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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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Nein? Ich nämlich auch nicht!« Die Lisa zieht scharf die Luft ein und schaut nach links, genau auf den Zuckerhahn: »Jessas, Maria und Josef, der Sedlmayr Walter! Ich hab’s ja immer gesagt, dass es hier spukt!«
    Nun ähnelt der Zuckerhahn auf den ersten Blick wirklich dem toten Volksschauspieler, das muss man schon ganz ehrlich sagen. So was ist er aber gewohnt.
    »Mein Boss ist ein jüdischer Zimmermann, und der hat mir heute Ausgang gegeben, also bringen ’S mir doch freundlicherweise ein Bier, junge Frau«, sagt er und setzt sich gegenüber vom Stocker. »Grüß dich, Albin. Lass uns gleich zur Sache kommen: Was ich dir jetzt erzähl, das hab ich vor zwei Stunden von einem Freund beim österreichischen BKA erfahren. Aber inoffiziell. Also, pass auf.«
    Und nach zehn Minuten und einer für den Zuckerhahn ziemlich langen Rede nimmt er einen Schluck von seinem Bier: »Jetzt weißt du genauso viel wie ich, ungefähr jedenfalls. Die Mona hab ich auf den Typen angesetzt, weil der eine Schwester in Kitzbühel drüben hat, die besucht er alle zwei Wochen mal. Da sieht das unauffälliger aus, wenn er eine Frau kennenlernt und mit der über alles Mögliche redet. Was wir bisher wussten, das ist, dass hier das übliche Kroppzeug unterwegs ist. Und dass eine Handvoll Wirte erpresst wird, mit der Schutzgeldmasche, das ist auch nichts wirklich Neues. Dass die hier aber gleich innerhalb von vierzehn Tagen zwei von den Wirten umbringen, das passt nicht ins Raster. Da kommen wir jetzt ins Spiel: Die erpressen nicht nur, die dealen auch. Und zwar mit einem neuen, so reinen Stoff, dass es ein paar von den hiesigen Junkies ruck, zuck ins Paradies befördert hat.«
    »Wo kommt der Stoff her, aus dem Osten?«, fragt der Stocker.
    »Nein, das ist es ja.« Zuckerhahn nimmt einen weiteren Schluck, wischt sich etwas Schaum vom Mund und sagt: »Wir glauben, die machen den Stoff hier selber. Die haben sich einen guten Chemiker mitgebracht. Ist ja heutzutage nicht schwer, so einen zu finden. Ich vermute, die machen ein synthetisches Opioid. Das geht alles mit einfacher Chemie und einem sauberen Küchentisch. Das heißt volle Kontrolle und kein Risiko mit Schmuggel. Jetzt kommt das österreichische BK und sagt, hier bei uns in der Kitzbüheler Ecke, da ist jede Menge los. Die Klitschkos trainieren in Going beim ›Stanglwirt‹. Politiker mit Familie sind da und so weiter. Natürlich haben die ihre eigene Security vor Ort, und die örtliche Polizei ist richtig gut und auch präsent. Aber stell dir nur vor, da passiert, sagen wir mal, in Kufstein irgendwas Größeres mit dieser neuen Droge. Das geht durch die Weltpresse. Dann können die Nobelwirte erst mal dichtmachen. Nein, nicht dichtmachen, aber die Superprominenz, die bleibt für einige Zeit weg. Also darf das Zeug gar nicht erst da drüben ankommen. Der Schmittel glaubt mittlerweile auch, der Stoff kommt von hier, und die Italiener vertreiben den, meint er. Da sollen wir einhaken.«
    »Wie viel können die in Heimarbeit produzieren, was denkst du?«
    »So zwischen eineinhalb und drei Kilo in der Woche, schätze ich«, sagt der Zuckerhahn und winkt der Bedienung. »Und weißt du was? Der Stoff ist drei Mal stärker als das Heroin, das hier sonst so auf der Straße ist, sagt unser Labor. Wir haben ein paar Proben reinbekommen im Lauf der letzten Wochen.«
    »Wollen die Herren was essen?« Die Lisa, die immer noch fix und fertig ist, dass bei ihnen in der Wirtschaft der tote Volksschauspieler sitzt, die denkt sich: Wenn der jetzt was zum Essen bestellt, dann ist der kein Geist.
    »Wie ist denn das Gulasch? Gut?«, sagt der Zuckerhahn und zeigt auf die Karte.
    »Das? Ist einsame Spitze. Ist aber leider aus. Nehmen ’S doch die gebratene Renke. Die kommt sogar von hier.« Die Lisa beugt sich schräg von hinten über den Zuckerhahn und blinzelt dem Stocker dabei zu. »Das sind Eins-a-Chiemseerenken, und nicht die launischen Biester aus dem Starnberger See, die die ganze Zeit beim Schwimmen das Maul offen haben. Deswegen schmecken die auch wässriger. Oder auch zu empfehlen: das gebratene Rinderherz. Ganz frisch. Von dem hat der Chef vor zehn Minuten grad noch ein EKG gemacht. Darf’s in der Zwischenzeit noch ein Bier sein?«
    »Nein«, sagt der Zuckerhahn, »eins reicht. Bier hat nämlich zu viele weibliche Hormone. Nach einer Maß reden Männer blödes Zeug, und nach zwei können sie nicht mehr rückwärts einparken. Bringen Sie mir bitte ein Wasser.« Und zum Stocker gewandt: »Jetzt
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