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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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»Komm sofort zu mir! Komm in den Saal!« lautete die knappe Botschaft.
    Der blondhaarige Druide mit dem jungenhaften Gesicht, das über seine wahre achttausendjährige Existenz hinwegtäuschte, war augenblicklich hellwach, obwohl er noch eine Sekunde vorher tief geschlafen hatte. Er schlug die Augen auf, fühlte gleichzeitig die Wärme eines weichen Mädchenkörpers neben sich und glitt geschmeidig aus dem Bett.
    Das Zimmer, Teris Zimmer, lag in dämmrigem Zwielicht. Durch das Westfenster fiel helles Sternenlicht herein und schuf seltsame Reflexe im Gesicht der goldhaarigen jungen Frau, die nichts von Gryfs Erwachen bemerkt und auch Merlins Ruf nicht empfangen hatte. Teri Rheken schlief weiter, während der Silbermond-Druide in seine Jeans und Turnschuhe schlüpfte, auf ein Hemd verzichtete und dann fast lautlos auf den Korridor hinaustrat.
    Auch hier, wie in allen Räumen von Caermardhin, herrschte eine konstante Temperatur von 18 Grad Celsius.
    Gryf ging schnell, aber nicht überhastet über die steinernen Fliesen der tausendjährigen Burg - Merlins Burg. Minuten später stand er vor der schlichten Holztür, hinter der kein Nichteingeweihter den Saal des Wissens, das bestgehütete Geheimnis von Caermardhin, vermutet hätte.
    Gryf war eingeweiht - und er zählte zu den wenigen Personen, denen es möglich war, den Saal ohne sofortigen Verlust seines Lebens zu betreten. Er war autorisiert, von Merlin.
    Gryf betätigte den Öffnungsmechanismus und übertrat die Schwelle, die ihn schlagartig ins eisklirrende Weltall zu versetzen schien.
    Der Druide durchschritt den rätselhaften Raum, der keine natürlichen Grenzen hatte, obwohl er in Merlins Burg eingebettet war. Ringsum pulsierte der ewige Atem des Universums.
    Neben dem Uralten in der wallenden weißen Kutte blieb Gryf stehen. Er straffte sich unwillkürlich, als er zunächst das Gesicht des Magiers studierte und dann einen Blick in die vor Merlin schwebende Glaskugel warf.
    Das Entsetzen griff nach Gryf, als er erkannte, was die Bildkugel zeigte.
    »Meeghs!« bekräftigte Merlin mit Grabesstimme.
    ***
    Meegh-Dämonen, dachte Gryf fassungslos, als er den massigen schwarzen Körper sah, den die Kugel zeigte. Die Kugel, die Künftiges und Vergangenes für den Beobachter aufleben lassen konnte, aber auch die Gegenwart.
    Und Gryf, der ehemalige Druidenpriester aus Llandrysgryf, fragte sich in dieser Sekunde beklommen, um welche der drei Zeitebenen es sich hierbei handelte. Allein Merlins Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, daß die Vergangenheit nicht gemeint war!
    Konturlos, schattenhaft und in seinem wahren Aussehen nicht erkennbar offenbarte sich der Spider, das Dimensionenschiff der Meeghs, ihren Augen!
    »Das gibt es nicht!« fand Gryf seine Sprache wieder. »Beim Silbermond -Merlin, ich dachte, wir hätten diese verdammten Nachtschattengewächse erst mal für längere Zeit auf Eis gelegt?«
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Merlin ruhig. Aber nur seine Stimme blieb gelassen, in den ewigkeitsjungen Augen des mächtigen Magiers, der seit Jahrtausenden korrigierend in die Geschicke des Kosmos eingriff, blitzte es. »Sie müssen einen neuen Weg gefunden haben, ein anderes Tor…«
    Gryf fröstelte plötzlich, als er an das Ereignis dachte, das nun schon Monate zurücklag und fast das Ende der freien, unversklavten Menschheit bedeutet hätte. Damals waren die Meeghs mit ihren Dimensionsschiffen in nie gekannter Stärke über der Erde erschienen. Ihr Ziel war nicht allein die Übernahme des Planeten gewesen, vorrangig hatten sie es darauf abgesehen, ihren stärksten Gegner mattzusetzen - Merlin! Er, der ihnen schon zahllose Niederlagen beschert hatte und endlich ausgeschaltet werden sollte.
    Und fast wäre es den Meegh-Dämonen auch gelungen. Ihr Plan schien aufzugehen, als sie ein Dorf in der Nähe von Caermardhin besetzten und dann zum Direktangriff auf die Ewigkeitsburg Merlins übergingen. Nur ein in dieser Stärke noch nie stattgefundenes Zeitparadoxon, das Merlin zusammen mit dem französischen Parapsychologen, der Merlins Stern trug, getätigt hatte, löschte die Gefahr im letzten Moment aus. Das Paradoxon korrigierte die Meegh-Flotte aus diesem Universum heraus, als habe es sie nie gegeben!
    Als Merlin jedoch anschließend das Weltentor schloß, durch das die Schattendämonen aus ihrem Universum in das Universum der Menschen vorzudringen vermochten, kam es zu einem Effekt, der Merlin schlagartig alle weißmagischen Kräfte raubte. Die
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