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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
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Auseinandersetzungen. Die Unfälle von Harrisburgh (1979) und Tschernobyl (1986) gaben den Zweiflern Nahrung, der Ausstieg aus der Kernenergie war seither Ziel nicht nur von Bürgerinitiativen und Grünen, sondern auch von Teilen der SPD
.
Unkonventionelles Auftreten
    Die neue Partei der „Grünen“ hatte sich über die Bürgerinitiativen für Umweltschutz und den Kampf gegen die Kernkraft in den 1970-er Jahren aus regionalen „grünen“ Gruppierungen entwickelt. Sie einte in erster Linie die Sorge um die natürlichen Lebensgrundlagen, doch auch die Überwindung der zunehmenden sozialen Verwerfungen in der Bundesrepublik und der Erstarrung der politischen Strukturen stand auf ihrem Programm, Parole: „ökologisch – basisdemokratisch – sozial – gewaltfrei“. Faszinierend für viele junge Wähler war das unkonventionelle Auftreten der grünen Politiker, ihre belebende Streitkultur und ein Rigorismus, der auch vor Pfründen nicht halt machte: Mandate gab es nur auf Zeit, dann wurde rotiert, wie das Nachrücken von vorher bestimmten Abgeordneten genannt wurde.

Kreativ vermittelten die „Grünen“ ihre Botschaften dem Wahlvolk: Für die Wahl 1983 warben sie mit einer Kinderzeichnung und dem Appell zur Schonung der Umwelt um der kommenden Generationen willen
.
    (c) Interfoto, München: S.

Besuch beim verfeindeten Bruder
(1987)
    Als in Bonn für den Staatsratsvorsitzenden der DDR im September 1987 der rote Teppich ausgerollt worden war, schien Erich Honecker am Ziel. Zwar war sein Staat inzwischen von vielen anderen Ländern anerkannt und die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen längst errungen, doch erst die faktische Akzeptanz der deutschen Zweistaatlichkeit durch die Bundesrepublik machte aus der „so genannten“ DDR einen gleichberechtigten Staat, nahm ihm endgültig die stigmatisierenden Anführungszeichen.
Europäische Lösung der deutschen Frage?
    Neben Bundeskanzler Helmut Kohl über den Teppich schreitend, die aufgezogene DDR-Fahne mit Hammer und Zirkel im Blick, konnte sich Honecker in dem Gefühl sonnen, wenn auch nicht buchstäblich, so doch politisch auf gleicher Augenhöhe mit dem Kanzler zu stehen. Das ging so weit, dass er den seitdem vielfach berätselten und interpretierten Spruch wagte: Er sähe den Tag kommen, „an dem die Grenzen uns nicht mehr trennen, sondern Grenzen uns vereinen“. Damit meinte er gewiss nicht, dass die DDR oder gar das ganze sozialistische Lager dereinst kollabieren könnte, sondern vielleicht eine europäische Lösung der deutschen Frage, bei deren Beantwortung man mit seinem Besuch im verfeindeten Bruderland einen riesigen Schritt vorangekommen sei.
Kein Gespür für das kommende Beben
    Ob ihm in diesem Moment bewusst war, wie es wirklich mit der Stabilität seines Landes bestellt war, darf bezweifelt werden, denn immer noch hatte er nur Verachtung für den Kurs der Öffnung und Demokratisierung, den der große Moskauer Genosse Gorbatschow eingeschlagen hatte, und immer noch ignorierte er souverän die wirtschaftliche Lage daheim, die bedrohlich eskalierte. Aber auch sein westdeutscher Partner hatte sich augenscheinlich auf ein langes Nebeneinander der beiden deutschen Staaten eingerichtet und ahnte nichts von dem, was sich in den nächsten Monaten abspielen sollte. Ja, es scheint im Rückblick nicht einmal ganz ausgeschlossen, dass man von beiden Seiten etwas dagegen unternommen hätte, wenn auch nur eine leise Ahnung aufgekommen wäre. Die Zweistaatlichkeit hatte bisher ja wesentlich zur Stabilität in Mitteleuropa beigetragen. Einen solchen Eckpfeiler opfert man nicht ohne Not.
    Planwirtschaft
    Der ostdeutsche Staat krankte an ökonomischen Problemen: Nach sowjetischem Vorbild setzte die DDR auf den Ausbau einer Plan- oder Zentralverwaltungswirtschaft. In diesem System existiert bei konsequenter Umsetzung kein Markt, der Preis kann daher auch nicht die Angleichungsfunktion von Angebot und Nachfrage übernehmen. Alles was an Gütern und Dienstleistungen produziert und an Konsumenten und Produzenten verteilt wird, muss von einer Zentrale, der Staatlichen Planungskommission, bestimmt und gesteuert werden. Diese „Kommandowirtschaft“, verschärft noch durch Kollektivierung und Monopole des Staates, setzt voraus, dass private und öffentliche Bedürfnisse ermittelt und dementsprechend zentrale Produktions- und Verteilungspläne für bestimmte Zeiträume erstellt werden. Ein solches, nur durch aufwändige Bürokratie für Vorgaben und Kontrolle ihrer
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