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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit
Autoren: Elise Title
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darüber hinaus eine lebhafte Einbildungskraft.
    “Es war wahrscheinlich nur ein Streich. Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen, Miss Sheridan. Laut Mildred Meads Artikel im
Tab
wurde bei Maggie Mead nichts gestohlen.”
    Miss Sheridan war nicht beruhigt. “Sie hat ihn überrascht. Wer weiß, was er mitgenommen hätte, wären sie und Kevin Payne eine Stunde später zu ihr nach Hause gefahren … oder gar nicht zu ihr nach Hause gefahren.”
    Noah lachte leise. “Wirklich, Miss Sheridan, an Ihrer Stelle würde ich mich nicht zu sehr über Mildred Meads Andeutungen aufregen, dass sich zwischen ihr und dem Professor etwas Heißes abspielt. Maggie hat meine Frau Chloe gestern im Dorchester Book Store getroffen, und Maggie hat behauptet, ihre Mutter habe den Vorfall aufgebauscht. Maggie hatte Kevin in dem chinesischen Restaurant nur zufällig getroffen, und er hat sie heimgefahen.”
    Miss Sheridan beachtete ihn kaum. “Als würde diese Verbrechenswelle nicht schon für genug Aufregung sorgen”, murmelte sie. “Jetzt zerrt man auch wieder alte Skandale hervor, die besser vergessen bleiben sollten.”
    “Es gibt keine Verbrechenswelle, Miss Sheridan”, versicherte der attraktive, dunkelhaarige Arzt. “Und was Skandale angeht, weiß ich leider nicht, was Sie meinen.”
    Miss Sheridan verlor sich weiterhin in ihren Gedanken. “Diese Sache wird Ärger auslösen. Und Kummer. Merken Sie sich meine Worte, Noah. Könnte ich es, würde ich es aufhalten, bevor das noch weitergeht.” Ihre Mundwinkel zuckten erregt, als sie aufstand.
    Noah ergriff ihren Arm. “Bevor was weitergeht, Miss Sheridan?”
    Ihre hellblauen Augen blitzten ihn an und erinnerten ihn daran, wie sie ihre Schüler ausgeschimpft hatte, weil sie langsam im Denken waren. “Nun, das Theaterstück natürlich, Noah. Was sollte ich sonst meinen?”
    Wie in der längst vergangenen Schulzeit wand Noah sich ein wenig. “Welches Theaterstück, Miss Sheridan?”
    Jetzt zeigte sie jene empörte Miene, die sie stets aufgesetzt hatte, wenn einer ihrer Schüler keine Hausaufgaben gemacht hatte. Einen Moment lang stellte Noah sich sogar vor, sie würde ihm befehlen, an die Tafel zu gehen und hundertmal “Der Name des Stückes ist …” zu schreiben. Das Problem war, dass er noch immer nicht wusste, von welchem Theaterstück Miss Sheridan sprach.
    Er erfuhr es allerdings auch nicht, weil Miss Sheridan wortlos das Untersuchungszimmer verließ.
    Maggie fühlte sich erschöpft, als sie die Schule verließ. Michael war beim Rauchen auf der Toilette erwischt worden. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte er die Meerschaumpfeife von seiner Urgroßmutter geraucht.
    In den drei Jahren, die Maggie diese Schule besucht hatte, war Mr. Hemming, der Direktor damals und jetzt, kein einziges Mal gezwungen gewesen, ihre Mutter vorzuladen. Doch Mildred Mead hatte auch nie eine hässliche Scheidung durchgemacht und ihre Kinder von ihrem Vater, ihrem Zuhause, ihren Freunden und ihrer Schule weit weggebracht. Bis zu der Scheidung waren Michael und Leif leuchtende Beispiele gesunder Anpassung gewesen. Jetzt wurde Michael vorgeworfen, verdrossen, unverantwortlich und rebellisch zu sein – alles Mr. Hemmings Worte. Was den achtjährigen Leif betraf, so hatte er begonnen zu schwindeln, zu prahlen, sich zu prügeln und seinen Klassenkameraden alles Mögliche zu klauen. Und worüber beklagte er sich am meisten? Dass ihn die Kinder von Thornhill nicht mochten!
    Maggie sah das jüngste Fehlverhalten ihrer Kinder als Auswirkung ihrer eigenen Mängel als alleinerziehende Mutter an, wobei sie seit ihrer Scheidung von Rob auch nicht viel besser auf sich aufgepasst hatte. Sie brauchte nicht ihre Mutter und Großmutter, um zu wissen, dass sie sich gehen ließ … dass sie sich wie ein Model für eine Modenschau der Heilsarmee kleidete … dass ihr Haus ein Katastrophengebiet war … dass ihr Geschenkehandel per Postversand stagnierte … dass ihrem Leben, kurz gesagt, Ordnung, Disziplin und ein Zweck fehlten.
    All das hatte dazu geführt, dass Maggie sich von ihrer Mutter dazu überreden ließ, die Hauptrolle in
Rockabye Baby
zu übernehmen. Mildred überzeugte Maggie, dass sie durch das Theaterstück von ihren Schwierigkeiten abgelenkt werden, eine bessere Perspektive ihres Lebens bekommen und neuen Kontakt zu der Gemeinde finden würde.
    Es gab noch einen anderen Grund, warum Maggie zugestimmt hatte. Das Stück an sich faszinierte sie. Sie liebte die Elemente Kriminalfall und
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