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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
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Vorwort
     
    Über ein Jahrtausend deutsche Geschichte in hundert Bildern und hundert Kurzkapiteln auf je einer Doppelseite. Hört sich nach drastischer Komprimierung an, und das ist es auch, aber eine der Konzentration auf das Wesentliche. Die Bilder sagen zudem mehr, als in Unterschriften zu fassen ist, und durch die Texte zieht sich ein roter Faden, der die Zusammenhänge wahrt. Gleichwohl stellt sich ein gewisser Zeitraffer-Effekt ein, und der ist beabsichtigt: Er entsteht durch Beschränkung auf fassliche Portionen und sorgt für kräftige Konturen. Optische Marker verankern den Stoff im Gedächtnis. Der Leser soll nicht Experte in Reformations- oder Revolutionsgeschichte werden, sondern einen stabilen Rahmen erhalten, in den er auch anderweitig gewonnenes Wissen über die Geschichte unseres Landes einfügen kann.
    Manches wird manchem schon bekannt sein, und auch das gehört ausdrücklich zum Konzept: Gerade durch die Illustrationen sollen gemeinsame Erinnerungen aktiviert werden, an denen der Blick Halt finden kann: vom berühmten Barbarossa-Kopf bis zum Olympia-Plakat von Berlin, von Heinrich IV. in Canossa bis zum Hitler-Putsch, vom Hermannsdenkmal bis zum Mauerbau, vom Prager Fenstersturz bis zur Währungsreform. Die Begleittexte liefern dazu die erforderlichen Informationen, die nicht oder nicht mehr genau präsent sind. Sie betten das jeweilige Thema in den geschichtlichen Kontext ein und skizzieren die Folgen, die sich aus dem Geschehen ergeben haben. Ein historisches Stichwort bietet Zusätzliches zum Zeithintergrund. Bild und Text ergänzen einander. So festigt sich Wissen visuell.
    Dennoch will dieses Buch nicht bloß Lernmittel oder gar Schulbuch sein, sondern auch unterhalten. Natürlich finden sich alle Muss- Themen darin und die Bildmotive, die damit in besonderer Weise verbunden sind. Durch Akzentuierung, lebhaftes Berichten und farbige Beispiele jedoch kommt Lesefreude auf, ohne dass dadurch Prägnanz und Faktenfülle leiden. Ein Geschichtsbuch zum Blättern, zum Schmökern und zum Nachschlagen.

Der erste Deutsche?
Arminius und die Schlacht im Teutoburger Wald (9.n.Chr.)
    Auf dem 386 Meter hohen Teutberg südwestlich von Detmold reckt sich ein Zwanzig- Meter-Hüne mit Flügelhelm und stößt sein sieben Meter langes Schwert gen Himmel; Schwertinschrift: „Deutschlands Einigkeit meine Stärke. Meine Stärke Deutschlands Macht.“ Dieses Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius (deutsch: Hermann) erinnern, unter dessen Führung es germanischen Stämmen im Jahr 9 n. Chr. gelang, einen Vorstoß von drei römischen Legionen unter dem Feldherrn Varus in ostrheinisches Gebiet abzuwehren. Die Römer-Streitmacht geriet im Teutoburger Wald in einen Hinterhalt und wurde in dreitägigen Kämpfen völlig aufgerieben.
Metallene Drohgebärde
    Höchstwahrscheinlich steht das 1875 eingeweihte Hermannsdenkmal am falschen Ort: Das blutige Geschehen fand wohl 80 Kilometer weiter nordwestlich beim heutigen Kalkriese nördlich von Osnabrück statt. Doch das ist weniger bedeutsam als die Tatsache, dass die metallene Drohgebärde Geschichte zurechtbiegen sollte für nationalistische Zwecke. Der Denkmalserbauer Ernst von Bandel (1800-1876) wollte wie sein Förderer Kaiser Wilhelm I. ein Monument der deutschen Einheit und das 1871 nach dem Krieg gegen Frankreich (daher Hermanns herrischer Blick nach Westen) erstandene Deutsche Kaiserreich tief in der germanischen Geschichte verwurzeln.
Hinderliche Stammeskonflikte
    Diese romantisch-nationale Umdeutung der Schlacht tut dem Ereignis in mehrfacher Hinsicht Gewalt an: Sie überzeichnet seine Bedeutung drastisch, denn für das kraftstrotzende römische Weltreich war der Untergang der Legionen nur ein Nadelstich. Sie beruft sich auf eine germanische Gemeinschaft, die es so nie gegeben hat, im Gegenteil: Arminius oder Hermann konnte seinen Sieg gerade wegen der sofort danach wieder aufbrechenden Konflikte mit den anderen Stämmen nicht ausnutzen. Und die Umdeutung instrumentalisiert zudem eine Einzeltat zum Gründungsmythos für ein Reich, das noch Jahrhunderte auf sich warten lassen sollte und das als ein deutsches erst noch viel später gelten konnte.
    Wenn man Arminius oder Hermann denn überhaupt eine gewisse Vorläuferrolle zuerkennen will, so allenfalls insofern, als Rom nach seinem Sieg das Interesse an ostrheinischer Expansion verlor. Anders als etwa in Gallien, dem späteren zentralistischen Frankreich, blieb daher die Gliederung des Herrschaftsraums östlich
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