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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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Zeitgleich auf der Autobahn A 8, Ausfahrt Bernau-Felden am Chiemsee
    »Ich will nicht nach Deutschland. Nicht mal für einen Tag. Ich will nicht in ein Land, in dem viele Mädchen aussehen wie Schweinsteiger und Podolski mit Titten. Warum sind wir nicht von Mailand oder Rom geflogen, sondern haben ab München gebucht?«
    Sonny Buonasante, fünfunddreißig, der hinten rechts in dem verschmutzten, dunkelblauen und vollkommen überladenen A4-Kombi mit italienischem Kennzeichen sitzt, nickt mit dem Kopf zum Fenster. Sein etwas jüngerer Bruder Rico neben ihm hält sich den Zeigefinger an die Lippen. Aber zu spät, denn Papa Vito Buonasante, Don Vito, der Lenker des Autos, dreht seinen grauhaarigen Löwenkopf nach hinten und brüllt: »Das ist nicht Deutschland, sondern Bayern, du dämliches Gemüse. Capisce? Außerdem sitzt hier vorne eure Mutter. Also Respekt. Rispetto , eh? Und wenn wir gleich bei Onkel Musona sind, dann benehmt euch wie echte Sizilianer. Prego , eh? Schließlich war Musona zu seiner Zeit in Palermo eine Legende bei der famiglia . Basta! «
    »Wieso eigentlich Musona? Eigentlich ist der doch einer von den Santinis aus Palermo, oder?« Das ist jetzt Rico, der das fragt. Weil er einerseits den Zorn seines Vaters von seinem Bruder Sonny ablenken will, und andererseits keiner in der Buonasante-Familie (genau genommen: fast keiner) so genau weiß, wie einer aus dem verhassten Santini-Clan ein Onkel in der Buonasante-Familie sein kann.
    »Così«, sagt Don Vito, während er in der beginnenden Dämmerung den vollbepackten Audi über die Autobahnbrücke in die Chiemseestraße lenkt, »ich erklär’s mal für Leute, die so intelligent sind wie ein frisch geschlagener Radicchio: Musona, das heißt so was wie miesepetrige Ziege, und das ist sein Straßenname, sein Kampfname. Schon als Kind war Musona so böse drauf, dass ihm seine Mutter zweimal in der Woche einen Kalbsknochen an einer Schnur um den Hals gebunden hat, damit wenigstens die Hunde in den Gassen von Brancaccio mit ihm gespielt haben. Später, da war er schon der Vollstrecker der Santinis, hat er seine Vorliebe für Kautabak mit Knoblauch-Geschmack entwickelt. Mit dem Mordgeschäft war’s dann aber schnell vorbei. Weil Musona so gestunken hat, dass er einfach nicht nahe genug an die Leute herankam, die er umbringen sollte. So ist er dann Geldeintreiber geworden. Das hat gut funktioniert, bis … Ahhh, da ist ein Schild, ich kann’s aber nicht lesen, was steht da?«
    Der lenkt wieder ab, der schlaue alte Fuchs, denkt sich Sonny und sagt: »Bernau steht da, Papa. Aber warum hat Musona dann hier in Bernau eine Pizzeria, und was genau wollen wir hier?«
    »Italiener, die ins Ausland müssen, machen immer erst einmal eine Pizzeria auf. Was anderes kauft man uns auch gar nicht ab. Oder hast du schon einmal von einem Italiener gehört, der Schweinebraten und Semmelknödel verkauft? Also, ich hab gehört, dass Musona versucht hat, in seinem alten Job weiterzumachen. Hat aber nicht geklappt, weil er die Sprache hier noch nicht so draufhatte. Er hat in Innsbruck einem Mann nachts auf der Straße seine Pistole unter die Nase gehalten und gesagt: ›Isch abe eine Waffel auf disch gerichtet, gib mir deine Geld.‹ Und der Mann hat gesagt: ›Um die Uhrzeit mag ich keine Waffeln mehr, geh pieseln mit deine Kekse.‹ Und da war Musona so in seiner Berufsehre gekränkt, dass er Innsbruck fluchtartig verlassen und hier die Pizzeria übernommen hat.«
    »Schon klar, aber trotzdem: Warum ausgerechnet eine Pizzeria?« Rico fragt das jetzt.
    » Certo Pizzeria, du dummer Kürbis«, faucht Don Vito, »was soll er denn sonst machen? Warst du schon einmal in einem Eskimo-Restaurant? Nein? Da kriegst du ein tiefgefrorenes Robbensteak, das kannst du erst einmal eine Stunde lang auf Zimmertemperatur lutschen, bevor du es essen kannst. Aber Pizza und Pasta, das geht immer, und das mögen alle. Wir bleiben nur ein paar Tage bei Musona, bis unser Geld aus Sizilien da ist. Besser so, dann weiß keiner, was wir machen und wo wir hinfliegen. Und dann geht’s weiter nach New Jersey. Ich kann’s kaum erwarten, Tony Soprano kennenzulernen. Big T., so nennen sie ihn da.«
    »Papa«, sagt Maria Buonasante zu ihrem Mann und streicht ihm zärtlich durch die graue Mähne, »Papa, Tony ist eine Figur aus einer Fernsehserie, ein Schauspieler, und die anderen auch, aber uns wird’s in New Jersey sicher gut gehen. Und wir werden tolle Sachen erleben.«
    Kurz darauf sieht Don Vito die von
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