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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
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der Kernenergie vorantrieb, obwohl der Ölpreis nach Ende des Konflikts wieder nachgab und durch Erschließung beispielsweise des Nordseeöls eine politisch weniger riskante Streuung der Lieferanten möglich wurde. Gerade die forcierte Atompolitik sollte sich als ein Konfliktfeld erweisen, das über Jahrzehnte umkämpft blieb.
Kritik an Brandt
    Die autofreien Sonntage hielten sich in lebhafter kollektiver Erinnerung: Wann hatte man so etwas je gesehen? Autobahnen auf denen Radfahrerrudel unterwegs waren. Hauptverkehrsstraßen, auf denen ausgiebig gefeiert wurde? Und wann hatte man zuletzt so gern Morgenluft gewittert? Keine Spur von Abgasen und eine Stille, in der man sogar die innenstädtischen Sperlingen wieder schilpen hörte. Daran erfreute sich allerdings wohl nur eine Minderheit. Die Deutschen waren und sind eine Autofahrernation, und die mutige Politik der Regierung dürfte von vielen als Panikmache missbilligt worden sein, die die Schlüsselindustrie Automobilbau in Bedrängnis bringen könnte; auch hier entzündete sich Kritik an Bundeskanzler Brandt, dessen Ansehen ohnedies im Schwinden begriffen war.
    Energiepolitik
    Nicht erst im Streit um die Kernenergie kam vielen Menschen zum Bewusstsein, dass Industrialisierung ihren Preis hat, auf eine in den 1970-er Jahren aufkommende Formel gebracht: Umwelt kostet. Auch die Gefahr der Verbrennung fossiler Energieträger (Öl, Kohle, Gas) für die Atmosphäre erkannten nun immer mehr Bürger. Die Abgase aus Pkw-Motoren, Heizungen und industrieller Verbrennung bedrohen das Klima der Welt. Regionale Umweltschäden kommen hinzu. Das lehrte beispielhaft die Energiewirtschaft der DDR, die noch 1990 aus Devisenknappheit über zwei Drittel des Energiebedarfs aus Braunkohle decken musste und das mit gesundheitsgefährdender Luftverschmutzung und bedenklicher Landschaftsvernichtung bezahlte. Während manche Energiepolitiker auf die Umweltfrage nur in der Kernkraft eine Antwort sehen, setzen andere auf die Entwicklung alternativer erneuerbarer Energien, auf die Nutzung von Sonnen- und Windenergie, die Erschließung geothermischer Energiequellen und die Förderung des Wasserstoffantriebs; zudem fordern sie Ausschöpfung aller Sparmöglichkeiten
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Gähnende Leere, wo sonst an ein Überqueren der Fahrbahn nur unter größter Lebensgefahr denkbar war: Fahrverbote machten an drei November-Sonntagen 1973 Autobahnen zu Wanderwegen
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    (c) Interfoto, München: S.

Die Terroristen
Baader-Meinhof und RAF (1970-er Jahre)
    Nach den Hauptakteuren Andreas Baader (1944-1977) und Ulrike Meinhof (1934-1976) wurden die westdeutschen Terroristen der ersten Generation „Baader-Meinhof-Gruppe“ (oder „-Bande“) genannt; sie selbst bezeichneten sich nach informellen Anfängen 1971 erstmals als „Rote Armee Fraktion (RAF)“. Ihre Mitglieder kamen aus der Studentenbewegung und hatten früh zu Gewaltakten gegriffen. Die Befreiung von Kaufhausbrandstifter Baader aus der Haft am 14.5.1970 wurde zur Geburtsstunde der Gruppe, die sich „dem Kampf gegen die Schalthebel des imperialistischen Machtapparats“ verschrieb. Konnten die Untergrundkämpfer anfangs noch mit Sympathien bei linken Intellektuellen rechnen, verloren sie mit den ersten Mordtaten bald jeden Rückhalt.
Vier Morde und eine Entführung
    1972 wurde der harte Kern der Gruppe (neben Baader und Meinhof vor allem Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe) verhaftet und den Mitgliedern der Prozess gemacht, der geprägt war von einer Flut von Befangenheitsanträgen, Hungerstreiks wegen „Isolationsfolter“ (Tod des Häftlings Holger Meins am 4.11.1974), Ausschlüssen von Verteidigern und anderen Verfahrenstricks. Der Prozess endete mit der Verurteilung der Haupttäter zu lebenslanger Haft, die im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Stuttgart-Stammheim zu verbüßen war. Die noch in Freiheit befindlichen Gruppenmitglieder, verstärkt durch die zweite Terroristengeneration, versuchten am 5.9.1977, durch Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer die Inhaftierten freizupressen. Sie hatten seine Limousine durch einen Kinderwagen gestoppt, seine vier Begleiter erschossen und waren mit ihrem Opfer untergetaucht.
Freitod im Hochsicherheitstrakt
    Die Regierung Schmidt aber blieb hart; Schleyer wurde daraufhin von den Geiselnehmern am 18.10.1977 im Elsass ermordet. Auch ein paralleler Erpressungsversuch arabischer Terroristen durch Entführung einer Lufthansa-Maschine scheiterte: Deutsche Sicherheitskräfte der so genannten GSG 9
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