen Bäuche voll.” Sie deutete auf ihr Haus und betrachtete ihn neugierig. “Sie sind das Mathematikgenie, richtig? Derjenige, der die Staatsmeisterschaft gewonnen hat.”
    “Äh … ja”, sagte Kevin überrascht. “Das heißt, nein, nicht die Staatsmeisterschaft. Nur die regionale. Ich habe gegen einen Jungen aus Concord verloren, der …” Er stockte, als er erkannte, dass er Maggies Aufmerksamkeit verloren hatte.
    “Sonderbar”, murmelte Maggie und starrte aus dem Fenster.
    “Was ist sonderbar?”
    “Das Licht brennt im ersten Stock. In meinem Schlafzimmer. Ich dachte, ich hätte es ausgeschaltet.”
    “Sind Sie sicher? Es gibt nicht viele Einbrüche in Thornhill.”
    “Wenn es ein Einbrecher ist, wird er bitter enttäuscht sein. Ich bewahre den Hope-Diamanten in meinem Schweizer Bankschließfach auf.”
    Sie beugte sich nach hinten und griff nach ihrem Szechuan-Rindfleisch.
    “Soll ich mit Ihnen hineinkommen? Mich davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist?”, bot Kevin an.
    Maggie öffnete die Tür. “Nein. Bei meinem Glück sind es meine Kinder, die schon von der großen weiten Welt genug haben.” Sie sah Kevin lächelnd an. “Ich persönlich bevorzuge einen Einbrecher.”
    Zwei Minuten später öffnete Maggie ihre Haustür.
    “Okay, Leute, ich habe meine Waffe auf euch gerichtet!”, rief sie. “Das Haus ist umstellt! Kommt mit erhobenen Händen heraus, sonst durchsiebe ich euch!” Sie wartete in dem engen Korridor darauf, dass ihre beiden Söhne die Treppe heruntersausten.
    Jemand kam tatsächlich die Treppe heruntergesaust. Aber es war keiner ihrer Söhne. Es war eine maskierte Gestalt, vom Scheitel bis zur Sohle in Schwarz gekleidet. Maggie sah die Gestalt nur für einen Sekundenbruchteil, ehe sie herumwirbelte und ebenfalls sauste. Direkt zur Haustür hinaus.
    Kevin, der beschlossen hatte zu warten, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war, sprang aus seinem Wagen, als er Maggie zur Tür herausschießen sah.
    “Das war tatsächlich ein Einbrecher!”, keuchte Maggie, lehnte sich Halt suchend an ihn und ignorierte den fetttriefenden Karton in ihrer Hand.
    Kevin starrte an ihr vorbei auf die offene Tür, ohne die über sein weißes Hemd fließende braune Soße wahrzunehmen. Dann tauschten er und Maggie einen ungläubigen Blick. “Hol mich der Teufel!”

2. KAPITEL
    L ouise Sheridan warf Dr. Noah Bright einen besorgten Blick zu. “Ist es … etwas Ernstes, Noah?”
    Noah Bright lächelte der Frau zu, die vor mehr als zwanzig Jahren seine Lehrerin an der Volksschule von Thornhill gewesen war. Bei ihr fühlte er sich noch immer ein wenig wie ein Schulkind. “Nein, Miss Sheridan, ihr Blutdruck ist nur etwas höher als sonst. Das bekommen wir schon unter Kontrolle.”
    “Es gefällt mir nicht, was da vor sich geht”, murmelte die pensionierte Lehrerin besorgt.
    Noah Bright vermutete, dass Miss Sheridan wegen des Einbruchs in dem Reihenhaus der Tochter des Polizeichefs vor zwei Tagen beunruhigt war. So etwas kam in Thornhill selten vor, aber Louise lebte allein, und sie hatte
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