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Fuer immer und alle Zeit

Titel: Fuer immer und alle Zeit
Autoren: Jude Deveraux
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Prolog
    Die Frau beugte sich über das Mädchen und begann, sie auszufragen: Was sie heute gemacht habe. Ob sie auch nicht gelogen habe. Wen sie getroffen habe. Was sie gelernt habe.
    Alles in allem eine Szene, wie sie sich in Millionen von Familien abspielte. Aber etwas war anders.
    Der Raum war einfach und karg möbliert - keine Kuscheltiere, keine Puppen, keine Spiele; die Fenster vergittert, der Schreibtisch tadellos aufgeräumt, die Bücher, Hefte und Stifte darauf wohl geordnet. An einer Wand ein kleines Regal mit Büchern, allerdings keine Kinderbücher, sondern solche, die von Runen und anderen magischen Symbolen, von Druiden und Schamanen handelten. Und von Frauen, die Länder erobert und Völker beherrscht hatten.
    An drei Wänden des Zimmers hingen Waffen: alte und neue, Messer, Schwerter, Vorderladerpistolen. Sie waren in perfekten symmetrischen Mustern angeordnet, in Kreisen, Rauten, Rechtecken und Quadraten.
    Über dem schmalen Bett des Kindes hing ein großes Bild, das eine Tarotkarte darstellte: den Turm, die Karte der Zerstörung.
    Nach einigen Fragen setzte sich die Frau auf einen großen Stuhl neben dem Bett und erzählte dem Kind wie jeden Abend eine Gutenachtgeschichte. Es war stets dieselbe Geschichte, Zeile für Zeile. Die Frau wollte, dass sich das Kind genau diese Geschichte einprägte und daraus eine wichtige Lehre zog.
    »Es waren einmal«, begann sie, »zwei Schwestern. Die eine hieß Heather, die andere Beatrice. Eigentlich waren es keine richtigen Schwestern. Heathers Vater war gestorben, als sie zwölf Jahre alt war, und Beatrice hatte ihre Mutter im zarten Alter von zwei Jahren verloren. Als die beiden Mädchen dreizehn waren, heirateten ihre Eltern, und Beatrice und ihr Vater - die ja lange Zeit nur zu zweit gelebt hatten -zogen in das Haus, das Heathers reicher Vater seiner Frau und ihrem einzigen Kind hinterlassen hatte.
    Obwohl die Mädchen nur knapp drei Monate auseinander waren, hatten sie kaum etwas gemeinsam. Einige unfreundliche Seelen - und in diesem kleinen Ort gab es eine Menge davon - behaupteten, das Schicksal habe es mit Heather ganz besonders gut und mit Beatrice ganz besonders schlecht gemeint. Und so schien es tatsächlich zu sein. Heather war schön, klug und begabt, und von ihrer Ururgroßmutter hatte sie sogar eine gewisse seherische Gabe geerbt. Diese Gabe war zwar nicht so stark ausgeprägt, dass andere sie schief angeschaut hätten, aber stark genug, um sie auf Partys zu einem gern gesehenen Gast zu machen. Heather nahm die Hand eines Menschen, schloss die Augen und sagte ihm seine Zukunft voraus - und sie war immer gut. Wenn Heather jemals etwas Schlimmes sah, dann behielt sie es für sich.
    Beatrice hingegen war ziemlich unscheinbar und nicht besonders klug. Sie hatte keine besonderen Talente und erst recht keine übersinnlichen Gaben.
    In der Schule wurde Heather von allen geliebt, während Beatrice links liegen gelassen wurde. Im letzten Schuljahr verbrachte Heather ein paar Wochen als Austauschschülerin in Frankreich. Als sie zurückkam, war sie ein anderer Mensch. War sie zuvor ein freundliches, geselliges junges Mädchen mit vielen Verehrern gewesen, so sperrte sie sich nun stundenlang in ihr Zimmer ein und schlug alle Einladungen aus. Sie gab die Hauptrolle im Schultheater auf, ging nicht mehr zum Gesangsunterricht und hielt sich strikt von jungen Männern fern, als seien diese plötzlich zu Feinden geworden.
    Manche Leute fanden es sehr lobenswert, dass Heather sich anscheinend so eifrig mit ihren Studien befasste, aber Beatrice kam es höchst seltsam vor. Warum gab ihre Schwester, die doch alles zu haben schien, von dem Beatrice nur träumen konnte, dies alles auf? Beatrice fragte sie, was ge-schehen sei. >Man kann sich nicht darauf verlassen, dass sich Jungen benehmen.< Mehr erklärte ihr Heather nicht, bevor sie wieder in ihrem Zimmer verschwand und die Tür verschloss. Beatrice konnte sich darauf keinen Reim machen, denn wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sich Jungen überhaupt nicht benehmen müssen. Ihr Problem war ja, dass sich ohnehin nie jemand mit ihr verabredete. Die Jungen konnten mit Beatrice nichts anfangen.
    Eines Tages beschloss sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Als sie wusste, dass Heather allein daheim war, rannte sie ins Haus und schrie, ihre liebe Mutter sei von einem Lastwagen überfahren worden und verblute in eben diesem Moment in der Notaufnahme des Krankenhauses. Heather verhielt sich genau so, wie Beatrice es
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