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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit
Autoren: Elise Title
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ist einmalig. Ein Kriminalstück, bei dem das Publikum tatsächlich mithilft, den Mord aufzuklären. Das heißt, die Entführung. Ich habe dir doch die Geschichte erzählt, oder?”
    Kevin Payne blickte von seinem Schreibtisch hoch, an dem er dank der Hartnäckigkeit seiner Schwester vergeblich versuchte, einen Stapel Hefte mit Prüfungsaufgaben in Mathematik zu verbessern. Mit einem schwachen, frustrierten Seufzer nahm er seine Hornbrille ab, putzte die Gläser mit seinem Taschentuch und lächelte seiner übereifrigen Schwester matt zu. “Ja, Daisy, du hast mir die Handlung erzählt. Das Baby einer wohlhabenden Frau wird entführt, sie und der ihr entfremdete Ehemann zahlen hunderttausend Dollar Lösegeld, aber das Baby wird nicht zurückgegeben. Das Verbrechen wird einem Landarbeiter angehängt, aber die Frau und der Privatdetektiv …”
    “Der Schnüffler, Kevin. So wurde er damals in den Vierzigerjahren genannt. Schnüffler oder Plattfuß.”
    “In Ordnung, der Schnüffler. Also, wo war ich?” Kevin kratzte sich im Nacken und erinnerte sich daran, dass er einen Haarschnitt brauchte.
    Daisy übernahm die Inhaltsangabe. “Der Schnüffler und die Mutter des Babys sind überzeugt, dass der Landarbeiter hereingelegt wurde, aber sie können es nicht beweisen. Und sie können das Baby nicht finden.”
    “Aber das Stück wurde nicht beendet, sodass wir nie erfahren, wer der Schuldige ist und ob das Baby am Leben ist”, schloss Kevin.
    “Da setzt die Teilnahme des Publikums ein. Die Leute entscheiden, wer es war.” Daisy setzte sich in den Sessel gegenüber von Kevin. “Also, Sam, der Schnüffler, hat fünf Verdächtige ausgemacht – die hochnäsige, eifersüchtige Geliebte des schürzenjägerischen Ehemannes … den fanatischen, puritanischen Nachbarn … eine altjüngferliche Lehrerin … einen nervösen Buchhalter in der Firma des Ehemannes … und Veronicas lüsternen Anwalt.”
    “Und welche Rolle hattest du für einen trockenen Professor der Mathematik im Auge?”, neckte Kevin sie.
    Daisy schenkte ihrem Bruder ein wissendes Lächeln. “Du bist nicht annähernd so trocken, wie du alle glauben machen willst, Kevin Payne. Wenn du meine Meinung hören willst, so ist das eine Pose, die du bewusst eingenommen hast, um die Leute und vor allem das weibliche Geschlecht auf Distanz zu halten. Leben, mein lieber Bruder, ist mehr als Algebragleichungen und geometrische Formen … besonders der dreieckigen Art.”
    “Daisy …”
    “Nur weil du dich vor langer Zeit einmal am falschen Ende eines Liebesdreiecks befunden hast, Kevin, heißt das nicht …”
    “Daisy”, sagte er schärfer. “Ich bin Professor für Mathematik, nicht für Geschichte. Ich schwelge nicht in der Vergangenheit – weder in der von anderen Leuten, noch in meiner eigenen. Und ich würde es schätzen, wenn du auch nicht weiter darüber sprichst.”
    Daisy blickte sehr reuig drein. “Es tut mir leid, Kevin. Ich versuche nur … deinen Horizont zu erweitern, dich zu ermutigen, ein wenig … Spaß zu haben, zur Abwechslung einige nicht akademische Typen zu treffen. Da wir davon sprechen … du erinnerst dich an Mildreds Tochter Maggie?”
    Kevin warf seiner Schwester einen vagen Blick zu.
    “Lieber Himmel, Kevin, du warst auf der Highschool nur zwei Jahre über ihr. Maggie Mead. Sie war wunderbar als Teenager. Kastanienbraune Haare. Hatte sie zu einem niedlichen Pagenkopf geschnitten. Große haselnussbraune Augen. Sie muss in einem Dutzend Schulaufführungen mitgespielt haben.”
    “Ach, du meinst dieses dürre Kind, das Wendy in
Peter Pan
gespielt hat …”
    “Sie hat zugenommen.”
    “Sie hat diesen Tenniscoach geheiratet …”
    “Sie hat sich von ihm scheiden lassen und wieder ihren Mädchennamen angenommen.”
    “Sie ist vor zwei Jahren weggezogen.”
    “Sie ist jetzt wieder da.”
    Kevin sah den planenden Blick in den Augen seiner Schwester. “Vergiss es.”
    “Vergiss was?” Daisy täuschte Verwirrung vor. “Ich wollte nur sagen, dass Maggie daran denkt, vorzusprechen, und sie hat eine Kopie des Stücks. Ich dachte, du könntest bei ihr vorbeischauen und um der alten Zeiten willen Hallo sagen und einen Blick auf das Stück werfen, nur für den Fall, dass du …”
    “Ich habe auf der Highschool zu Maggie Mead kaum zwei Worte gesprochen, Daisy. Ich erinnere mich nur an sie, weil ich sie in ein paar Schulaufführungen gesehen habe. Ich bin sicher, sie erinnert sich nicht an mich als Adam.”
    “Oh, ich bin sicher, dass
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