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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit
Autoren: Elise Title
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Kevin stand in der Mitte des Vorratsraums.
    Michael löste sich von seiner Mutter und sah Kevin an. “Sie waren schon was, Mr. Payne. Sie hätten umkommen können.” Er wandte sich an seine Mutter. “Er hat dieser verrückten Frau gesagt, dass sie ihn an unserer Stelle nehmen soll.”
    Maggie strich ihrem Sohn über das zerzauste Haar. “Das überrascht mich nicht.”
    “Ja, Mom”, warf Leif ein. “Er war wie … ein Superheld! Der tapferste Typ in …”
    “Thornhill?”, fragte Maggie.
    “In der ganzen Welt”, sagte Leif.
    “Ja, er ist wirklich sehr tapfer”, murmelte Maggie.
    “Ihr Jungs wart auch unglaublich tapfer”, sagte Kevin.
    “Meine Mom ist auch tapfer”, rief Leif.
    Sie lachten. Dann hörte Michael abrupt zu lachen auf und streckte die Hand Kevin entgegen.
    Kevin ergriff sie. Sie tauschten einen formellen Händedruck. Doch dann hielt Kevin Michaels Hand einen Moment länger fest. Michael schien die Geste abzuwägen. Kevin ließ los, bevor Michael entscheiden konnte, wie er reagieren sollte.
    Die letzten drei Aufführungen von
Rockabye Baby
waren ausverkauft. Das Stück hatte einen neuen dritten Akt erhalten.
    Als sich das Stück seinem Ende zuneigte und der Anwalt allein auf der dunklen Bühne saß, krachte ein Schuss. Das Publikum schrie auf, fast so laut, wie es Minuten später klatschte, als enthüllt wurde, dass das entführte Baby nicht getötet worden war. Wie im wirklichen Leben wurde Julianna von dem Mord an dem Anwalt reingewaschen, und als dramaturgisches i-Tüpfelchen konnte sie im Stück beweisen, dass sie die uneheliche Tochter des Anwalts und daher Erbin seines Vermögens war.
    Es gab sechs Vorhänge nach der letzten Vorstellung. Maggie stand zwischen Kevin und Anna Blair, die am zweiten Abend strahlend zurückgekehrt war und perfekt gespielt hatte.
    Leif kam auf die Bühne und überreichte seiner Mutter Blumen. Sie nahm sie mit einer Hand und hielt Leif mit der anderen fest. Dann winkten sie und Kevin Mildred auf die Bühne, damit sie den Applaus als brillante Regisseurin erhielt.
    Mildred kam herauf, verbeugte sich und hob die Hand. “Ihr alle seid zu der Party hier in der Grange Hall eingeladen!”, verkündete sie strahlend.
    Die meisten Leute blieben zu der Party. Corinne Finn war da, begleitet von Ernie Novak.
    “Ist es nicht wunderbar, wie alles ausgegangen ist?”, fragte Ernie. “Man stelle sich vor, Julianna lebt!”
    “Wir haben sie gestern im Krankenhaus besucht”, sagte Corinne. “Wenn sie abnimmt und sich herrichtet, ist sie eine Kopie ihrer Mutter.”
    Miss Sheridan kam schüchtern näher. “Muss sie ins Gefängnis?”
    “Nein”, sagte der Polizeichef. “Dwayne Hapgood hat gestanden, dass er seinen Großvater und Regent ermordet hat, um einen Skandal zu vermeiden, der seine angestrebte politische Karriere stören könnte. Und wir können es zwar nicht beweisen, aber wir sind sicher, dass es Stanley Hapgood war, der Parker Anderson vergiftet hat.”
    “Aber Julianna hat Ihre Jungen gefangen genommen”, sagte Miss Sheridan nervös zu Maggie. “Wenn sie angeklagt wird …”
    “Ich habe sie nicht angezeigt, Miss Sheridan”, sagte Maggie. “Sie hat den Jungs nichts getan, und sie war nicht ganz bei sich. Julianna bleibt im Krankenhaus unter psychiatrischer Aufsicht, bis die Ärzte entscheiden, dass sie entlassen werden kann.”
    “Gut”, stimmte Miss Sheridan zu. “Gott sei Dank geht es den Jungen gut.”
    “Und sie genießen es, Berühmtheiten zu sein”, warf Harvey ein.
    Mildred lächelte. “Michael hat nichts mehr gegen Thornhill. Er hat seinen Freunden erzählt, dass es hier viel aufregender sei als in diesem langweiligen Harmon.”
    Maggie warf Kevin einen Blick zu. Kevin erwiderte ihren Blick, aber seine Miene war undurchschaubar.
    “Die beste Neuigkeit für Julianna”, sagte Mildred, “ist, dass sie wie im Stück einen Großteil von Hapgoods Erbe erhält.”
    Ernie Novak sah sie betroffen an. “Sie meinen, sie ist Hapgoods Tochter?” Offenbar hatte er noch immer gehofft, Juliannas Vater zu sein.
    “Nein”, erwiderte Mildred. “Ich spreche von dem Lösegeld. Hunderttausend Dollar mit Zinsen.”
    Die Augen des Buchhalters weiteten sich. “Das sind …”
    “Über zwei Millionen”, warf Kevin ein und ging zu Jeanne Squires, die bei ihrem Vater stand.
    Jeanne errötete. “Gratuliere zu der Vorstellung.”
    Norton Squires nickte feierlich, was schon viel für ihn war. “Wir alle hatten Hapgood in Verdacht”, murmelte er.
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