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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit
Autoren: Elise Title
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werden. Sie sind hart … aber Sie sind auch sanft, Mr. Reardon. Ich täusche mich doch nicht, oder? Ich meine … ich habe noch nie einen Schnüffler getroffen … von Angesicht zu Angesicht.’“
    Als Maggie ihre Rezitation beendete und die beiden älteren Frauen angrinste, schimmerten tatsächlich Tränen in ihren Augen. Sie hatte stets einen Hang zum Dramatischen gehabt und am College und in Aufführungen der Gemeinde häufig mitgespielt.
    Mildred applaudierte zu Maggies Vorstellung. Als ehemalige Leiterin der örtlichen Doily Cart Opera Company hielt Mildred sich für eine beachtliche Expertin für Talent. “Sehr gut, Maggie. Ein Hauch von Bacall … mit dem richtigen Schuss Hepburn.”
    Helen lächelte ihrer Enkelin anerkennend zu. “Du machst das wirklich recht gut, Maggie, obwohl ich sagen muss, dass das Stück an sich ziemlich antiquiert ist. Was ist das?”
    Maggie blätterte zur ersten Seite. “‘Rockabye Baby, ein Kriminalstück in drei Akten von Parker Anderson’. Kein Datum, aber er muss es vor ewigen Zeiten geschrieben haben, wie das Papier aussieht.”
    “Ein Stück?” Helen verbarg ihre Überraschung nicht. “Ich hätte Parker nie für einen Stückeschreiber gehalten.”
    Maggie überflog die letzten Seiten. “Oh nein, wie frustrierend!”
    “Was ist denn?”, fragte Mildred.
    “Er hat es nicht beendet”, antwortete Maggie. “Er hat den Namen des Schuldigen nicht genannt. Hört euch das an. Das ist die letzte Seite des Stücks. Reardon spricht zuerst.”
    “Der Schnüffler?”, unterbrach Mildred.
    Maggie nickte und senkte ihre Stimme um mehrere Oktaven. “‘Ich würde meinen rechten Arm dafür verwetten, dass Decker unschuldig ist, aber ich kann nichts tun. Er wird im Gefängnis verrotten. Aber eines kann ich dir versprechen, Kleines. Ich werde sie finden. Und wenn es das Letzte ist, was ich mache, ich werde sie für dich finden.’“
    “Wen finden?”, fragte Mildred.
    Helen brachte sie zum Schweigen und ermunterte Maggie.
    Maggie nickte. “So, das wäre es. Veronica spricht zum letzten Mal.”
    “Veronica ist die, die vorhin gesprochen hat?”, fragte Mildred.
    “Ja.” Maggie räusperte sich. “‘Ich weiß, dass mein Baby lebt, Sam’, sagte Veronica mit Tränen in den Augen …”
    “Ich wette, Sam wurde nach dem Vorbild Sam Spade in
Der Malteser Falke
geschaffen”, warf Mildred ein. “Offenbar geht es um eine Entführung. Jemand hat Veronicas Baby geraubt. Sie hat Sam engagiert, um das Baby zu finden und den Kidnapper der Justiz zu übergeben. Die Polizei hat das Verbrechen offenbar diesem Mann angehängt … diesem Decker, aber Sam ist überzeugt, dass sie den Falschen geschnappt haben.”
    “Offensichtlich”, meinte Helen herablassend, “sonst gäbe das Theaterstück nicht viel her.”
    “Ich frage mich, ob Sam wirklich glaubt, dass das Baby noch lebt, oder ob er nur Veronica trösten will”, überlegte Mildred. “Offenbar liebt er sie. Der Schnüffler und das Mädchen in Nöten. Das ist perfekt. Ein Kriminalfall, eine Liebesgeschichte …”
    Helen brachte Mildred zum Schweigen. “Kommt da noch mehr, Maggie?”
    “Nur ein paar Zeilen.” Maggie schloss für einen Moment die Augen und schlüpfte wieder in die Rolle. Diesmal entsprach ihr Aussehen mehr der Rolle, da sie das Gummiband von ihrem Pferdeschwanz gezogen hatte, sodass ihr Haar um ihre Schultern fiel. Maggie sah ihren unsichtbaren Schnüffler an. “‘Du sollst wissen, Sam – was auch passiert, ich liebe dich. Und wenn du mein Baby findest, werde ich Himmel und Erde für dich bewegen. Das Lösegeld interessiert mich nicht. Es interessiert mich nicht einmal mehr, wer das Ungeheuer ist, das meine kleine Tochter verschleppt hat. Wenn du sie mir nur zurückbringst, Sam! Wenn ich wenigstens wüsste, dass sie lebt …’“ Maggie sah ihr aufmerksames Zweipersonenpublikum an. “Das ist alles.”
    Stille senkte sich über den Raum. Ziemlich erstaunlich angesichts der drei redseligen Personen darin.
    Allerdings dauerte die Stille nicht lange an.
    “Ich hatte soeben die wunderbarste Idee”, rief Mildred aus und rieb sich begeistert die Hände.
    “Es ist für eine gute Sache, Kevin”, drängte Daisy Payne-Clark, obwohl sie nur wenig Hoffnung hatte, ihren Bruder zur freiwilligen Teilnahme zu bewegen. “Als stellvertretende Vorsitzende des Programms für die gefährdete Jugend ist es meine Pflicht, Gemeindemitglieder aktiv in eine Spendengala einzubauen. Und Mildreds letzte Idee für eine Spendengala
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